Ab Januar 2018 soll der Studierfähigkeitstest in Schweden (Swedish Scholastic Aptitude Test, SweSAT), der pro Jahr landesweit im Frühling und Herbst jeweils an einem Samstag durchgeführt wurde, an einem der beiden Termine nun auch am Sonntag absolviert werden können. Dieser Studierfähigkeitstest ist der einzige Zugang zum Hochschulstudium für jene, die zu wenig gute Noten für die angestrebte Studienrichtung haben. Laut schwedischen Medienberichten stamme die Initiative zu diesem alternativen Prüfungstag von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die sich beim nationalen Rat für Hochschulbildung in Schweden dafür eingesetzt habe, wie die nordamerikanische Kirchenzeitschrift Adventist Review (AR) am 23. März berichtete.
Adventisten und Juden speziell betroffen
Demnach werden sowohl jugendliche Mitglieder der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die den Samstag (Sabbat), den biblischen Ruhetag halten, als auch Juden, von der neuen Regelung profitieren.
Seit der Einführung des Studierfähigkeitstests in den späten 1970er Jahren sei er landesweit nur am Samstag durchgeführt worden. Mit der Verabschiedung des Gleichbehandlungsgesetzes 2001 habe es laut AR für adventistische Studenten in Schweden erstmals eine rechtliche Möglichkeit gegeben, einen alternativen Prüfungstermin zu verlangen. An diesem alternativen Prüfungstermin mussten adventistische oder jüdische Jugendliche einen speziellen Test schreiben, der nur alle fünf Jahre neu erarbeitet wurde. Bei Nichtbestehen mussten Adventisten und Juden längstens fünf Jahre warten, bis sie einen neuen Studierfähigkeitstest absolvieren konnten, während andere bei Testversagen in einem halben Jahr, am Samstagstermin im Frühjahr oder Herbst, wieder antreten konnten. Adventisten sei deshalb nur die Alternative geblieben entweder eine andere Studienrichtung zu wählen, falls sie für die bevorzugte zu schlechte Noten gehabt hätten oder gegen ihr Gewissen zu handeln und die Prüfung am Samstag zu schreiben, so Rainer Refsbäck, Abteilungsleiter der schwedischen Kirchenleitung der Adventisten.
Adventisten lobbyierten bei nationalem Rat für Hochschulbildung
Pastor Göran Hansen, Präsident der rund 2.800 Adventisten in Schweden und Bernard Osei-Fofie, Mitglied des Exekutivausschusses der Kirchenleitung, sind seit geraumer Zeit mit dem nationalen Rat für Hochschulbildung in Schweden in Kontakt gestanden und haben den Vorschlag eingebracht, die beiden Termine pro Jahr zur Durchführung des Studierfähigkeitstests einmal auf einen Samstag und einmal auf einen Sonntag festzulegen.
Kritische Medienberichte
In der Medienberichterstattung über diese neue Lösung sei kritisch gefragt worden, weshalb eine kleine Kirche wie die Adventisten mit 2.800 Mitgliedern den nationalen Rat für Hochschulbildung in Schweden aus religiösen Gründen zu dieser Änderung der Regeln habe beeinflussen können. Es seien höchstens zehn Personen pro Jahr, die einen alternativen Prüfungstag nachfragten und 80.000, die jährlich an den zwei Samstagterminen den Studierfähigkeitstest absolvierten.
Pastor Hansen habe in den Interviews geantwortet, dass es keine Frage der Zahlenverhältnisse sei, „es geht um Gleichbehandlung“, so Hansen. Unter der alten Regelung hätten Adventisten und Juden den Studierfähigkeitstest nur einmal absolvieren können. Alle anderen hätten aber nach einem schlechten Test sechs Monate später wieder antreten können.
Nationalen Rat für Hochschulbildung: Neue Lösung bringt vielen Vorteile
Åke Lernefalk, Sprecher des nationalen Rats für Hochschulbildung in Schweden, sagte laut AR in einem Radiointerview, dass es teuer sei, alle fünf Jahre einen Sondertest für jene zu erstellen, die versagt hätten. Der Rat habe deshalb den Vorschlag der Siebenten-Tags-Adventisten sehr gut nachvollziehen können und ihn als eine bessere Lösung eingestuft. Den Studierfähigkeitstest an Samstagen und Sonntagen durchzuführen, sei eine sinnvolle Alternative, sagte Åke Lernefalk. „Ich glaube, dass diese Vereinbarung für viele, unabhängig von religiösen Überzeugungen, von Vorteil sein wird."
Adventisten in Schweden
In Schweden, mit knapp 10 Millionen Einwohnern, feiern rund 2.800 Adventisten, jeweils samstags, den Gottesdienst in 33 Kirchgemeinden. Sie unterhalten ein Gymnasium und einen kleinen Verlag.