Wie viele Menschen leiden heute noch an Lepra?

Basel | 11.01.2004 | APD | Gesundheit & Ethik

Als der französische Anwalt und Philosoph Raoul Follereau vor 51 Jahren den letzten Januarsonntag zum Welt-Lepra-Tag proklamierte, zählte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 15 Millionen Leprakranke. Es gab kein Medikament, das die Lepra heilen konnte. Frauen, Männer und Kinder, die an Lepra erkrankten, wurde aus ihrer Familie und aus ihrer Gemeinschaft ausgestossen. Mit dem Welt-Lepra-Tag soll weltweit auf die Situation leprakranker Menschen aufmerksam gemacht werden.

Lepra ist eine nicht-erbliche Krankheit, deren Erreger die Haut und das Nervensystem befällt. Das Lepra-Bakterium (Mycobacterium leprae) wurde 1873 vom norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen entdeckt. Bis heute ist die Züchtung dieses Erregers auf Kulturböden nicht gelungen, deshalb gibt es auch noch keinen Impfstoff gegen Lepra.

Wie sieht das Krankheitsbild aus?

Es gibt, vereinfacht gesagt, zwei Hauptformen der Lepra: eine nicht-ansteckende und eine ansteckende. Bei der nicht-ansteckenden Lepra leiden die Erkrankten vor allem unter Hautschäden und unter Befall der Nerven. Es kann zu Lähmungen der Hand, des Beines oder bestimmter Augennerven und damit auch zur Blindheit führen. Bei der ansteckenden Form der Lepra vermehren sich die Erreger sehr stark. Die Patienten sind schon lange ansteckend, ohne die Krankheit an sich selbst bemerkt zu haben. Wenn sie ausbricht, führt die Erkrankung zur Bildung von Beulen und Knoten auf der Haut, und es kommt zu Nervenlähmungen. Die Geschwüre und Verstümmelungen, die man häufig bei Leprakranken sieht, werden selten direkt durch das Leprabakterium selbst hervorgerufen, sondern entstehen indirekt durch Nervenausfälle und die dadurch hervorgerufene Gefühllosigkeit.

Dank der Einführung der kombinierten Medikamententherapie, den Anstrengungen seitens der Regierungen, regierungsunabhängigen Organisationen und christlichen Missionswerken sowie intensiver Gesundheitsaufklärung in den von Lepra betroffenen Ländern, konnten in den letzten 20 Jahren über zehn Millionen an Lepra erkrankter Personen geheilt werden.

Wie viele Menschen leiden heute noch an Lepra?

Über 2 Millionen Menschen sind heute noch von Lepra betroffen. Weltweit werden stündlich 60 neue Leprakranke entdeckt. Im Schnitt leiden von diesen 60 Menschen schon fünf unter schweren Behinderungen, elf von ihnen sind Kinder unter 14 Jahren. Die Zahl der Neuinfektionen – rund 650 000 pro Jahr – bleibt seit Jahren konstant. Aufgrund einer Lepraerkrankung bleiben jedoch zwischen zwei und vier Millionen Menschen ihr Leben lang behindert.

Bei leprabehinderten Menschen kann durch Operationen, Physiotherapie, orthopädische Schuhe, Prothesen und andere medizinische Rehabilitationsmassnahmen korrigierend geholfen werden.

Zu den zwölf am meisten betroffenen Ländern, die 92 Prozent aller registrierten Leprafälle ausmachen, zählen: Indien, Brasilien, Indonesien, Myanmar (Burma), Madagaskar, Nepal, Äthiopien, Mosambik, Republik Kongo, Niger, Guinea und Kambodscha. In der Schweiz verschwand die Lepra mit dem Tod des letzten registrierten Leprakranken am 16. Mai 1927.


Kästchen:

Von der Schweiz aus sind verschiedene Leprahilfswerke tätig. Weitere Information sind im Internet erhältlich:

Aussätzigenhilfe Emmaus Schweiz (Bern): http://www.lepra.ch/homedeutsch.htm
Evangelische Lepra-Mission (Egerkingen): http://www.lepramission.ch/
Internationales Komitee des Malteser-Ordens/CIOMAL (Genf): http://www.ciomal.ch/
Basler Lepra-Hilfe (Basel): http://www.leprahilfe.ch
Lepra-Stiftung der Schweizer Beamten (Bern): http://www.lepra.admin.ch/einstieg.htm

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