Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat die Behandlung der orthodoxen Kirche in der Türkei mit deutlichen Worten kritisiert. In einem Interview des US-Senders CBS bejahte der Patriarch die Frage, ob er sich "gekreuzigt" fühle. Es sei kein Verbrechen, als Minderheit in der Türkei zu leben: man fühle sich aber als zweitklassig. "Wir haben nicht das Gefühl, die vollen Rechte als türkische Bürger zu haben", so der Patriarch in der Sendung "60 Minuten", die am 20. Dezember ausgestrahlt wurde.
Der türkischen Regierung wirft Bartholomaios I. nach Angaben des Fernsehsenders vor, sie wolle das Patriarchat aufgelöst oder ins Ausland umziehen sehen. Das werde jedoch nicht geschehen. Die religiösen Minderheiten in der Türkei sähen sich zahlreichen juristischen Schwierigkeiten gegenüber, etwa in Eigentumsfragen oder beim Rechtsstatus.
So kämpfe das Ökumenische Patriarchat etwa um eine Wiedereröffnung seines Priesterseminars Chalki. Es wurde 1971 im Zuge eines Verbotes privater Hochschulen in der Türkei geschlossen. Wegen der fortdauernden Schliessung sehe sich das Patriarchat in seiner Existenz bedroht. Nach türkischen Vorschriften dürfe das Patriarchenamt nur von einem türkischen Staatsbürger bekleidet werden, der zudem in Istanbul leben müsse. Solange das Seminar geschlossen sei, könne kein geistlicher Nachwuchs ausgebildet werden.
Die türkische Regierung äusserte sich "enttäuscht und verärgert" über die jüngste Aussagen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.. Dieser hatte die Behandlung der orthodoxen Kirche in der Türkei mit deutlichen Worten kritisiert und in einem Interview des US-Senders CBS die Frage bejaht, ob er sich "gekreuzigt" fühle. Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu meinte dazu, er hoffe, dass Bartholomaios dieser Satz nur "herausgerutscht" sei, wie die regierungsnahe Zeitung "Zaman" am 21. Dezember in ihrer Internetausgabe berichtete.
Als Angehöriger einer Minderheit fühle man sich in der Türkei als zweitklassig, hatte Bartholomaios I. erklärt. "Wir haben nicht das Gefühl, die vollen Rechte als türkische Bürger zu haben", so der Patriarch. Minister Davutoglu meinte dazu in einer Pressekonferenz am Wochenende, die türkische Regierung betrachte die Aussage des Patriarchen als "extrem unglückliche Metapher". In der Türkei habe es nie Kreuzigungen gegeben und werde es nie geben. Er könne nicht verstehen, wie diese "reife Persönlichkeit" und eine solche Formulierung zusammenpassten, betonte Davutoglu und verwies darauf, dass die Geschichte der türkischen Nation auf religiöser Toleranz basiere.