Pastor Ted Wilson bei der Predigt in Saignelégier. © Foto: Michael F. Schroth

«Toujours en mission» - Konferenz zu 150 Jahren adventistischer Mission in der Schweiz

Saignelégier/Schweiz | 08.07.2024 | APD | Schweiz

Am 6. Juli fand in Saignelégier unter dem Motto «Toujours en mission» eine Konferenz der Adventisten in der Schweiz zum Gedenken an John Nevins Andrews statt. Er war der erste aus den USA nach Europa offiziell entsandte Missionar der Kirche.

In der Halle Marché Concours in Saignelégier (Jura) fanden sich zur Tagung unter dem Motto «Toujours en mission» rund 960 adventistische Christen und Christinnen aus der Westschweiz, dem Tessin und der Deutschschweiz ein.

John Nevins Andrews
Pastor Olivier Rigaud, Kirchenleiter der Adventisten in der Romandie und im Tessin sowie Stephan Sigg, Kirchenleiter in der Deutschschweiz, eröffneten die Konferenz zu 150 Jahren adventistischer Mission in der Schweiz. «Diese Erinnerung bietet die Gelegenheit, über die eigene Geschichte und Identität nachzudenken, den zurückgelegten Weg zu feiern und vor allem unser Engagement beim Weitergeben der guten Nachricht zu erneuern», sagte Sigg.

In einer Kurzbiografie stellte Stephan Sigg den ersten offiziell entsandten Missionar der Kirche, John Nevins Andrews (1829-1883) vor. Er wirkte von 1876 bis zu seinem Tod 1883 (in Basel) in Europa. Andrews gab die Zeitschrift «Les Signes des Temps» (Zeichen der Zeit) heraus und half unter anderem auch dabei die ersten Kirchgemeinden der Adventisten in Deutschland (Solingen und Vohwinkel) zu gründen. In der differenzierten Darstellung wies Sigg auf positive und problematische Aspekte des Wirkens von J. N. Andrews in Europa hin u.a. auf seine Differenzen mit der Kirchenleitung in den USA über die richtige Vorgehensweise in Europa.

Ein ausführlicher Artikel über John Nevins Andrews kann auf Englisch in der Enzyklopädie der Siebenten-Tags-Adventisten konsultiert werden:
https://encyclopedia.adventist.org/article?id=C8VX

Predigt von Ted Wilson zum Konferenzmotto «Toujours en mission»
Pastor Ted Wilson, Präsident der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), zog im Sinne des Konferenzmottos «Toujours en mission» eine Parallele vom Wirken des Missionars J. N. Andrews zum Alltag der Zuhörenden: Sie stünden in der gleichen Mission, wie Andrews. Der zentrale Fokus adventistischer Mission bestehe darin, Jesus Christus darzustellen. Jesus wirke auf Menschen anziehend, so Wilson. Es sei wichtig, auf Jesus Christus fokussiert zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Am Ende der Predigt lancierte er die Idee, dass sich alle Zuhörenden vornehmen, im kommenden Jahr eine Person mit Jesus bekannt zu machen.

Vorstellung einer Missionarsfamilie für die Schweiz
Am Ende des Gottesdienstes wurden Jonathan und Abigail Contero als Missionarsfamilie im Raum Genf vorgestellt und mit einem Segensgebet ausgesandt. Jonathan wird als Pastor und Evangelist in einem «Centre d’influence» (Impulszentrum) wirken. Zuvor lebte die Familie elf Jahre in Madrid, wo Jonathan die Cero-Gemeinde gegründet hat. Er ist zudem stellvertretender Direktor des Zentrums für säkulare und nachchristliche Mission der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz).

Michael B. Czechowski - Wegbereiter der adventistischen Mission in Europa
Die Referate am Nachmittag waren dem Wirken des Polen Michael Belina Czechowski (1818-1876) gewidmet sowie der Frage, welche Faktoren zur Gründung der adventistischen Gruppe in Tramelan beigetragen haben.

Pastor Jacques Frei stellte Michael Belina Czechowski, den ehemaligen römisch-katholischen Priester vor, der wegen politischen Aktivitäten auswandern musste, in Solothurn heiratete, in Brüssel als Buchbinder arbeitete, in London die Baptisten kennenlernte und in New York unter französischsprechenden Kanadiern als Pastor wirkte. Nachdem er die Adventisten kennenlernte, arbeitete er in Kanada als Pastor und reiste in die Waldensertäler nach Italien und vor dort in den Jurabogen in die Schweiz, wo er im Selbstverlag missionarische Schriften herausgab und es in Tramelan zur Gründung einer adventistischen Gruppe kam. Er verliess dann die Schweiz, um in Osteuropa zu wirken und starb an Erschöpfung in Wien.

Czechowski war der erste adventistische Missionar in Europa, der aber auf Eigeninitative und nicht im Auftrag der Kirche wirkte und dennoch Wegbereiter der offiziellen Missionstätigkeit der Kirche in Europa war, die durch John Nevins Andrews angestossen wurde.

Pastor Benjamin Calmant hat in Kleinarbeit recherchiert, wie es in Tramelan zur Gründung der ersten adventistischen Gruppe kam. Demnach präsentierte Czechowski auf dem Marktplatz in Tramelan sein Glaubensverständnis und konnte seinen Zimmervermieter davon überzeugen. Dann verbreitete sich das adventistische Glaubensverständnis über soziale Kontakte, Netzwerke und Druckerzeugnisse.

Telebielingue hat am 7. Juli einen Kurzbericht über die Konferenz veröffentlicht: «150 Jahre Adventisten in Tramelan», ab 4:54:
https://web.telebielingue.ch/de/sendungen/info/2024-07-07

Adventisten
Die Adventisten in der Schweiz sind nach dem Vereinsrecht organisiert und teilen sich in zwei Kirchenregionen: die Deutschschweizerische Vereinigung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (DSV), mit Sitz in Zürich und die Fédération des Eglises Adventistes du 7e jour de la Suisse romande et du Tessin (FSRT), mit Sitz in Renens/VD. Beide Verwaltungsregionen bilden gemeinsam die Schweizer Kirchenleitung, die Schweizer Union, mit Sitz in Zürich.

Adventistische Institutionen und Werke in den Sprachregionen
Die Adventisten in der Schweiz führen die Privatschulen A bis Z in Zürich und Reinach/AG, sowie eine in Genf, zwei Jugendhäuser, in St. Stephan/BE und Les Diablerets/VD, drei Alters- und Pflegeheime in Krattigen/BE, Oron-la-Ville und Epalinges bei Lausanne, den Advent-Verlag Schweiz in Krattigen/BE sowie eine Versandstelle für französische Bücher in Renens/VD. Im Weiteren unterhalten sie das Hope Bibelstudien-Institut (HBI) und das Religionspädagogische Institut (RPI) in Zürich sowie das Institut d'Etude de la Bible par Correspondance (IEBC) in Renens.

In Gland/VD befindet sich die Klinik La Lignière, die auf Rehabilitation bei Herz-Kreislauferkrankungen, neurologischen, orthopädischen und rheumatischen Erkrankungen sowie auf Nachbehandlung bei Krebs spezialisiert ist.

Gesamtschweizerische Institutionen der Adventisten
Zu den gesamtschweizerischen Werken zählt die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Schweiz mit Sitz in Zürich. Das Büro befindet sich in Aarau. ADRA Schweiz ist ein ZEWO-zertifiziertes Partnerhilfswerk der Glückskette. Das Hilfswerk ist in der Schweiz mit rund 30 Ortsgruppen im sozialen Bereich tätig und unterhält diverse ADRA Shops (Bern, Biel/Bienne, Bürglen, Genf, Yverdon, Zürich), die Güter des täglichen Bedarfs an Bedürftige abgeben. Im Ausland arbeitet ADRA Schweiz mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, primär mit Katastrophen- und Entwicklungshilfeprojekten.

Der Adventistische Pressedienst APD Schweiz, Basel, richtet seine Dienste vor allem an säkulare und kirchliche Medien.

Die Schweizerische Liga Leben und Gesundheit (LLG), Zürich, bietet mit ihren Seminaren in rund 40 Ortsgruppen ganzheitliche Gesundheitsförderung an: körperlich, seelisch, spirituell und sozial.

Ökumenische Kontakte
Die Adventisten in der Schweiz sind Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) und haben den Gaststatus in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH). Die Adventisten in der Deutschschweiz haben im Dachverband Freikirchen Schweiz den Beobachterstatus. In drei kantonalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen sind sie Mitglieder und in drei weiteren haben sie den Gaststatus.

Webseite der Adventisten in der Deutschschweiz: www.adventisten.ch
Webseite der Adventisten in der Romandie und im Tessin: www.adventiste.ch

Statistiken zu den Adventisten in der Schweiz:
https://adventisten.ch/kontakt/presse/

Adventisten weltweit
Die weltweite Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die in 212 Ländern und Gebieten vertreten ist, verzeichnete laut der letzten Statistik eine Zunahme der Mitgliederzahlen zwischen 2012 und 2022 von 17,5 Millionen auf 22,2 Millionen. Die meisten Mitglieder leben in Afrika (9,8 Millionen), gefolgt von Lateinamerika (6,2 Millionen), Asien (4,2 Millionen), Nordamerika (1,3 Millionen), Europa (317.000) und Australien/Neuseeland (85.000).

Statistiken zu den Adventisten weltweit:
https://www.adventistarchives.org/quick-statistics-on-the-seventh-day-adventist-church

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