Ein generelles Tabak-Werbeverbot wird heute von der Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz gutgeheissen. Sie wünscht sich damit eine strengere Regulierung als im Entwurf zum neuen Tabakproduktegesetz vorgesehen ist, heisst es in einer Medienmitteilung von Sucht Schweiz. Ein umfassendes Tabak-Werbeverbot sei wichtig, fordert die Präventionsstiftung, denn Teilverbote führten dazu, dass die Tabakkonzerne die Werbegelder in Bereiche verschieben würden, in denen Werbung, Sponsoring und Promotion weiterhin erlaubt seien.
Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat am 25. August eine repräsentative Studie publiziert bei der im Jahr 2014 rund 5.000 Personen bezüglich politischer Massnahmen zur Tabakprävention befragt wurden. Laut Sucht Schweiz freuen sich die Mitglieder der Allianz für ein starkes Tabakproduktegesetz, dass die zur Suchtprävention nötigen Massnahmen von der Mehrheit der Bevölkerung verstanden und unterstützt werden, und dies mit steigender Tendenz. Ein generelles Werbeverbot für Tabak wird demnach von 53 Prozent der Befragten unterstützt und von 45 Prozent abgelehnt. Seit der Umfrage 2012 ist die Zustimmung für ein generelles Werbeverbot von knapp 48 auf 53 Prozent im Jahr 2014 gestiegen.
Dies sei als klares Signal an die Politik zu werten, denn die Bevölkerung gehe bei der Einschränkung der Tabakwerbung weiter als der Bundesrat, so die Stiftung. Im Entwurf des neuen Tabakproduktegesetzes soll nur die Werbung auf Aussenplakaten, in Printmedien sowie im Kino verboten werden. Aktivitäten im Bereich Sponsoring und Verkaufsförderung, einschliesslich jener an den Verkaufsstellen, wären weiterhin weitgehend möglich.
Umfassendes Vermarktungsverbot reduziert Tabakkonsum
Diese Haltung der Mehrheit der Bevölkerung deckt sich laut der Präventionsstiftung mit den Forderungen, die Mitglieder der Allianz seit längerem stellen. Die Schweiz habe bereits im Jahr 2004 die WHO-Rahmenkonvention zur Eindämmung des Tabakgebrauchs unterzeichnet, sei aber eines der letzten europäischen Länder, das diese noch nicht ratifiziert habe. Dieses Abkommen beinhaltet: keine Werbung, kein Sponsoring und auch sonst keine Promotionsmassnahmen für Tabakwaren. Studien hätten gezeigt, dass ein umfassendes Vermarktungsverbot das Rauchen reduzieren könne.
Tabakindustrie verlagert Promotionsaktivitäten in andere Kanäle
Dass sämtliche Lebensbereiche frei von Tabakwerbung würden, sei nötig, weil die Zigarettenhersteller ihre Promotionsaktivitäten bei Teilverboten in andere Kanäle verlagern würden, so Sucht Schweiz, und zwar meist dorthin, wo sie sehr junge Menschen erreichten: Mit Gratismustern und Wettbewerben, an Privatparties, auf Einladungen zu Veranstaltungen, mit individuellen Mails, in Social Media. Dies habe eine Untersuchung des Centre d’information pour la prévention du tabagisme CIPRET nachgewiesen.
Sucht Schweiz fordert, dass ein Produkt, das stark abhängig macht und allein in der Schweiz pro Jahr 9.000 Todesopfer fordert, nicht mit Werbung gefördert werden dürfe. Die Politik sei nun gefordert, den Willen der Bevölkerung ernst zu nehmen.
Mehrheit begrüsst Preiserhöhung für Zigaretten
58 Prozent der Bevölkerung würden laut Bundesamt für Gesundheit BAG eine Erhöhung des Preises pro Zigarettenpackung / Schachtel von heute 8.20 Franken auf 9.10 Franken bis in einem Jahr begrüssen.
Kennzahlen zum Tabakkonsum in der Schweiz
• Der Raucheranteil liegt heute nach den Ergebnissen von Suchtmonitoring Schweiz bei 25 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren.
• Die Hälfte der Erwachsenen, die gewohnheitsmässig rauchen, stirbt vorzeitig an tabakbedingten Krankheiten. Dies sind in der Schweiz jährlich mehr als 9.000 Personen.
• 57 Prozent der Rauchenden beginnen als Minderjährige mit täglichem Tabakkonsum.
• Im Jahr 2000 entstanden durch das Rauchen materielle Kosten von schätzungsweise 5,5 Milliarden Franken.
• Rauchen verschlechtert den allgemeinen Gesundheitszustand. Rauchende fehlen häufiger und länger am Arbeitsplatz und beanspruchen öfter medizinische Dienste.