Little Richard auf dem Forty Acres Festival der Universität Texas 2007 © Foto: Anna Bleker / wikimedia.org

Rock ‘n’ Roll Star und Adventistenpastor Little Richard verstorben

Tullahoma, Tennessee/USA | 12.05.2020 | APD | Personen

Richard Wayne Penniman, besser bekannt als Little Richard, ist am 9. Mai 2020 in seinem Haus in Tullahoma im Bundesstaat Tennessee/USA an den Folgen einer Knochenkrebserkrankung im Alter vom 87 Jahren verstorben. Der afroamerikanische Penniman, der auch eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Pastor der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten absolvierte, begründete seine Karriere als Sänger in den 1950er Jahren vor allem mit Titeln wie Tutti Frutti, Long Tall Sally/Slippin’ And Slidin’ und Good Golly Miss Molly.

Richard Penniman wurde am 5. Dezember 1932 in Macon, Georgia/USA als drittes von insgesamt 13 Kindern geboren. Sein Vater war Ziegelsteinmetz, Kirchendiakon und Schmuggler und wurde ermordet, als Richard 19 Jahre alt war. Wegen seiner damaligen Körpergrösse erhielt er den Spitznamen „Little Richard“, der zum Markenzeichen seiner späteren gesanglichen Karriere wurde. Seine Vorliebe für Gospelmusik wurde durch die regelmässigen Gottesdienstbesuche der örtlichen Pfingst-, Baptisten- und Methodistengemeinden geprägt.

Little Richards Leben kann durchaus als schrill bezeichnet werden und das nicht zuletzt wegen seiner schillernden öffentlichen Bühnenpräsenz. Bereits als Heranwachsender verspürte er homosexuelle Neigungen und übernahm bei seinem ersten Engagement bei Jump-Blues-Sänger Billy Wright Travestie-Elemente wie Frauenkostüme und Make.up. In seinen erfolgreichsten Jahren 1955 bis 1957 entstanden die grössten Hits und Verkaufserfolge, darunter Tutti Frutti, Long Tall Sally, Ready Teddy, Rip It Up, Good Golly Miss Molly, Jenny Jenny und The Girl Can’t Help It.

Little Richard inspirierte Rolling Stones, Beatles, Prince und Freddie Mercury
Seine Musik, sein übertrieben dargebrachter Musikstil, die Wildheit seiner Auftritte und die energiegeladenen und artistischen Einlagen am und auf dem Klavier eröffneten nachfolgenden Musikern enorme Möglichkeiten. Auch trug er durch diese Exzentrik dazu bei, in der Auseinandersetzung der Rassentrennung der USA, Farbige und Weisse miteinander anzunähern. Das männliche, weisse Publikum fürchtete durch diesen Star keine Nebenbuhlerschaft. Rockgrössen wie die Beatles, die Rolling Stones, Buddy Holly, Jerry Lee Lewis, Elvis Presley, Prince oder Freddie Mercury bekennen freimütig, durch diese Ikone – oder „Queen of Rock ‘n’ Roll“, wie er sich selbst nannte – inspiriert worden zu sein.

Ausbildung zum Adventistenpastor
Die Musik war jedoch nur ein Teil seines bewegten Lebens. Auf dem Flug zu einer Konzerttournee in Australien brachte ihn ein religiöses Erlebnis dazu, seinen bisherigen Lebensstil aufzugeben und sich auf dem Oakwood Bible College (heute Oakwood University) in Huntsville, Alabama/USA zum Pastor der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ausbilden zu lassen. Auch musikalisch vollzog er eine Wende und veröffentlichte ab 1959 etliche Alben im Gospelstil.

Comeback als Rock-Star
Mitte der 1960er Jahre wurde Little Richard von den verlockenden Verdienstmöglichkeiten eines Rock-Stars angezogen und leitete mit Bama Lama Bama Loo sein Comeback ein. Der Musikstil hatte sich allerdings gewandelt und er konnte an die früheren Erfolge nicht anknüpfen. Trotzdem fanden Wiederveröffentlichungen und Kompilationen eine weltweite Käuferschaft. Ende der 1970er Jahre kam es zu einem zweiten Rückzug von der Rockmusik und einer erneuten Tätigkeit als Pastor und Evangelist. Bei einer evangelistischen Versammlung in Boston knüpfte er Kontakte zu deutschen Besuchern und nahm eine Einladung der Kölner Adventjugend an, im Juni 1981 unter dem Titel „From Rock ’n’ Roll to the Rock of Ages“ über seine Hinwendung zu Jesus und ein Leben ohne Drogen und Rock ’n’ Roll zu erzählen. Leider musste er die Veranstaltung kurzfristig absagen.

Es folgten Jahre, in denen sich Little Richard fast unbemerkt von der Öffentlichkeit an den Ausbau einer schauspielerischen Karriere wagte. Um seine Pop-Ambitionen mit seiner christlichen Überzeugung zu verbinden erschienen weitere Gospel-Alben, von denen Shake it All About mit Rock ‘n’ Roll Versionen von populären Kinderliedern 1992 Platinstatus erreichte.

Nach mehrmaligen Ankündigungen erklärte der mittlerweile achtzigjährige Penniman 2013 seinen endgültigen Abschied aus dem Musikgeschäft und widmete sich wieder mehr dem christlichen Anliegen. In einer seiner letzten öffentlichen Auftritte 2017 rief der nach einer Hüftoperation im Rollstuhl sitzende Little Richard die Zuschauer in der TV-Show des Fernsehsenders 3ABN dazu auf, sich ganz Jesus hinzuwenden, alles andere sei unwichtig.

(4070 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.