Freikirchen.ch fordert Zulassung des Singens im Gottesdienst bei Einhaltung der Abstandsregel © Foto: Matthias Müller/churchphoto.de

Freikirchen fordern die Zulassung des Singens in Gottesdiensten

Pfäffikon, ZH/Schweiz | 12.04.2021 | APD | Schweiz

Chorsingen in Zeiten von Corona: Der Bundesrat verbietet wegen der Pandemie das gemeinsame Singen. In Gottesdiensten ist nur noch der Auftritt von professionellen Solistinnen und Solisten möglich. Dagegen hat der Dachverband Freikirchen.ch ein Argumentarium für das Singen von nichtprofessionellen Chören und ehrenamtlichen Sängerinnen und Sängern erstellt. In der Medienmitteilung des Dachverbands fordert er das Wiedereinführen des gemeinsamen Singens in Gottesdiensten unter Einhaltung der Schutzmassnahmen.

«Vom Singen geht eine heilsame Wirkung aus. Nach über einem Jahr vorbildlichem Einhalten der Schutzmassnahmen brauchen die Menschen etwas für ihre Seele. Wir plädieren daher für die Wiedereinführung des nichtprofessionellen Gesangs in Chören und Kirchen», erklärt Peter Schneeberger, Präsident des Dachverbands Freikirchen.ch und ergänzt: «Ein Gesangseinschränkung ist nur dann verhältnismässig, wenn es nicht mit milderen Mitteln umgesetzt werden kann. Der Dachverband Freikirchen.ch empfiehlt schon seit Juni 2020, dass zum Gemeindegesang Masken getragen werden sollen.»

Liturgisches Singen während eines Gottesdienstes sei ein elementarer Bestandteil in allen kirchlichen Traditionen. Durch die Gesangseinschränkung sei massiv in die Gottesdienstkultur eingegriffen und eine würdige Feier verunmöglicht worden, schreibt Freikirchen.ch. «Mit der Einhaltung der Schutzkonzepte sei es auch bei der gegenwärtigen epidemiologischen Lage möglich, dass Gesangsanlässe nicht zu einem «Spreader-Anlass» werden, sondern zu einem «Hope-Spreading», so Schneeberger.

Argumentarium für das Wiedereinführen des Gesangs
Am 29. Oktober 2021 hat der Bundesrat ein Verbot für nichtprofessionelle Chöre und Sängerinnen und Sänger in der Schweiz erlassen. Dieses Verbot hat seither einschneidende Wirkung auf die Chorarbeit und den Gesang in Kirchen, Vereinen und im sozialen Leben. Das Bundesamt für Gesundheit BAG stützt sich in der Einschätzung über das Singen auf die Studie «Risikoeinschätzung einer Coronavirus-Infektion im Bereich Musik» des Universitätsklinikum Freiburg. Neben dieser Studie gibt es weitere Studien aus der Charité Berlin, der Universität der Bundeswehr und eine von der Universität Wien. Die letztgenannte Studie hält fest: «Ruhiges der Norm entsprechendes Aus- und Einatmen zeigte um den Bereich von Mund und Nase aller ChorsängerInnen eine Nebelwolke von maximal 0,5 Meter. Hingegen heftiges Ausatmen, vor allem durch den ‘Bass’, führte zu einer Ausdehnung der Aerosolwolke von rund 1,5 Meter!» Das führt für Peter Schneeberger zur Folgerung: «Damit lässt sich festhalten, dass mit einem Abstand von 1,5 Meter die Ausbreitung des Virus zentral eingedämmt werden kann.»

Singen fördert soziales Verhalten
Hans-Jürgen Feulner ist seit 2002 Universitätsprofessor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Er hält in seinem Buch «Gottesdienst auf eigene Gefahr – Die Feier der Liturgie in der Zeit von Covid-19» fest: «Es wird immer wieder kolportiert, dass Chorproben ein Virus-Spreader sind. Das hat sich jedoch als haltlos erwiesen, vielmehr ist es das ‘Socialising’ nach den Chorproben, wo auf Abstandsregeln weniger geachtet worden ist.» Schneeberger ergänzt: «Durch das Einhalten der Abstandsregel ist somit das nichtprofessionelle Singen möglich.»

Über Freikirchen Schweiz
Freikirchen.ch ist der Dachverband der Freikirchen und christlicher Gemeinschaften in der Schweiz. Er ist ein nationaler Kirchenverband mit 20 freikirchlichen Bewegungen aus der Deutschschweiz, zu denen über 750 örtliche Kirchen mit ihren diakonischen Werken gehören. Neben der Schweizer Bischofskonferenz und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund versteht sich der Dachverband Freikirchen.ch als dritte Kraft der christlichen Kirchen in der Schweiz und als Sprachrohr für die gemeinsamen Anliegen der Freikirchen.

Das Nationale Forschungsprogramm «Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft» hat für ein normales Wochenende in der Schweiz 690.000 Personen ermittelt, die an einem religiösen Ritual teilnehmen. Davon entfallen 261.510 (37,9 Prozent) auf katholische Gemeinden, 200.790 Personen (29,1 Prozent) gehen in einen freikirchlichen Gottesdienst, 96.600 Personen (14 Prozent) sind in reformierten Kirchen und 72,450 Personen (10,5 Prozent) in muslimischen Versammlungen. Mehr auf www.freikirchen.ch.

Zum Nationalen Forschungsprogramm «Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft» NFP 58 – https://freikirchen.ch/wp-content/uploads/2016/06/NSF_Studie_Freikrichen-Kopie.pdf)

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