Deutsche Freikirchen befassen sich mit dem Begriff „evangelisch“

Wustermark-Elstal bei Berlin/Deutschland | 24.11.2010 | APD | Freikirchen

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hat während ihrer Mitgliederversammlung im baptistischen Bildungszentrum Elstal bei Berlin den Freikirchlichen Bund der Gemeinde Gottes (FBGG) als Mitglied aufgenommen. Der FBGG war seit dem Jahr 2000 Gastmitglied der VEF. Er vereint in Deutschland 2.200 Mitglieder in 27 Gemeinden. Seinen Ursprung hat der Bund im Entstehen der Bewegung „Gemeinde Gottes“ um 1880 in den USA. In der Bundesrepublik unterhält der FBGG in Fritzlar bei Kassel seine Ausbildungsstätte und das Kinderhilfswerk „Gobal Care“. Die Zentrale seines Missionswerkes befindet sich in Wietzendorf bei Soltau. Weitere Informationen über die Freikirche sind im Internet unter www.fbgg.de zu finden.

Erneut befasste sich die Mitgliederversammlung mit der Interpretation des Begriffs „evangelisch“ im Verhältnis der evangelischen Freikirchen zu den evangelischen Landeskirchen. Ausgangspunkt für das Gespräch war die Leuenberger Konkordie, die grundlegende theologische Vereinbarung der evangelischen Kirchen von 1973. „Es geht nicht darum“, betonte die Vorsitzende der VEF, Bischöfin Rosemarie Wenner, „dass wir der Leuenberger Kirchengemeinschaft beitreten. Wir können anhand dieses Grundlagentextes jedoch zeigen, dass es Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums zwischen den VEF-Kirchen und den evangelischen Landeskirchen gibt.“ Bischöfin Wenner hofft, dass dies die Basis für weitere Gespräche, vor allem im Hinblick auf die Erteilung von evangelischem Religionsunterricht an staatlichen Schulen durch freikirchliche Lehrkräfte, verstärke.

Die VEF-Mitgliederversammlung kritisierte die Äusserung von Professor Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), der kürzlich unter Bezug auf eine Studie seines Hauses in der von „Phoenix“ ausgestrahlten Fernsehsendung „Tacheles“ behauptet habe, dass Kinder in freikirchlichen Familien besonders häufig körperliche Züchtigung erleiden würden. Auf Rückfrage hätte Pfeiffer bestätigt, dass die Studie keinerlei Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Freikirchen ermögliche. Extreme Splittergruppen, separatistische freikirchliche Gemeinden und die etablierten Freikirchen fänden sich daher „in einer gemeinsamen Schublade wieder“, so die VEF. Das Ergebnis der Studie nähre daher lediglich pauschale Vorurteile. Gleichwohl habe die Mitgliederversammlung die Erklärung des Vorstandes bekräftigt, in der es heisst: „Der Prozess der selbstkritischen Überprüfung hat zu jeder Zeit in allen VEF-Kirchen zu erfolgen, um dem unbedingten Schutz aller Kinder und Jugendlichen vor jeder Form von Gewalt mit aller Aufmerksamkeit zu entsprechen.“

In der 1928 gegründeten Vereinigung Evangelischer Freikirchen sind zehn Mitglieds- und vier Gastkirchen vertreten. Die VEF wird von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet, dessen Präsidentin Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, ist. Die VEF vertritt nach eigenen Angaben etwa 270.000 evangelische Christen in Deutschland. Die nächste Mitgliederversammlung findet am 12. April in Kassel statt. Dann soll auch ein neuer Vorstand gewählt werden.

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