Anlässlich der Feier zum 150-jährigen Bestehen der Heilsarmee hat diese am 24. Oktober christliche Medien- und Kirchenvertreter nach Bern eingeladen. Thema des Treffens waren die gemeinsamen Interessen und Standpunkte der verschiedenen Kirchen und Denominationen in Bezug auf die Herausforderungen und Chancen im 21. Jahrhundert. André Cox, Heilsarmee-General und Leiter der internationalen Heilsarmee, rief dazu auf, in gesellschaftlichen Herausforderungen keine Bedrohung, sondern eine Chance zu sehen.
Die Kirche, so General Cox, werde oft als Teil des Problems statt als Teil der Lösung gesehen. Dabei sei es ihr Auftrag, der Gesellschaft zu dienen und zu ihrem Wohlergehen beizutragen. „Gottesdienstsäle dienen nicht dem Zweck, sich zurückzuziehen oder sich zu verstecken. Sie sind da, um sich zu sammeln“, ermutigte der Schweizer Heilsarmee-General die Mitglieder der Heilsarmee sowie alle anderen Christen in der Schweiz. Sie sollten sich für die Nöte der Menschen öffnen.
Cox bedauere, dass sich die soziale Arbeit der Heilsarmee in den letzten Jahrzehnten von der kirchlichen Arbeit entfernt habe, heisst es in der Medienmitteilung der Heilsarmee. Es sei ein nötiger Schritt gewesen, die soziale Arbeit zu professionalisieren, doch die Gemeinden der Heilsarmee stünden weiterhin in der Pflicht, wenn es darum gehe, Menschen zu helfen. „Wir können nicht jeder sozialen Not begegnen, indem wir eine neue Institution eröffnen“, so der Heilsarmee-General. Wenn sich lokale Gemeinden fragten, wie sie zu einer Ressource für die Gesellschaft werden könnten, setze dies neue Kräfte frei.
Laut André Cox gelte dies auch in der aktuellen Flüchtlingskrise. Die Herausforderungen seien enorm. „Aber wir sollten dies als Chance sehen, nicht als Bedrohung. Wir haben eine einmalige Möglichkeit, Menschen mit der Liebe Gottes zu erreichen“, so Cox. Die Heilsarmee öffne ihre bestehenden Gebäude für Flüchtlinge und versuche Personal sowie Ressourcen in die am stärksten betroffenen Länder zu verschieben.
Theoretisches und praktisches gemeinsames Zeugnis der Kirchen immer wichtiger
Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz, Bischof Harald Rein, betonte, dass gerade in der heutigen Zeit das theoretische und praktische gemeinsame Zeugnis der Kirchen immer wichtiger werde. Wie solle die Welt sonst sehen, dass Jesus Christus lebe und gegenwärtig sei, wenn die Kirchen auf die fortschreitende Säkularisierung mit Einigeln und Rückzug reagieren würden, fragte Rein. Die Kirche der Zukunft müsse missionarisch und prophetisch sein, forderte der christkatholische Bischof.
An dem informellen Treffen in Bern mit André Cox sowie seiner Frau, Kommissärin Silvia Cox, nahmen der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK CH), Bischof Harald Rein (Christkatholische Kirche) und Vizepräsident Mgr. Denis Theurillat (Mitglied des Präsidiums der Bischofskonferenz) teil. Ausserdem waren auch der für die Heilsarmee in der Schweiz zuständige Kommissär, Massimo Paone (Mitglied im Präsidium der AGCK CH) sowie sein Frau anwesend sowie Vertreter des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK), der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) und einiger Freikirchen.