Aufruf von Landeskirchen und jüdischer Gemeinschaft zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingsschabbat - Mehr als die Hälfte der weltweit über 70 Millionen Flüchtlinge seien Kinder und Jugendliche. Eine steigende Zahl von ihnen sei unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt unterwegs und mit vielen Risiken konfrontiert. Dies schreiben die drei christlichen Landeskirchen zusammen mit der jüdischen Gemeinschaft in einer Medienmitteilung zum Flüchtlingssonntag bzw. Flüchtlingsschabbat am 20./21. Juni 2020. Der Weltflüchtlingssabbat der Adventisten steht 2020 unter dem Thema «Building a new future for all» (Für alle eine neue Zukunft bauen).
«Verschafft den Waisen Recht»
Die drei christlichen Landeskirchen und die jüdische Gemeinschaft rufen dazu auf, die vom Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge UNHCR empfohlenen Massnahmen dringend umzusetzen und einzuhalten. Damit sollen die Schutzlücken für Flüchtlingskinder geschlossen und verhindert werden, dass sie zu einer verlorenen Generation werden. Ihren Aufruf zugunsten der Flüchtlingskinder haben sie unter ein Wort des Propheten Jesaja gestellt: «Verschafft den Waisen Recht» (Jesaja 1,17).
Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge weltweit seien Kinder. Ein grosser Teil von ihnen sei ohne Eltern oder Verwandte unterwegs oder sei während der Flucht von ihnen getrennt worden, so die Medienmitteilung, und: «Mehr als 5,6 Millionen Syrerinnen und Syrer, darunter über 2,5 Millionen Kinder, mussten ihre Heimat verlassen und sind in Jordanien, im Libanon, Ägypten, dem Irak und der Türkei als Flüchtlinge registriert. Weitere 6,2 Millionen Syrerinnen und Syrer leben als Vertriebene im eigenen Land.» Gemäss UNICEF benötigen dort 60 Prozent der Kinder humanitäre Hilfe, zwei Millionen Kinder können keine Schule besuchen und 3,3 Millionen Kinder sind der ständigen Gefahr durch Minen ausgesetzt.
«Kinder sind die Zukunft der menschlichen Gemeinschaft und stehen unter besonderem Schutz. Auf der Flucht verlieren Kinder beides: ihren privilegierten Schutzstatus und ihre Aussicht auf eine Zukunft, die die ihrige ist und von ihnen geprägt sein wird. Die prekären Lebensverhältnisse machen die Flüchtlingskinder zu einer verlorenen Generation», schreiben die Landeskirchen und die jüdische Gemeinschaft. Von unserem Umgang mit den Flüchtlingskindern hänge es ab, ob ihre Herkunftsländer ihnen zukünftig wieder zur Heimat werden könnten.
Flüchtlingskinder sind besonders verletzlich
Laut der Medienmitteilung seien viele Flüchtlingskinder, die zwischen 2017 und 2019 unbegleitet oder von ihren Angehörigen getrennt über das Mittelmeer nach Europa gekommen seien, nach Libyen ausgeschafft und dort unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert worden. In Flüchtlingslagern und in den europäischen Aufnahmezentren werde demnach selten zwischen Kindern und Erwachsenen unterschieden. So seien Kinder der Gewalt und dem Missbrauch von Erwachsenen ebenso hilflos ausgeliefert wie den Behörden, die auf die besondere Bedürftigkeit von Kindern nur unzureichend oder keine Rücksicht nehmen würden.
Die christlichen Kirchen und die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz appellieren deshalb an Politik und Recht, die Empfehlungen des UNHCR umzusetzen und einzuhalten. Im Vordergrund stehen: «1. die angemessene Unterbringung von Kindern in den Aufnahmelagern; 2. keine Einwanderungshaft für Kinder; 3. vollumfängliche Information der Kinder in ihrer Sprache und auf ihrem Niveau; 4. individuelle Unterstützung von unbegleiteten und getrennten Kindern durch qualifiziertes Fachpersonal; 5. Ermöglichung eines konstruktiven Zugangs zur Bildung; 6. Beschleunigung der Zusammenführung mit Familienmitgliedern.»
Kinder sind unschuldigste und schwächste Opfer menschlichen Unfriedens
«In den jüdischen und christlichen Schriften begegnen uns Kinder als Segen Gottes. Diese Auszeichnung, die allen Kindern gilt, mahnt uns daran, was wir ihnen schulden», schreiben Landeskirchen und jüdische Gemeinschaft. «Kinder sind stets die unschuldigsten und schwächsten Opfer menschlichen Unfriedens und menschlicher Gewalt. Ihre Schicksale sind die Seismographen unserer Zukunft.»
Der Aufruf zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingsschabbat 2020 wurde lanciert von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, der Schweizer Bischofskonferenz SBK, der Christkatholischen Kirche der Schweiz CKS und vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG.
«Für alle eine neue Zukunft bauen» - Weltflüchtlingssabbat der Adventisten
Der jährliche Weltflüchtlingssabbat bei den Adventisten wurde von der Weltkirchenleitung 2016 in den Kirchenkalender aufgenommen und findet meist am dritten Samstag im Juni statt. Die Kirchenleitung und das Hilfswerk ADRA ermutigen die Ortsgemeinden zu Begegnungen mit Flüchtlingen und ihrem Anliegen im Gottesdienst Raum zu geben.
Der adventistische Fernsehsender HopeTV strahlt am Flüchtlingssabbat, 20. Juni, um 10:25 Uhr eine Predigt mit Pastorin Marjukka Ostrovljanovic aus.
Link zum HopeTV-Livestream: https://www.hopechannel.de/tv/live/
Flüchtlingssonntag der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA
Die Schweizerische Evangelische Allianz stellt den Flüchtlingssonntag 2020 unter das Motto: «ENT-FREMDET − Zuhause in der Schweiz». Die SEA stellt auf ihrer Webseite vielfältige Hinweise zur Gottesdienstgestaltung und Material zum Download bereit: https://www.each.ch/veranstaltung/fluechtlingssonntag-2020/