Ein neuer Forschungsbericht analysiert die Entwicklung der Freikirchen in der Schweiz von 2017 bis 2023. Der Bericht bringt drei interessante Erkenntnisse zum Vorschein, schreibt der Dachverband Freikirchen.ch in einer Medienmitteilung.
Demnach gibt zwar einen Rückgang der Anzahl lokaler Gruppen, parallel dazu aber viele Neugründungen. Die Anzahl der Gäste im Gottesdienst hat sich seit der Pandemie erholt und die Grössenverhältnisse werden relativiert. Die Analysen ergänzen die vom Bundesamt für Statistik letzte Woche vorgelegten Zahlen über die Religionsangehörigkeit der Schweizer Bevölkerung.
Bei der Anzahl der zu Freikirchen.ch gehörenden Mitgliedern ist ein Rückwärtstrend zu beobachten. Waren es im Jahr 2017 noch 754 etablierte oder sich im Aufbau befindende Lokalkirchen und Gemeinden, ging diese Anzahl 2020 leicht auf 753 Gemeinschaften zurück. In den darauffolgenden drei Jahren kam es zu einem grösseren Einbruch: 2023 waren es 740 Gemeinschaften (-1,7 Prozent). «Es ist gut möglich, dass die Pandemie einen Einfluss auf diesen Rückgang zeigte, jedoch nicht ausschliesslich. Die Herausforderung steigt, Menschen mit der guten Nachricht von Jesus Christus bekannt zu machen», erklärt Forschungsleiter Pfr. Dr. theol. Simon Gisin.
Es stelle sich damit die Frage, ob und wie dieser Trend aufgehalten werden könne, fragt der Dachverband. Positive Anzeichen seien vorhanden, da sich 2017 rund 31 Gruppen im Aufbau befanden. Diese Zahl stieg bis 2020 auf 34, um dann im Jahr 2023 auf 45 neue Lokalkirchen und Gemeinden zu wachsen. Gisin: «Wir wollen diesen Trend von Gemeindegründungen und -pflanzungen auf unterschiedliche Art und Weise weiter fortzusetzen.»
Entwicklung der Anzahl Gottesdienstbesuchende
Bei der Entwicklung der Anzahl Gottesdienstbesuchende sei eine ähnliche Tendenz auszumachen. Von rund 100 Personen über 16 Jahren, welche sich zu einer Kirche oder Gemeinde zählten, fiel dieser Schnitt bis 2020 auf rund 80 Personen. Entgegen den vom Bundesamt für Statistik festgestellten sukzessiven Abkehr von den christlichen Kirchen, setze sich dieser Trend bei den Freikirchen aber nicht fort. Es sei ein leichter Anstieg auf durchschnittlich rund 83 Personen auszumachen ist. Es sei damit gelungen, diesen Abwärtstrend aufzuhalten und Menschen frisch oder neu für die Gemeinde vor Ort zu begeistern. Gisin: «Auch hier besteht die Herausforderung, diese Entwicklung fortzusetzen und Wege und Möglichkeiten zu finden, das Evangelium den Menschen von heute in Wort und Tat attraktiv und verständlich weiterzugeben.»
Grösse der einzelnen Lokalkirchen
Die Durchschnittszahl von 83 Kirchen oder Gemeinden sage aber noch nichts über die Grössenverhältnisse der einzelnen Lokalkirchen und Gemeinden auf. Zu einer durchschnittlichen Lokalkirche oder Gemeinde im Dachverband Freikirchen.ch zählen demnach rund 60 Personen über 16 Jahre. Die Hälfte der Gemeinden liege über, die andere Hälfte unter diesem Wert. Die Analyse erlaube auch, die Anzahl von grossen und sehr grossen Lokalkirchen zu bestimmen: Eine grosse Lokalkirche umfasst 100 Personen und mehr. Aktuell seien 25 Prozent der Lokalkirchen über diesem Wert, 75 Prozent darunter. Bei den sehr grossen Lokalkirchen mit 170 Personen und mehr befinden sich 10 Prozent darüber, 90 Prozent darunter.
Diese Analyse relativiere gängige Bilder und Vorstellungen über die Grössenverhältnisse von Lokalkirchen. Wenn nun eine Gemeinde den Eindruck gewinne, dass sie mit 50-60 Personen zu den kleinen Kirchen gehöre, dann werde dieser Eindruck durch diese Analyse widerlegt: Sie ist eine «normale» Gemeinde und befindet sich voll und ganz in der Mitte. Simon Gisin: «Theologisch ist festzuhalten, dass sich der Wert einer Gemeinde nicht an ihrer Grösse festmachen lässt. Jede Kirche und Gemeinde besitzt ihren Wert an dem Ort, an welchem sie sich befindet, ob nun 10 Personen oder 1.000 Menschen daran teilnehmen.» Jedoch würden diese Zahlen helfen, einen realistischen Blick auf die Grössenverhältnisse von Kirchen und Gemeinden zu erhalten, falsche Vorstellungen und Bilder diesbezüglich zu korrigieren und ermutigt zu werden, an der Gemeindeentwicklung und am Gemeindebau festzuhalten, schreibt der Dachverband Freikirchen.ch.
Der 18-seitige Forschungsbericht kann heruntergeladen werden auf https://www.kirchengründung.ch/wp-content/uploads/2025/02/KGS_Forschungsbericht-2024.pdf.
Davchverband Freikirchen.ch
Freikirchen.ch ist laut Selbstdarstellung «der Dachverband der Freikirchen und christlicher Gemeinschaften in der Schweiz. Er ist ein nationaler Kirchenverband mit 20 freikirchlichen Bewegungen aus der Deutschschweiz, zu denen über 750 örtliche Kirchen mit ihren diakonischen Werken gehören. Zusammen mit dem Réseau évangélique suisse (RES) vertreten die Freikirchen in der Schweiz rund 1.000 Kirchen. Neben der Schweizer Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche Schweiz versteht sich der Dachverband Freikirchen.ch als dritte Kraft der christlichen Kirchen in der Schweiz und als Sprachrohr für die gemeinsamen Anliegen der Freikirchen.»
Mehr auf www.freikirchen.ch.