Protest gegen die Razzien der amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) in Los Angeles. © Bild: Richard W. Hawkins / SPECTRUM

Angst hat adventistisch hispanische Christen wegen den ICE-Razzien in Los Angeles ergriffen

Roseville, Kalifornien/USA | 04.08.2025 | APD | International

Die Razzien der amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) versetzen die lateinamerikanischen Bewohner von Los Angeles in Angst. Die hispanischen adventistischen Gemeinden sind mit Traumata und der Schliessung von Einrichtungen konfrontiert.

Neben den Razzien der amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) haben die zusätzliche Anwesenheit von 4.000 Soldaten der Nationalgarde und 700 US-Marines im Juni die Angst in der Latino-Gemeinde in Los Angeles verschärft, berichtet Samuel Girven in SPECTRUM, Zeitschrift der Vereinigung adventistischer Foren (AF) in den USA.

Das massenhafte Zusammentreiben von Einwanderern, die keinen dauerhaften legalen Status haben, in Fabriken, Autowaschanlagen und Einkaufszentren hat massive Proteste ausgelöst. Diese Angst habe in hispanischen Gemeinden der Adventisten, wie der Iglesia Adventista Central Hispana, in der Innenstadt von Los Angeles den normalen Gemeindealltag lahmgelegt, so Girven.

Kirche ist Familie
Für hispanische Adventisten sei die Kirche wie eine Familie, erklärt Randy Ramos, Pastor der fast 1.300 Mitglieder zählenden Gemeinde. «Den Menschen in unserer Kirche macht es nichts aus, am Sabbatmorgen (Samstagmorgen) um 8 Uhr aufzutauchen und um 20 Uhr zu gehen, denn ihre Familie ist die Kirchenfamilie. Immigranten aus ganz Süd- und Mittelamerika bilden das Rückgrat dieser Gemeinden - und als sie ihre Heimatländer verliessen, liessen sie auch ihre Familien zurück.» Sie sagen sich: «Ich habe niemanden sonst, aber meine Kirchenfamilie ist bei mir», sagte Ramos.

Angst, das Haus zu verlassen
In Gesprächen mit Mitgliedern seiner Kirche hat Ramos festgestellt, dass die Menschen Angst haben, ihre Häuser zu verlassen und sogar Mühe haben spät nachts einkaufen zu gehen, weil sie befürchten, im Supermarkt angehalten zu werden. "Eines der Dinge, die mich nachts verfolgen, ist, dass mein Gemeindeleiter zu mir sagt: 'Pastor, ich habe Kinder’. Das ist ein Mann, der sagt: ‚Ich habe Angst, und ich will nicht sehen, wie ich von meinen beiden Kindern und meiner Frau weggerissen werde.‘"

Praktische Hilfe für Einwanderer ohne dauerhaften legalen Status
Ramos sagte, man müsse abwägen, ob man eine mögliche ICE-Razzia riskieren wolle, indem man die Kirche für Veranstaltungen öffnet. «Das hat unsere Priorität dahingehend verschoben, dass unsere Gemeinschaft im Moment definitiv in Gefahr ist. Was sind die nächsten Schritte, um unsere Leute zu schützen?" Als Pastor überlegt Ramos nun, wie er aus humanitärer Sicht auf die Krise reagieren wird. Wie wird er sie von der Kanzel aus ansprechen? Wie kann er durch Jesus Hoffnung geben und die Angst bekämpfen? «Alles, sogar die theologische Ebene, hat sich verändert», sagte Ramos.

Die Verantwortlichen der Kirche konzentrierten sich darauf, wie sie den Menschen helfen könnten, z. B. indem sie für sie einkaufen gehen, damit sie ihre Häuser nicht verlassen müssen. «Können wir für die Menschen da sein? Können wir Lebensmittel in ihre Häuser bringen? Können wir rausgehen und für sie einkaufen? So sehr hat sich die Situation verändert», so Ramos.

Die Kirchenleitungen der lokalen Gemeinden hätten unterschiedlich auf die ICE-Razzien reagiert, schreibt Girven. Einige hätten die Kirche komplett geschlossen, andere führten nur Gottesdienste durch und keine Veranstaltungen mehr an Wochentagen. «Unsere Gegend ist eine heisse Zone für ICE-Razzien“, sagte Ramos.

Andere adventistische Kirchen in der Region haben nach Wegen gesucht, um den betroffenen Mitgliedern der Latino-Gemeinschaft zu helfen. So veranstaltete die White Memorial Church am 17. Juni eine Mahnwache und eine Informationsveranstaltung mit Einwanderungsbefürwortern und Gemeindeleitern.

Bedeutung der Kirche für hispanisch adventistische Gemeinschaft gewachsen
Ramos sagte, dass die Bedeutung der Kirchenfamilie für die hispanische adventistische Gemeinschaft während des Durcheinanders gewachsen sei. «Meine Gemeinde blickt theologisch auf Jesus als Hoffnung, auch wenn ihre Welt zusammenbricht», sagte er. «Das ist wirklich die treibende Kraft, die mich als Pastor motiviert: 'Ja, ich bin bei dir. Ich stehe zu dir. Ich stehe an eurer Seite. Ich bin für dich da. Was kann ich tun, um euch in diesen Zeiten zu helfen?'"

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