Dr. theol., lic. sc.rel. Thomas Staubli © Foto: Website Uni Freiburg

Forum für offene Katholizität: „Säkularer Anti-Christianismus“

Luzern/Schweiz | 01.02.2017 | APD | Schweiz

Am 44. Dialog des Forums für offene Katholizität (FOK), der am 30. Januar im RomeroHaus in Luzern durchgeführt wurde, lautete eine These: Anti-Christianismus ist in den Schweizer Medien verbreitet, wird aber nicht als Problem wahrgenommen. Dies führt zu einem Malaise in der Bevölkerung und begünstigt konservativ-populistische Politik. Höchste Zeit, die vitalen und bis heute revolutionären Traditionen des Christentums hervorzuheben!

Der Dialog stand unter dem Titel „Säkularer Anti-Christianismus“ und war der dritte der Reihe des Bildungsjahres 2016/2017, die dem Thema „Säkularimus als Herausforderung“ gewidmet ist.

Laut dem Pressebericht von Paul Jeannerat auf der FOK-Webseite referierte zuerst der promovierte Theologe Thomas Staubli. Er lehrt an der Universität Freiburg/Schweiz Theologie des Altes Testaments und wirkt als Seelsorger in der Pfarrei Bösingen FR - Laupen/BE.

Halbwissen und Vorurteile zum Christentum führen zu falscher Berichterstattung
Für Jeannerat klangen die Thesen von Staubli provokant: Demnach wird das Christentum in seinem Selbstverständnis und Engagement in den Schweizer Medien häufig nicht sachgerecht dargestellt. Unwissenheit und Vorurteile führen zu unpräziser und falscher Berichterstattung. Dem Christentum werden Eigenschaften angehängt, die gerade nicht christlich, sondern typisch für die konservativ bürgerliche Gesellschaft sind. Auf diese Weise wird subtil Anti-Christianismus verbreitet. Dieser Vorgang geht weitgehend unbemerkt und auch unkommentiert vor sich und wird darum nicht als Problem erkannt, sondern als Teil einer quasi „natürlichen“ Säkularisierung hingenommen. Progressiv christliches Gedankengut und Engagement wird kaum wahrgenommen und es fehlt an einer angemessenen Empathie mit dem Christentum als weltweit verfolgter Religion.

Thomas Staubli belegte diese Beobachtungen mit einem Beispiel aus einem renommierten Forschungsmagazin, das eine verzerrte Form des Christentums als Negativfolie zur pointierten Darstellung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen verwendet hat. Und mit einem Beispiel aus einer Boulevardzeitung: Mit dem Foto einer Kirche und der Überschrift „Pädophiler (90) betastet Mädchen in der Kirche“, wird suggeriert, dass sich „schon wieder“ ein Kirchenmann eines sexuellen Übergriffs schuldig gemacht hat. Solche Beispiele gibt es viele. Staubli fügte an: „Dies ist nur die Spitze des Eisbergs!“

Subtiler Anti-Christianismus in den Medien verbreitet
Josef Estermann, zuständig für Grundlagen und Forschung bei Commundo im RomeroHaus, leitete anschliessend das Podiumsgespräch mit Thomas Staubli und dem ehemaligen Fernsehjournalisten Erwin Koller sowie mit rund 40 Teilnehmenden.

Die Feststellung, dass weltweit Christen verfolgt werden, weil sie Christen sind, habe die die Anwesenden beeindruckt, schreibt Jeannerat. Diese Tatsache sei noch kaum ins Bewusstsein eingeflossen, da die mediale Information darüber hierzulande nur dürftig sei.

Im Podiumsgespräch sei auch erwähnt worden, dass ein subtiler Anti-Christianismus in den Medien verbreitet sei, der aber tendenziell nicht als Problem wahrgenommen werde, was das religiöse Nicht-, Halb- und Falschwissen fördere. Dies führe zu einem Malaise in der christlichen Bevölkerung und schlimmstenfalls zu einer gefährlichen Verbindung von christlicher Abendlandromantik und populistisch-rassistischer Politik. Nicht nur in den USA, sondern auch in Polen, Frankreich - und in der Schweiz - drohe diese beängstigende Entwicklung. Medienschaffende würden Verantwortung tragen, sich gegen die Marginalisierung der christlichen Botschaft zu wehren und aufzuzeigen, dass das Grossartige des Glaubens wert sei, verteidigt zu werden.

Mehr zu den Dialogen des Forums für Offene Katholizität (FOK) unter:
www.fokdialoge.org.

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