ADRA beteiligt sich an der Hilfe für Binnenvertriebene und Geflüchtete aus der Ukraine. © Foto: ADRA Ukraine

Weltflüchtlingstag 2023: Noch nie so viele Menschen auf der Flucht

Silver Spring, Maryland/USA; Weiterstadt/Deutschland; Bern/Schweiz | 14.06.2023 | APD | Schweiz

Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) schliesst sich den Institutionen und Gemeinschaften an, die am 20. Juni den Weltflüchtlingstag begehen. Zuvor begeht die weltweite Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten am 17. Juni den Weltflüchtlingssabbat, um der Millionen Familien, Frauen, Kinder und Einzelpersonen zu gedenken, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen.

Schweiz: Kirchen und SIG wollen auf mehr Integrationspolitik setzen
Im diesjährigen Aufruf zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat vom 16./17. Juni rufen der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG), der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Schweizer Bischofskonferenz und die Christkatholische Kirche der Schweiz dazu auf, mehr auf Integrationspolitik zu setzen. Sie schreiben in ihrem Aufruf: «Flüchtlinge werden bei uns ständig mit Forderungen konfrontiert, die Ausdruck unseres Misstrauens sind, möglichst enge, unattraktive Grenzen setzen und die Betroffenen bewegungs- und tatenlos machen.» Der biblische Prophet Jeremia habe die exilierten, im babylonischen Exil lebenden Israeliten aufgefordert: «Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohl geht, so geht's auch euch wohl» (Jeremia 29,7). Die Kirchen und der SIG schreiben dazu: «Er [Jeremia] fordert die Flüchtlinge auf, die Koffer auszupacken und wegzustellen. Die Menschen sollen dort sesshaft werden, wo sie ihre Flucht hin gespült hat.» Damit setze der Prophet auf echte Integrationspolitik. Er übertrage ausgerechnet den Fremden die Verantwortung für das Wohl der Stadt.

110 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
Noch nie waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung wie derzeit. Laut dem Weltflüchtlingsbericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) beläuft sich die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen weltweit auf rund 110 Millionen. Diese Zahl umfasst Geflüchtete, Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere schutzbedürftige Personen. Ende 2021 waren es noch 89,3 Millionen, Ende 2022 bereits 108,4 Millionen.

Gründe für den Anstieg der Zahlen
Hauptgrund für diesen rasanten Anstieg ist die russische Invasion in der Ukraine, die Millionen Menschen zur Flucht zwang. So verliessen bis Ende 2022 rund 5,68 Millionen Geflüchtete das Land, hinzu kommen 6,3 Millionen Binnenvertriebene. Weitere Fluchtursachen sind gewaltsame Konflikte in vielen Teilen der Welt, Menschenrechtsverletzungen, politische, ethnische und religiöse Verfolgung oder extreme Naturereignisse. 42 Prozent aller Geflüchteten sind Kinder, 69 Prozent fliehen in ein Nachbarland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten Ende 2022 etwa 3,08 Millionen Geflüchtete und Asylsuchende in Deutschland. In der Schweiz lebten Ende Februar 2023 insgesamt 77.027 anerkannte Flüchtlinge. 2012 lebten 28.122 Personen mit diesem Status in der Schweiz. Im 2022 wurden in der Schweiz 24.511 Asylgesuche gestellt.

Statement von Michael Kruger, Präsident ADRA International
„Jede Hilfe ist wichtig für das Leben von Flüchtlingen und anderen Vertriebenen, die ohne das Nötigste wie Nahrung, Unterkunft und Sicherheit ums Überleben kämpfen. Wir dürfen angesichts ihrer Not nicht die Augen verschliessen oder schweigen. Der Weltflüchtlingstag erinnert uns daran, dass wir alle zusammenarbeiten müssen, um die Schwierigkeiten und Widrigkeiten zu beenden, mit denen Millionen von Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften konfrontiert sind“, so Michael Kruger, Präsident von ADRA International (Silver Spring, Maryland/USA). „ADRA feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Unser weltweites Hilfswerk widmet sich weiterhin der Bereitstellung lebensrettender humanitärer Dienste für Flüchtlinge und Vertriebene, Frauen, Kinder und Familien auf der ganzen Welt. Lassen Sie uns den Weltflüchtlingstag und den Weltflüchtlingssabbat mit Gerechtigkeit, Mitgefühl und Liebe begehen, um eine bessere Zukunft für alle zu erreichen, unabhängig davon, woher sie kommen oder was sie durchgemacht haben, damit alle so leben können, wie Gott es vorgesehen hat.“

Weltflüchtlingstag und Weltflüchtlingssabbat
Im Jahr 2000 riefen die Vereinten Nationen den Weltflüchtlingstag ins Leben, der jedes Jahr am 20. Juni begangen wird, um an den 50. Jahrestag der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 zu erinnern. Die weltweite Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten rief 2016 den Weltflüchtlingssabbat ins Leben, der am Samstag vor dem Weltflüchtlingstag stattfindet, um ihre Glaubensgemeinschaft zu ermutigen, sich aktiv an der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Nöte der Flüchtlinge zu beteiligen.

ADRA setzt sich seit Jahrzehnten für Flüchtlinge und andere von Katastrophen, Konflikten und Krisen betroffene Menschen ein. Das weltweit tätige Hilfswerk unterstützt derzeit vertriebene Familien in über 40 Ländern, darunter Syrien, Ukraine, Brasilien, Kolumbien, Jemen, Bangladesch, Südsudan, Afghanistan und Uganda. Die Programme umfassen Nothilfe in Form von Nahrungsmitteln und Unterkünften, Bildung, Gesundheitsversorgung und Hilfe zur Existenzsicherung. Ein wichtiger Aspekt der Arbeit ist die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen in die lokale Gesellschaft, die Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Abbau von Spannungen und Konflikten. Informationen unter: www.adra.org | www.adra.de | www.adra.ch.

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