In Burundi, kleiner Binnenstaat in Ostafrika, weigert sich die Regierung, den Wechsel in der Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten zu anerkennen und unterstützt weiterhin den im November 2018 abgewählten adventistischen Kirchenleiter, Pastor Joseph Ndikubwayo. Der ehemalige Kirchenleiter besetzte mit seinen Anhängern und dank seiner Beziehungen zur Regierung die Verwaltungsbüros der Kirchenleitung und weitere Gebäude der Kirche. Er weigert sich, diese an Pastor Lamec Barishinga, seinen im November 2018 gewählten Nachfolger, zu übergeben. In Ngozi, im Norden des Landes und anderen Orten, hat die örtliche Polizei in den letzten Wochen adventistische Gottesdienste gestürmt, Teilnehmende brutal geschlagen, verletzt und eingeschüchtert. Die Ost-Zentralafrikanische Kirchenleitung (East-Central Africa Division) der Adventisten in Nairobi/Kenia, appelliert nun an die burundische Regierung, «diese Missbräuche anzugehen und die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen sowie alle Bürger Burundis zu schützen».
Pastor Lamec Barishinga, der im November 2018 neu gewählte Kirchenleiter und ehemaliger Finanzvorstand der Adventisten in Burundi, wurde am 24. Oktober bei der Ausreise zur Teilnahme an einem internationalen Treffen von adventistischen Kirchenleitern, verhaftet. Schon im Mai 2019 verhaftete die Regierung 22 Adventisten, darunter auch Pastor Lamec Barishinga, um sie einzuschüchtern, liess sie aber auf Intervention der adventistischen Weltkirchenleitung nach einigen Tagen wieder frei.
Gespräch mit dem Innenminister von Burundi
Dr. Ganoune Diop, Direktor für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirchenleitung, leitete vor Kurzem eine Delegation von Vertretern der adventistischen Weltkirchenleitung, die vom Innenminister von Burundi zu einer Aussprache eingeladen worden war. Dabei sollten die Meinungsverschiedenheiten beendet werden, wer der gesetzliche Vertreter der Adventisten in Burundi sein soll. Der Regierungsvertreter habe aber auf seiner Position beharrt. Anschliessend sei die Situation eskaliert, weil der Staat den aus seiner Funktion enthobenen ehemaligen Kirchenleiter unterstützt habe, so Diop.
Weltkirchenleiter schreibt seelsorgerlichen Brief an Adventisten in Burundi
Nachdem es in den letzten Wochen in adventistischen Kirchen in Burundi zu brutaler Gewalt seitens der Polizei gegen Gottesdienstbesucher kam, schrieb Pastor Ted Wilson, adventistischer Weltkirchenleiter, am 13. Oktober den Kirchenmitgliedern in Burundi einen Brief. Darin sprach er ihnen das Mitgefühl aus und versicherte sie der Solidarität und Gebete der weltweit 21 Millionen Kirchenmitglieder. Er wünsche, dass durch die Gebete «Gott die Herzen derer berührt, die euch Schmerz und Leid zufügen».
Teilkontinentale Kirchenleitung fordert Ende der Einmischung durch den Staat
Die Ost-Zentralafrikanische Kirchenleitung (East-Central Africa Division) der Adventisten in Nairobi/Kenia schreibt auf ihrer Webseite: «Unter Mitwirkung der lokalen Behörden scheint es eine systematische Welle von Einschüchterungen, Belästigungen und sogar Inhaftierungen von Siebenten-Tags-Adventisten zu geben. Diese Massnahmen sind ein Versuch, die Sieben-Tage-Adventisten in Burundi zu zwingen, einen ehemaligen Leiter zu akzeptieren, der aus seinem Amt entfernt wurde.» Ausgewählte Kirchgemeinden seien für wöchentliche Razzien ausgesucht worden, um die Mitglieder einzuschüchtern. Die jüngsten Aktionen zeigten das Niveau des moralischen Verfalls. «Wir hoffen, dass die schändlichen Taten dieser Beamten untergeordneter Dienststufen, die wegen der Korruption den Weg verloren haben, schnell ein Ende finden», schreibt die teilkontinentale Kirchenleitung der Adventisten in Nairobi.
Im Zusammenhang mit den Verhaftungen von 22 adventistischen Kirchenmitgliedern im Mai 2019, schrieb Dr. Ganoune Diop, Direktor für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirchenleitung: «Die jüngsten Verhaftungen haben deutlich gemacht, dass sich die burundische Regierung in die Entscheidung bezüglich der Leitung der adventistischen Kirche einmischt und gegen die Grundsätze der Religionsfreiheit verstösst. Das ist ein Verstoss gegen die völkerrechtlichen Menschenrechtsverpflichtungen Burundis».
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten beteilige sich weder beim Etablieren noch beim Sturz von Regierungen. Die offizielle Einhaltung des Grundsatzes der Trennung von Religion und Staat schliesse jede Verwicklung der Adventisten in die Angelegenheiten einer Regierung oder eines Staates aus. Die weltweit 21 Millionen adventistischen Kirchenmitglieder hätten die Freiheit, ihre politischen Vertreter nach ihrem individuellen Gewissen zu wählen, so Diop.
Adventisten in Burundi
In Burundi, mit 11,5 Millionen Einwohnern, leben laut Jahresbericht 2018 der adventistischen Weltkirchenleitung rund 145.000 adventistische Christen. Sie feiern in 437 Kirchenräumlichkeiten sowie in 464 Gruppen jeweils samstags, am biblischen Ruhetag, den Gottesdienst. Sie unterhalten 23 Sekundarschulen mit 5.400 Kindern, 47 Primarschulen mit 22.800 Kindern, sowie sechs Kliniken und Ambulatorien.