Vom 28. Juni bis 1. Juli 2011 fand in Silver Spring (Maryland/USA) der erste theologische Dialog der beiden Konfessionsfamilien statt. Die gemeinsamen Beratungen zum Thema „Christsein in der heutigen Welt“ standen unter der Leitung von Pastor Danisa Ndlovu, Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz und Dr. William G. Johnsson, Direktor des Rates für zwischenkirchliche und interreligiöse Angelegenheiten der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten.
Bei der ersten bilateralen Gesprächsrunde, die von beiden Seiten als „freundlich, informativ und offen“ bezeichnet wurden, äusserten sich die Kirchenvertreter zu verschiedenen Themen wie Frieden, Gewaltlosigkeit und Militärdienst, Jüngerschaft und Nonkonformität, Gesundheit, Heilung, Ökologie sowie Wesen und Auftrag der Kirche. Den Grundsatzreferaten folgten theologische Diskussionen zu diesen Fragen.
Gemäss der gemeinsam herausgegebenen Erklärung habe die Gesprächsrunde ermöglicht „ehrlich und offen über Herausforderungen beider Kirchen im Bereich der Nonkonformität gegenüber der Welt“ zu sprechen. Es seien auch die Schwierigkeiten angesprochen worden, in einer Kultur Zeugnis abzulegen, in der „der Individualismus und ein sinkendes Bewusstsein für die traditionellen Lehren und Praktiken des Christentums dominieren.“
„Die Konsultation mit den Vertretern der täuferischen Konfessionsfamilie der Mennoniten gehört zu den ergiebigsten, an denen ich teilgenommen habe“, sagte der Ko-Vorsitzende, Pastor Dr. William G. Johnsson. „Mennoniten und Adventisten haben vieles gemeinsam, was Lehre und Praxis anbetrifft. Wir fanden schnell zu einem guten christlichen Miteinander.“
„Wenn wir mit Vertretern anderer Kirchen diskutieren, gewinnen wir von ihnen und ihrem Glauben ein besseres Verständnis“, sagte Pastor Dr. John Graz, Direktor für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirchenleitung. „Gleichzeitig haben wir die Möglichkeit, adventistische Ansichten und Werte aus erster Hand weiter zu geben und Missverständnisse auszuräumen. Wir können dabei Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten, beispielsweise um die Religionsfreiheit zu fördern und zu verteidigen oder um uns für Frieden und Versöhnung einzusetzen“, so Graz.
Der Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz, Pastor Danisa Ndlovu, dankte den Adventisten als Gastgeber der bilateralen Gespräche. „Von Menschen, die man aus der Ferne sieht, kann man nicht sagen, dass man sie kennt“, betonte Pastor Ndlovu. „Aber ist ganz anders, wenn man aber mit ihnen zusammensitzt und Ideen austauscht. Jetzt können wir sagen: Wir kennen uns!“
Obwohl noch kein Termin für ein weiteres Gespräch vereinbart wurde, hätten Vertreter beider Konfessionsfamilien die Wichtigkeit betont, die Gespräche fortzusetzen, um weitere theologische Fragen wie Sabbat, Gottesdienst, Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) und Auslegung der Heiligen Schrift zu behandeln.
Die Mennonitische Weltkonferenz (MWC) vertritt 99 nationale Mennonitische- und „Brüder in Christo“-Kirchen mit insgesamt 1.5 Millionen Mitgliedern. Die Mennoniten, deren Wurzeln bis zu den Wiedertäufern in die Reformationszeit des 16. Jahrhunderts zurückreichen, sind heute weithin bekannt für ihren Einsatz als Friedensstifter, ihren Standpunkt als Kriegsdienstverweigerer und ihre Beteiligung bei der Konfliktlösung auf nationaler und internationaler Ebene. Die evangelische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist mit rund 17 Millionen erwachsen getauften Mitgliedern in 206 Ländern vertreten.