Das christliche Hilfswerk Open Doors hat eine aktualisierte Fassung ihres jährlichen Weltverfolgungsindex veröffentlicht. Er umfasst den Berichtszeitraum 1.10.2020 bis 30.09.2021. Demnach sind Christen in 76 Ländern intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Das betreffe weltweit mehr als 360 Millionen Menschen. Allein in den 50 Ländern der Rangliste würden mehr als 312 Millionen der dort lebenden 737 Millionen Christen unter sehr hoher bis extremer Verfolgung leiden.
Afghanistan vor Nordkorea auf Rang 1
Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan habe Islamisten in aller Welt Auftrieb für ihre Umsturzpläne verliehen. Christen in Afghanistan seien ehemalige Muslime und würden deshalb von den Taliban gezielt gesucht und zumeist ermordet. Viele seien deshalb geflohen oder versuchen das Land zu verlassen. Das Land führt zum ersten Mal den Weltverfolgungsindex an und löst damit Nordkorea ab, das diese Position seit 20 Jahren innehatte. Dort sei die Lage der Christen unter Kim Jong Un weiterhin katastrophal: Zehntausende leisteten in den Straflagern Zwangsarbeit, oft bis zum Tod. Die Verhaftungen hätten sogar zugenommen. Die Ränge 3 bis 10 auf dem Weltverfolgungsindex belegen Somalia, Libyen, Jemen, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran und Indien.
Chinas Modell der Religionskontrolle macht Schule
Die kommunistische Regierung Chinas (Rang 17) habe mit der zentralisierten Kontrolle aller Religionen ein Negativ-Modell etabliert, so Open Doors. Xi Jinping festige sein System von „Ein Land, ein Volk, eine Religion“. Abweichler würden verhaftet, darunter auch weit über 1.000 Christen, oftmals Pastoren. Der Zugang zur Bibel und zu Bibel-Apps sei weitgehend blockiert. Kirchliche Aktivitäten würden streng überwacht, auch Online-Treffen, sofern sie überhaupt möglich seien. Kommunistische Staaten wie Vietnam (Rang 19) und Kuba (Rang 37) hätten das chinesische Modell übernommen.
Bitte um mehr Unterstützung und Gebet
Nigeria (Rang 7) und Indien (Rang 10) wertet Open Doors als „besonders besorgniserregende“ Länder, da Christen dort extremer Verfolgung ausgesetzt seien. Allein in Nigeria sei dokumentiert worden, dass 4.650 Christen wegen ihres Glaubens ermordet worden seien. Darüber hinaus hätten die Angriffe auf Christen in Subsahara-Afrika durch extremistische religiöse und politische Gruppen stark zugenommen, Millionen seien auf der Flucht. Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, sagt: „Die enorme Zahl von geschätzt mindestens 360 Millionen Christen, die unter hoher bis extremer Verfolgung und Diskriminierung leiden, wurde von der Politik bislang kaum thematisiert. Deshalb bitten wir zuerst alle Christen, sich noch stärker für ihre verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen und für sie zu beten.“
Jährlicher Weltverfolgungsindex zeigt Dynamik von Christenverfolgung
Seit 1955 setzt sich das christliche Hilfswerk Open Doors mit umfangreichen Hilfsprojekten für verfolgte Christen aller Konfessionen ein, heute in über 60 Ländern. Nach eigenen Angaben sei der Weltverfolgungsindex die weltweit einzige Erhebung, für die verfolgte Christen anhand einer differenzierten und von Experten kontinuierlich weiterentwickelten Methodik jährlich direkt befragt würden. Damit solle ihre Situation möglichst genau erklärt und die Dynamik der Verfolgung verdeutlicht werden.
Dazu sammelt die Forschungsabteilung von Open Doors Daten aus fünf Lebensbereichen: Privatleben, Familienleben, gesellschaftliches Leben, Leben im Staat und kirchliches Leben. Hinzu kommt die Kategorie „Gewaltsame Übergriffe“. Das Ausmass der Übergriffe wird für alle Bereiche in ein Punktesystem übertragen, um die unterschiedlichen Triebkräfte der Verfolgung in diesen Bereichen vergleichen zu können. Verfolgung definiert Open Doors als „jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus. Dies kann feindselige Haltungen, Worte und Handlungen gegenüber Christen umfassen.“
Weitere Informationen unter: https://www.opendoors.ch/index