Die Deutschschweizer Adventisten wählten am 12. März an ihrer Delegiertenversammlung im Kongresshaus in Zürich Pastor Stephan Sigg (51) zum neuen Präsidenten. Er wird die Kirchenleitung von Günther Maurer übernehmen, der diese Funktion seit 2009, während zwei Amtsperioden, bekleidete und bis zur Übernahme durch S. Sigg die Leitung weiterhin wahrnehmen wird.
Die knapp 150 Delegierten aus 32 Gemeinden und der Pastorenschaft wählten Dr. Stephan Sigg für die nächsten vier Jahre zum Leiter der Deutschschweizerischen Vereinigung (DSV) der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Aufgrund von Verpflichtungen als Jugendabteilungsleiter der teilkontinentalen Kirchenleitung für West- und Südeuropa (Intereuropäische Division EUD) wird Sigg seine neue Aufgabe erst nach der Durchführung eines internationalen Jugendkongresses in Valencia/Spanien, voraussichtlich im Herbst 2017, antreten. In der Zwischenzeit wird Pastor Günther Maurer (64) weiterhin die Kirchenleitung in der Deutschschweiz wahrnehmen. Maurer ist seit 2015 in Doppelfunktion ebenso Präsident der Schweizer Union der Freikirche, die auch das Gebiet der Romandie und das Tessin umfasst.
Als neuer Präsident der Deutschschweizer Adventisten wünscht sich Stephan Sigg eine Freikirche, deren Mitglieder sich durch Gottes Gnade befreit an der Gesinnung Jesu orientieren und auf Gottes Wort gegründet in tätiger Liebe ihren Glauben authentisch in der Gesellschaft leben. Die Botschaft der Versöhnung soll durch Gemeinschaft und Zeugnis glaubhaft in die Welt getragen werden, um Menschen einzuladen, dem Herrn des Lebens hoffnungsvoll zu begegnen.
Herkunft und Werdegang
Stephan Sigg kam 1966 in der Schweiz zur Welt und verbrachte seine Kindheit und Schulzeit im Raum Aarau. Nach der Schule absolvierte er eine Zimmermannslehre und arbeitete im Holzbau. Später wechselte er in ein Architekturbüro. 1988 begann er ein Theologiestudium am Seminar Schloss Bogenhofen/Oberösterreich, besuchte für ein weiteres Jahr das theologische Seminar im Schulzentrum Marienhöhe bei Darmstadt/Deutschland und schloss das Studium am Newbold College, Bracknell/England, mit dem Master ab. 1994 begann Sigg seinen Dienst als Pastoralassistent in Basel, im Gebiet der Deutschschweizerischen Vereinigung (DSV). Von 1997 bis 2007 arbeitete er als DSV-Jugendabteilungsleiter. 2007 wurde er als Dozent für Praktische Theologie an die adventistische theologische Hochschule in Friedensau/Deutschland berufen und lehrte im Bachelor- sowie im Masterbereich. Es folgte ein Weiterstudium an der Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, welches er 2013 mit dem Doctor of Ministry (D.Min.) abschloss. Seit 2010 ist Stephan Sigg als Jugendabteilungsleiter für die Kirchenleitung der Adventisten in West- und Südeuropa tätig.
Während seiner Tätigkeit als Jugendabteilungsleiter in der Deutschschweiz hat er Ausbildungskurse für Pfadfinderleiter (ADWA) etabliert, sowie die Zusammenarbeit mit Jugend & Sport (J&S). Er war Mitbegründer des Religionspädagogischen Instituts (RPI), das die Deutschschweizer Adventisten gemeinsam mit den Adventisten in Deutschland tragen. Seine Forschungstätigkeit an der Theologischen Hochschule Friedensau konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Durchführung und Auswertung der europäischen „Valuegenesis“ Studie, die in 17 Ländern unter adventistischen Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren durchgeführt wurde.
Stephan Sigg ist verheiratet. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder. Der neue Präsident der deutschschweizer Adventisten ist gerne aktiv und liebt die Berge.
Adventisten in der Schweiz
Ende Dezember 2016 lebten 2.576 Adventisten im Gebiet der Deutschschweiz und 2.076 in der Romandie sowie im Tessin. In der Schweiz leben demnach 4.652 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten. Die Adventisten in der Schweiz feiern in 54 Gemeinden und fünf Gruppen den Gottesdienst jeweils am Samstag (Sabbat), dem biblischen Ruhetag. Mitglied wird man bei den Adventisten nicht durch die Säuglings- oder Kleinkindertaufe, sondern nach Unterweisung und auf eigenen Wunsch durch ein Bekenntnis beziehungsweise durch die Mündigentaufe. Adventistischen Jugendlichen bleibt es freigestellt durch die Glaubenstaufe der Kirche beizutreten, sofern sie dies wollten.
Schweizer Adventisten als Verein organisiert
Die Schweizer Adventisten sind nach dem Vereinsrecht organisiert und teilen sich in zwei Kirchenregionen: die Deutschschweizerische Vereinigung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (DSV), mit Sitz in Zürich und die Fédération des Eglises Adventistes du 7e jour de la Suisse romande et du Tessin (FSRT), mit Sitz in Renens/VD. Beide Verwaltungsregionen bilden gemeinsam die Schweizer Kirchenleitung (Schweizer Union) mit Sitz in Zürich.
Institutionen und Werke in den Sprachregionen
Die Adventisten in der Schweiz führen die „Privatschule A bis Z“ in Zürich, zwei Jugendhäuser, in St. Stephan/BE und Les Diablerets/VD, drei Alters- und Pflegeheime in Krattigen/BE, Oron-la-Ville und Epalinges bei Lausanne, den Advent-Verlag in Krattigen/BE sowie eine Versandstelle für französische Bücher in Renens/VD. Im Weiteren unterhalten sie das "Hope Bibelstudien-Institut" (HBI) und das „Religionspädagogische Institut“ (RPI) in Zürich sowie das „Institut d'Etude de la Bible par Correspondance“ (IEBC) in Renens. In Gland/VD befindet sich die Klinik „La Lignière“, die auf Rehabilitation bei Herz-Kreislauferkrankungen, neurologischen, orthopädischen und rheumatischen Erkrankungen sowie auf Nachbehandlung bei Krebs spezialisiert ist.
Gesamtschweizerische Institutionen der Adventisten
Zu den gesamtschweizerischen Werken zählt die „Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe“ ADRA Schweiz mit Sitz in Zürich, ein ZEWO-zertifiziertes Partnerhilfswerk der Glückskette. Das Hilfswerk ist in der Schweiz mit rund 30 Ortsgruppen im sozialen Bereich tätig und im Ausland mit Katastrophen- und Entwicklungshilfeprojekten. Der „Adventistische Pressedienst“ APD Schweiz, Basel, richtet seine Dienste vor allem an säkulare und kirchliche Medien. Die Schweizerische Liga Leben und Gesundheit LLG, Zürich, bietet mit ihren Seminaren in rund 40 Ortsgruppen ganzheitliche Gesundheitsförderung an: körperlich, seelisch, spirituell und sozial.
Ökumenische Kontakte
Die Adventisten sind Mitglied der Schweizerischen Bibelgesellschaft (SB) und haben den Gaststatus in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK-CH). In drei kantonalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen sind sie Mitglieder und in drei weiteren arbeiten sie im Gaststatus mit.