Ende März 2017 waren zehn christliche Jugendverbände darüber informiert worden, dass sie, teils nach jahrzehntelanger guter Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sport (BASPO), auf Ende Jahr aus dem Förderprogramm Jugend+Sport (J+S) ausgeschlossenen werden. Als Grund gab das BASPO an, die Verbände würden vorwiegend religiös-missionarische Ziele verfolgen und hätten nicht die Förderung von Bewegung und Sport von Kindern und Jugendlichen als primäres Ziel. In den vergangenen Monaten hat eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus den betroffenen christlichen J+S-Verbänden in Zusammenarbeit mit dem BASPO Lösungen erarbeitet. Grundlage dafür waren die Ergebnisse eines „Runden Tisches“ vom 22. Mai 2017. Nun soll ein neuer J+S- Dachverband gegründet werden, schreibt die Schweizerische Evangelische Allianz in einer Medienmitteilung, an dem sich weniger Verbände als erwartet beteiligen würden.
Am Treffen vom 18. Dezember in Bern wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppe den Verantwortlichen aus Verbänden und Kirchen präsentiert. Diskutiert wurden insbesondere die erarbeiteten Grundlagen für den geplanten Ausbildungsverband „Ausbildung+“ und die Musterstatuten für lokale Jungscharen. Die betroffenen christlichen Jugendverbände kamen zu unterschiedlichen Einschätzungen, weshalb der geplante Ausbildungsverband „Ausbildung+“ nicht in der erwarteten Grösse lanciert werden kann.
Bewährte Zusammenarbeit beibehalten
Einige Verbände werden im Januar 2018 den Ausbildungsdachverband gründen. Nach Abschluss einer Partnerschaftsvereinbarung mit dem BASPO wird dieser Verband berechtigt sein, J+S- Kaderbildung durchzuführen. Die lokalen Jungschargruppen müssen Jugendvereine gründen und können so wieder von den Leistungen von J+S profitieren. Zu den Gründungsverbänden gehören youthnet, Youthplus und verschiedene Westschweizer Verbände (LLB, Cyfoje etc.). Weitere Organisationen, wie z.B. die Adventjugend, prüfen das Mitwirken im Dachverband „Ausbildung+“. Inhaltlich wird sich der geplante Dachverband auf die Charta der christlichen Kinder- und Jugendarbeit (cckj) und die Ethik-Charta im Schweizer Sport berufen. Dank dem geplanten Ausbildungsverband rechnen die beteiligten christlichen Jugendverbände damit, dass sie ihre ganzheitliche Jugendarbeit weiterführen und sowie von Ausbildung, finanzieller Unterstützung und Material von J+S profitieren können.
Neuer Dachverband ohne JEMK und BESJ
Die Jungschar EMK (JEMK), welche unter dem Dach des Vereins Evangelisch methodistische Kirche Schweiz (EMK) tätig ist, plant laut deren Vertreter, sich am Konvent ihrer Jungscharen im März 2018 aufzulösen. Es wurde bereits Statuten erarbeitet, um einen neuen, eigenständigen Verein gründen zu können. In den Vorabklärungen dazu wurden auch verschiedene Optionen für die Kaderbildung geprüft. Angestrebt wird eine Schulungszusammenarbeit mit dem drittgrössten Schweizer Jugendverband „CEVI“.
Der Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen (BESJ) bietet ein „ausserschulisches Freizeitangebot von Freikirchen und evang.-ref. Kirchgemeinden“ an, wie es auf der BESJ-Webseite heisst. Die Jugendorganisation setzt auf enge Zusammenarbeit zwischen ihren Ortsgruppen und der Lokalkirche. Eine institutionelle Trennung der Jungschararbeit von der Kirche und das Gründen lokaler Jungscharvereine kommt für den BESJ deshalb nicht in Frage. Damit wird der BESJ dem neuen Dachverband „Ausbildung+“ nicht beitreten. Für jene Ortsgruppen, die keinen Verein gründen, bedeutet dieser Entscheid, dass sie ab 2018 nicht mehr durch J+S finanziell unterstützt werden. Davon sind Freizeitangebote nicht nur von Freikirchen sondern auch von evang.-ref. Kirchgemeinden betroffen.
„Stark glaubensbasierte Verbände“
Die grossen christlichen Jugendverbände seien nicht vom Entzug der BASPO-Fördergelder und der J+S-Ausbildungsmöglichkeit von Kaderkursen betroffen, hält Herbert Bodenmann, Abteilungsleiter für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, fest. In ihren Zielsetzungen würden ebenso wenig wie bei den evangelikalen Jugendverbänden die Förderung von Bewegung und Sport als primäres Ziel genannt. Christliche Jugendverbände seien keine Sportverbände, das sei dem BASPO seit der Einführung der Sportart „Lagersport/Trekking“ (LS/T) im 1991 bewusst gewesen. Der BASPO-Begründung für den Entzug der Förderung, freikirchliche Jugendverbände seien „stark glaubensbasierte Verbände“, lägen keine objektiven und nachvollziehbaren Kriterien zugrunde, so Bodenmann. Es sei auch schlecht vermittelbar, dass mehr als 25 Jahre lang die Sportart „Lagersport/Trekking“ (LS/T) in mehrtägigen Lagern christlicher Jugendverbände das Programm bestimmt habe und dies nun für einen Teil der Jugendverbände nicht mehr möglich sein soll, obwohl die Vorgaben von J+S erwiesenermassen eingehalten worden seien.