Auf Initiative der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) trafen sich in Frankfurt am Main ehemalige Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten zu einem Gedankenaustausch. Sie hatten in ihrer Dienstzeit den Wehrdienst aus Gewissensgründen abgelehnt und waren als Kriegsdienstverweigerer anerkannt worden. Auch nach Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 gibt es in Deutschland nach wie vor das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung.
Es fehlen Ansprechpartner
„Wir als EAK machen die Erfahrung, dass Soldatinnen und Soldaten, die nach Aussetzung der Wehrpflicht ihren Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen ablehnen, sehr isoliert sind und eigentlich mit keinem darüber sprechen können“, berichtet Wolfgang Buff, stellvertretender Bundesvorsitzender der EAK, der zu diesem Treffen eingeladen hatte. Darum sei es wichtig, dass es Möglichkeiten gebe, wo die Betroffenen offen über ihre Situation reden könnten, wo sie Hilfe erhielten und wo sie sich mit anderen Soldatinnen und Soldaten in gleicher Lage austauschen könnten, betonte Buff.
„Die Betroffenen erzählen in ihrem Alltag oder im privaten Umfeld nur ganz selten etwas von ihrer Kriegsdienstverweigerung. Mit ihren Bundeswehrkameraden können sie sich darüber überhaupt nicht austauschen und von Menschen, die nicht in der Bundeswehr sind, fühlen sie sich oft unverstanden in ihrer Entscheidung, den Dienst mit der Waffe, den sie ja vorher freiwillig begonnen haben, nun zu verweigern“, schildert der stellvertretende EAK-Vorsitzende die oft bedrückende Situation der jungen Soldaten. Frühere Beratungseinrichtungen für Kriegsdienstverweigerer seien nach Aussetzen der Wehrpflicht geschlossen worden. Auch in der Öffentlichkeit spiele dieses Thema keine Rolle, bedauerte Wolfgang Buff.
In einem geschützten Raum miteinander reden
Die EAK berate nach wie vor Soldatinnen und Soldaten in dieser Situation und begleite sie auf ihrem Weg zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. „Aber wir merken auch da, dass es wichtig wäre, dass die Betroffenen einfach auch mal untereinander in Kontakt kommen und die Möglichkeit erhalten, offen, aber auch in einem geschützten Raum miteinander zu reden“, so Buff. Aufgrund dieser Erfahrungen wolle die EAK diese Initiative von Frankfurt fortsetzen und zu weiteren Folgetreffen einladen, kündigte der stellvertretende Vorsitzende des evangelischen Friedensverbandes an. „Viele der Teilnehmer haben uns regelrecht bedrängt, das weiterzumachen und solche Gesprächsrunden wieder anzubieten.“
Auch nach Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland gibt es nach wie vor das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung. Hier sind es in erster Linie Soldatinnen und Soldaten, die während ihres Dienstes aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe verweigern. Nach Angaben der Bundesregierung wurden beispielsweise von Mitte 2014 bis Mitte 2016 insgesamt 431 Soldatinnen und Soldaten als Kriegsdienstverweigerer anerkannt, weitere 160 Anträge seien abgelehnt worden, 53 Anträge seien unzulässig gewesen oder zurückgezogen worden.
EAK
Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) ist innerhalb der „Konferenz für Friedensarbeit im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)“ der Dachverband für diejenigen, die in den evangelischen Landeskirchen und Freikirchen für Fragen der Kriegsdienstverweigerung und Friedensarbeit zuständig sind. Weitere Informationen: www.eak-online.de