Der ehemalige Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der methodistische Pastor Philip Alford Potter, ist im Alter von 93 Jahren in der Nacht zum 31. März in Lübeck gestorben. Er war von 1972 bis 1984 als dritter Generalsekretär des Weltkirchenrates tätig und zugleich der erste Vertreter aus einem Entwicklungsland in diesem Amt, schreibt Christian Schäffler in CBS KULTUR INFO.
Geboren wurde Philip Potter am 29. August 1921 in Roseau auf der Karibik-Insel Dominica. Nach seinem Studium in Kingston/Jamaika und London war Potter in der christlichen Studentenbewegung SCM aktiv. Im Jahre 1950 ging er für vier Jahre als Methodisten-Pastor nach Haiti. Im Anschluss arbeitete er verschiedenen Funktionen beim ÖRK.
Während Potters Amtszeit (1972-1984) wurden 1982 die herausragenden Konvergenzerklärungen von Lima (Peru) veröffentlicht. Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des ÖRK erreichte mit dem so genannten "Lima-Papier" einen bemerkenswerten Grad der Übereinstimmung hinsichtlich der Taufe, der Eucharistie und des Amtes.
Der Weltkirchenrat hat unter Philip Potter einen entschlossenen Versuch gemacht, die christliche Basis als Träger der ökumenischen Inspiration und Aktion zu aktivieren und zu mobilisieren. Der methodistische Pastor überzeugte westliche Theologen und Kirchen, dass der Reichtum der anderen Kulturen auch für sie eine Bereicherung sein könnte. „Potters Vision eines universalen Dialogs der Kulturen führte aus der nordatlantischen Gefangenschaft der ökumenischen Theologie", so der mennonitische Theologe Fernando Enns.
Sein Leitungsamt hat Potter immer auch politisch verstanden. „In der einen Hand die Bibel, in der anderen die Zeitung", war sein Motto. Besonderes engagiert war er im Kampf gegen den Rassismus - auch in den Kirchen. Die Universität Hamburg verlieh Potter 1971 seinen ersten Ehrendoktor. Weitere Ehrendoktorwürden folgten von der Universität Kapstadt/Südafrika, der University of the West Indies Kingston/Jamaika, der Theologischen Fakultät der Universität Uppsala/Schweden, der Humboldt-Universität zu Berlin (DDR) und der Universität Wien. 1986 folgte der japanische Friedenspreis der buddhistischen Niwano Peace Foundation.
Potter, dessen erste Frau 1980 verstarb, heiratete 1985 Bärbel Wartenberg-Potter. Nach seiner Pensionierung 1984 zogen die beiden nach Jamaika, wo sie an der Universität in Kingston Theologie lehrten. Als seine Frau 2001 zur Bischöfin von Lübeck gewählt wurde zogen sie zusammen nach Lübeck.