Die Täuferbewegung bildete neben der Reformation von Martin Luther in Wittenberg und Huldrych Zwingli in Zürich sowie Johannes Calvin in Genf die dritte reformatorische Strömung. Ihr Einsatz für die Religionsfreiheit und Gewaltlosigkeit hat bis heute Einfluss auf Kirche und Gesellschaft. Die in Deutschland lancierte Initiative „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525-2025“ möchte in fünf Themenjahren mit einem Blick auf täuferische Werte Altes hinterfragen und Neues wagen. Den Auftakt bildet ein Gottesdienst am 10. Oktober in Hamburg.
Altes hinterfragen, Neues wagen
Der Initiative gehe es darum, aus der Geschichte für den Glauben und das gesellschaftliche Engagement heute zu lernen, betonte die 1. Vorsitzende des Vereins „500 Jahre Täuferbewegung“, die Mennonitin Privatdozentin Dr. Astrid von Schlachta. „500 Jahre Täuferbewegung lehren uns: Um authentisch Glauben zu leben, muss Altes hinterfragt und Neues gewagt werden in der Verantwortung vor Gott und den Menschen, immer wieder aufs Neue.“ Da die Täufer in ihrem Einsatz sehr mutig gewesen seien, habe man über alle fünf Themenjahre die Überschrift „gewagt!“ gesetzt, erklärte der 2. Vereinsvorsitzende, der Baptist Dr. Andreas Liese: „Die Täufer und Täuferinnen haben es gewagt, gegen grosse Widerstände nach ihrem Gewissen und entsprechend ihrer biblischen Erkenntnis zu handeln.“
Unter der Überschrift „gewagt!“ geht es in den Themenjahren um „mündig leben“ (2020), „gemeinsam leben“ (2021), „konsequent leben“ (2022), „gewaltlos leben“ (2023) und „Hoffnung leben“ (2024). Für das Jahr 2025 seien mehrere Gedenkveranstaltungen geplant, die an die erste täuferische Glaubenstaufe 1525 in Zürich erinnern.
Mennoniten, Baptisten und ACK gemeinsam
Das Spektrum täuferischer Kirchen sei weit. Zwei von ihnen laden gemeinsam mit dem Verein „500 Jahre Täuferbewegung 2025“ sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zum Auftakt in Hamburg ein: Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) und der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG), zu dem Baptisten- und Brüdergemeinden gehören. Während die Mennoniten geschichtlich unmittelbar zur Täuferbewegung gehörten, sind die Baptisten im Zusammenhang mit der englischen Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden, zählten aber zu den täuferischen Kirchen.
Friedliche Koexistenz von Religionen und Glaubensüberzeugungen stärken
Für die AMG-Vorsitzende Doris Hege sind 500 Jahre Täuferbewegung „ein guter Grund, sich mit den Anliegen der Bewegung zu befassen. Es gehe nicht darum, im Rückblick manches zu verklären, sondern erneut diese Themen – wie den Einsatz für Frieden – zu unseren zu machen.“ Auch für BEFG-Präsident Michael Noss geht es darum, „die Gegenwart zu begreifen und zu überlegen, was die Grundwerte unserer Überzeugung für die Zukunft bedeuten.“ Für die Themenjahre wünsche er sich, dass sie „ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Glaubensüberzeugungen stärken und in eine ökumenische Weite führen.“ Diese ökumenische Weite sei auch für den ACK-Vorsitzenden, Erzpriester Radu Constantin Miron, unerlässlich.
Bundespräsident: Nach seinem Glauben leben können und dürfen – ohne Angst
In seinem Grusswort zur Initiative schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Jeder soll hier nach seinem Glauben leben können und dürfen – ohne Angst, aber auch ohne Machtanspruch. Dass dieses Verständnis von Religionsfreiheit heute Grundlage unseres Zusammenlebens ist, dazu hat auch die täuferische Tradition beigetragen mit ihrem Beharren auf der Freiheit des Einzelnen, der Begrenzung staatlicher Macht in Glaubensfragen und der Ablehnung von Gewalt.“
Podiumsdiskussion und Gottesdienst auch per Livestream übertragen
Die Eröffnung des Täufergedenkens findet am 10. Oktober in der Mennonitengemeinde, Mennonitenstrasse 20, in Hamburg statt. Sie beginnt um 17 Uhr mit einer Podiumsdiskussion, bei der Vertreterinnen und Vertreter von Freikirchen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit Markus Grübel, Mitglied des Deutschen Bundestages, diskutieren. Nach einem Empfang um 18:30 Uhr folgt um 19:30 Uhr der Ökumenische Eröffnungsgottesdienst. Die Eröffnung wird auch per Livestream übertragen (Gottesdienst: www.baptisten.de/livestream-auftakt-500 und Podiumsdiskussion per Zoom: tinyurl.com/y6d6ocrg).
Nachdenken über Vergangenes, um das Heute und Morgen zu gestalten
„Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ lädt zu einem fünfjährigen gemeinsamen Weg ein, über Geschichte, Erinnerung, Tradition und Erbe nachzudenken, um das Heute und Morgen zu gestalten und ökumenische Impulse zu setzen. Begleitet wird das Nachdenken durch jährlich erscheinende Broschüren, die in Gesprächs- und Hauskreisen, Gemeinden, ökumenischen Gremien und Bildungseinrichtungen zu Diskussionen über das jeweilige Jahresthema anregen können. Ausstellungen, Materialien für Schule und Bildungsinstitutionen sowie Tagungen sollen die Auseinandersetzung mit den zurückliegenden 500 Jahren täuferischer Geschichte illustrieren und vertiefen. Weitere Informationen: www.taeuferbewegung2025.de.
Über den Verein
Der Verein «Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525 – 2025» wird getragen vom Historischen Beirat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, vom Mennonitischen Geschichtsverein e.V. sowie von Vertretern russlanddeutscher, niederländischer und Schweizer Mennoniten und Baptisten.
Er wird unterstützt durch den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R, (BEFG), die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) sowie - die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).