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Neuapostolische Kirche schliesst sich gegenseitiger Taufanerkennung an

Bern/Schweiz | 09.07.2021 | APD | Ökumene

Fotolegende: (v.l.n.r): Bischof Patrick Streiff, Ev.-methodistische Kirche; Reverend Adèle Kelham, Church of England; Pfarrer Christoph Schuler, Christkatholische Kirche (als Moderator der Feier); Bischof Felix Gmür, Schweizer Bischofskonferenz; Bezirksapostel Jürg Zbinden, Neuapostolische Kirche Schweiz; Pfarrer Jörg Winkelströter, Ev.-lutherische Kirche; Pfarrerin Rita Famos, Ev.-reformierte Kirche Schweiz; Pfarrer Daniel Konrad, Christkatholische Kirche (Liturg); Bischof Harald Rein, Christkatholische Kirche.

2016 hat die Neuapostolische Kirche (NAK) in der Schweiz über die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz AGCK.CH das Gesuch gestellt, sich der Erklärung von Riva San Vitale/TI zur gegenseitigen Taufanerkennung von 2014 anzuschliessen. Das Gesuch wurde von den sechs Kirchen angenommen, die damals die Erklärung unterzeichnet hatten. Am 8. Juli wurde in der Bruder-Klaus-Kirche in Bern die gegenseitige Taufanerkennung von den Leitungen der Neuapostolischen Kirche Schweiz und der anderen sechs Kirchen unterzeichnet.

Kirchen, welche die gegenseitige Taufanerkennung 2021 unterschrieben haben
Die gegenseitige Taufanerkennung wurde von Bezirksapostel Jürg Zbinden, Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Schweiz, Rita Famos für die Evangelisch-Reformierte Kirche in der Schweiz, Felix Gmür für die Bischofskonferenz, Adèle Kelham für die Anglikanische Kirche in der Schweiz, Patrick Streiff für die Methodistische Kirche, Harald Rein für die Christkatholische Kirche und Jörg Winkelströter für den Bund Lutherischer Kirchen in der Schweiz und Liechtenstein unterschrieben.

Ökumenische Öffnung der Neuapostolischen Kirche
«Dieses wichtige Zeichen der Einheit wurde dadurch ermöglicht, dass bereits 2002 ein Dialog mit der Neuapostolischen Kirche (NAK) zu Fragen der Theologie und des Glaubens begonnen und in der dafür eingesetzten Gesprächskommission von 2014 bis 2019 intensiv fortgesetzt wurde», schreibt die AGCK.CH. Die NAK habe sich in diesen Jahren zunehmend ökumenisch geöffnet, ihre Sakramententheologie präzisiert und einen Katechismus veröffentlicht, der ihre lehrmässigen Grundlagen geklärt habe. Somit sei einer gegenseitigen Anerkennung der Taufe nichts mehr im Wege gestanden.

In seiner Bekundung im Rahmen des Gottesdienstes zur Unterzeichnung ging Bezirksapostel Jürg Zbinden auf die Entwicklung ein: «Ich freue mich sehr über diesen Schritt des christlichen Miteinanders, welcher die verbindende Kraft in der Kirche Christi in den Vordergrund stellt und bin bewegt und dankbar, dass ich heute als Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche Schweiz hier in der Kirche Bruder Klaus die gegenseitige Anerkennung der Taufe gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der anderen Kirchen unterzeichnen kann.»

Bemühungen, die Einheit der Taufe wiederherzustellen
Die AGCK.CH schreibt in der Medienmitteilung: «Die christliche Taufe gründet im Wirken von Jesus von Nazareth, in seinem Tod und seiner Auferstehung. Sie ist die Eingliederung in Christus. Die verschiedenen Praktiken der Taufe sind eine Teilnahme an der einen Taufe. Die Notwendigkeit, die Einheit der Taufe wiederherzustellen, ist daher von zentraler Bedeutung für die ökumenische Arbeit; sie ist auch von zentraler Bedeutung für das Leben einer authentischen Gemeinschaft innerhalb der christlichen Gemeinschaften. Die Taufe ist ein unwiederholbarer Akt. Mit der Unterzeichnung der Erklärung von Riva San Vitale «zur gegenseitigen Taufanerkennung» setzen die Kirchen ein wichtiges Zeichen für die in Christus gegründete Einheit der Taufe.

Die Taufe wird mit Wasser durchgeführt, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Bei der Durchführung der Taufe sind die Kirchen verpflichtet, den symbolischen Wert des Wassers ernst zu nehmen. Der Akt drückt die Tatsache aus, dass der Christ in der Taufe an Tod, Begräbnis und Auferstehung Christi teilhat. Das Neue Testament betont die ethischen Implikationen der Taufe, indem es sie als eine Reinigung des Herzens von aller Sünde darstellt. Die Taufe besiegelt unsere gemeinsame Verpflichtung zur Nachfolge Christi. Durch ihre eigene Taufe werden Christinnen und Christen in die Einheit mit Christus, mit jedem anderen Christmensch und mit der Kirche aller Zeiten und Orte geführt.»

Kirchen der AGCK.CH, welche die Taufanerkennung 2014 nicht unterzeichneten
Heilsarmee
In der 2014 veröffentlichten Erklärung zur gegenseitigen Taufanerkennung von Riva San Vitale begründeten die Heilsarmee und der Bund der Baptisten, weshalb sie das Dokument nicht signierten. Die Heilsarmee unterzeichnete die „Erklärung zur gegenseitigen Anerkennung der Taufe“ nicht, da sie dieses Ritual nicht anwende. Die Heilsarmee „ist aber weiterhin bestrebt, im ökumenischen Miteinander an der sichtbaren Einheit der Kirche Jesu Christi weiterzuarbeiten. Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus vereint uns und verbindet uns über das unterschiedliche Verständnis der Taufe hinaus.“

Baptisten
Die Baptisten schrieben zur Begründung, dass sie als kongregationalistische Bewegung keine hierarchisch verfasste Kirche seien und weder ein Lehramt noch für die Gesamtkirche bindende Dokumente hätten. „Baptisten können der Erklärung insoweit zustimmen, als sie sich auf die Taufe der Umkehr und des Glaubens bezieht. Ein sakramentales Verständnis der Taufe, die an unmündigen Kindern vollzogen wird, können sie nicht mit ihrem Verständnis der Taufe im Neuen Testament in Einklang bringen. Ihm fehlen Umkehr, Glaube und Freiheit der Verantwortung als konstitutive Elemente“, heisst es in der Stellungnahme des Bundes Schweizer Baptistengemeinden, die in der Erklärung publiziert wurde. Sie könnten diese Erklärung nicht unterschreiben, seien aber „im ökumenischen Miteinander bestrebt, an der sichtbaren Einheit der Kirche Jesu Christi weiterzuarbeiten“.

Orthodoxe Kirchen
Die orthodoxen Kirchen in der Schweiz seien an der Erarbeitung der Erklärung von 2014 beteiligt gewesen, schrieb damals die AGCK.CH. Die orthodoxen Kirchen schrieben, dass sie die Erklärung aus Rücksicht auf ihre Mutterkirchen aber nicht unterzeichnen könnten. Ihre Situation als „Kirchen in der Diaspora“ erschwere eine gemeinsame Entscheidung. Die orthodoxen Kirchen der Schweiz würden aber in der Praxis die Taufe der unterzeichnenden Kirchen anerkennen.

Adventisten
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist Gastmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz und teilt das Taufverständnis der Baptisten. Die Adventisten sind im 19. Jahrhundert durch die Siebenten-Tags-Baptisten mit dem biblischen Taufverständnis – der Mündigentaufe - und auch mit dem Samstag (Sabbat) als biblischem Ruhetag konfrontiert worden. Nachdem sie sich davon überzeugten, dass beides dem neutestamentlichen Vorbild entspricht, übernahmen sie die Taufe Glaubender und den Sabbat in ihre Glaubensüberzeugungen.

Erste gegenseitige Taufanerkennung der Kirchen in der Schweiz 1973
Mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta Oecumenica im Jahr 2005 verpflichteten sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH), sich für die gegenseitige Taufanerkennung einzusetzen. Die drei Landeskirchen – Römisch-katholische Kirche, Christkatholische Kirche und Evangelisch-reformierte Kirche - hatten sich bereits 1973 dazu verpflichtet. Einundvierzig Jahre später, am 21. April 2014, unterzeichneten sechs Mitgliedskirchen der AGCK.CH die Erklärung von Riva San Vitale. Mit der Neuapostolischen Kirche ist 2021 ein siebter Unterzeichner hinzugekommen.

Erklärung von Riva San Vitale (2014): «Gegenseitige Anerkennung der Taufe»:
https://agck.ch/wp-content/uploads/2018/10/Erkl%c3%a4rung-Riva-San-Vitale.pdf

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