Vereinte Nationen: Pressefreiheit seit 11. September stärker bedroht

Berlin, Deutschland | 01.05.2002 | epd/APD | Medien

Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai haben die Vereinten Nationen und Journalisten-Organisationen vor einer Bedrohung der Medien durch Terror und Terrorbekämpfung gewarnt. In den vergangenen beiden Jahren seien jeweils mehr als 50 Journalisten in bewaffneten Konflikten getötet worden, erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan am 30. April.

In einem gemeinsamen Appell unterstrichen Annan, UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, dass solche Todesfälle immer häufiger die Folge gezielter Anschläge auf Journalisten seien. Auch nach Einschätzung von "Reporter ohne Grenzen" nehmen seit dem 11. September die Bedrohungen der Informationsfreiheit zu, die mit dem Kampf gegen den Terrorismus gerechtfertigt werden. Einem Drittel der Weltbevölkerung, zwei Milliarden Menschen, werde das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf ungehinderten Zugang zu Informationen verweigert, erklärt die Menschenrechtsorganisation in Paris.

Mindestens 31 Journalistinnen und Journalisten wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr wegen ihrer Recherchen oder Artikel getötet (Vorjahr: 32). Bei 27 Todesfällen wird ein möglicher Zusammenhang mit dem Beruf noch untersucht. Die Zahl der inhaftierten Reporter stieg um 60 Prozent auf weltweit 489. Auch die Bedrohungen und Überfälle nahmen zu, um 40 Prozent auf 716 Fälle.

Derzeit sind laut "Reporter ohne Grenzen" 116 Journalisten und Journalistinnen in Haft. Mit 27 Inhaftierungen sei Nepal das "größte Gefängnis für Medienvertreter". Wegen des Konflikts mit den maoistischen Rebellen seien Ende November sogar mehr als 100 Journalisten unter Terrorismusverdacht festgenommen worden. Seit Anfang 2002 starben den Angaben zufolge weltweit bereits acht Journalisten in Ausübung ihres Berufes. Morde an Reportern blieben zumeist ungesühnt.

In Ländern wie China, Kuba, Laos, Nordkorea und Vietnam diktieren laut dem Bericht die kommunistischen Parteien, was in der Zeitung oder im Internet erscheint. Aber auch nicht-kommunistische Regime kontrollierten in Syrien, dem Irak, in Birma, Tunesien und Saudi-Arabien den Informationsfluss.

Die UN-Repräsentanten warnten Regierungen davor, die Rechte und Freiheiten der Medien im Zuge von Anti-Terror-Kampagnen einzuschränken. Damit unterhöhlten die Politiker genau die Prinzipien, die sie betonten, verteidigen zu wollen.

Gefahren für die Pressefreiheit sieht "Reporter ohne Grenzen" auch in Kanada und den USA seit dem 11. September. Der Quellenschutz sei bedroht, Internet und E-Mail-Verkehr könnten stärker überwacht werden und der Zugang zu Informationen sei eingeschränkt worden.

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Diese Meldung wurde zuerst vom Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main veröffentlicht. (C) Evangelischer Pressedienst (epd) und Adventistischer Pressedienst (APD) 2002.

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