Nach über 25 Jahren informeller Kontakte und Gespräche auf verschiedenen Ebenen haben sich Theologen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und der Heilsarmee vom 5. bis 8. Januar 2004 in der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) in Silver Spring, Maryland/USA zu einem viertägigen theologischen Dialog getroffen. Während der bilateralen Gespräche hielten die Adventisten Referate, die einen Einblick in ihre Kirche, deren Glaubensüberzeugungen und die methodistischen Wurzeln ihrer Theologie vermittelten. Ein weiterer Beitrag befasste sich mit der Bibelauslegung der Adventisten. Von Heilsarmee-Seite wurde über Aufbau, Struktur und Verwaltung ihrer weltweiten Bewegung, ihrer Lehre, Entstehung und Geschichte sowie ihrer ganzheitlichen Mission informiert. Die Referate gaben den adventistischen Kirchenleitern Einblick in eine Bewegung, die sich von kleinen Anfängen in London zu einem weltumfassenden Missions- und Sozialwerk entwickelt hat und in vielen Ländern tätig ist, in denen es auch adventistische Kirchengemeinden gibt.
„Wie bei den Begegnungen mit anderen christlichen Weltgemeinschaften zeigte sich auch hier, dass es mehr Dinge gibt, die uns verbinden als uns trennen,“ sagte Oberst Earl Robinson, Sekretär des Heilsarmee-Welthauptquartiers für Aussenbeziehungen. Beide Delegationen, die siebenköpfige Vertretung der Salutisten und die acht Mitglieder umfassende Gesprächsgruppe der Adventisten, hätten sich dankbar für die Gelegenheit gezeigt, „zu einem besseren gegenseitigen Verständnis der Auffassungen und geistlichen Anliegen zu gelangen“ und für das Erkennen von Wegen, auf denen beide Gemeinschaften gemeinsam Christus bezeugen könnten, ergänzte Oberst Robinson.
Der Direktor für zwischenkirchliche Beziehungen der adventistischen Weltkirchenleitung, Dr. Bert B. Beach, äusserte sich sehr zufrieden, dass die lang ersehnte Gesprächsreihe zustande gekommen sei. „Das Wichtigste war zu sehen, dass wir einen sehr ähnlichen Zugang zur Botschaft des Evangeliums haben. Heilsarmee und Siebenten-Tags-Adventisten haben einen vergleichbar ähnlichen Lebensstil und sind in ihrer Lehre auf Christus ausgerichtet,“ erklärte Dr. Beach gegenüber dem Adventistischen Pressedienst (APD). „Die Adventisten hatten stets eine grosse Wertschätzung für die Arbeit der Heilsarmee. Ich hoffe, dass wir in Zukunft unsere Kenntnisse übereinander verbessern und unsere Zusammenarbeit verstärken, um den zahlreichen geistlichen und materiellen Bedürfnissen der Mensch¬heit begegnen zu können.“
Zur Gesprächsdelegation der Heilsarmee gehörten neben Oberst Earl Robinson Oberst Benita Robinson, stellvertretende Sekretärin für internationale Aussenbeziehungen, Major Karen Shakespeare, stellvertretende Programmdirektorin für Ausbildung am William Booth College, London/England, Major Lester Fergusson, Heilsarmee-Seelsorger in Nas¬sau/Bahamas, Major Edwin Okorougo, Direktor des Heilsarmee-Ausbildungszentrums in Lagos/Nigeria, Dr. Roger Green, Professor und Vorsitzender für Biblische und Theologische Studien am Gordon College, Wenham, Massachusetts/USA, und Lars Lydholm, Direktor für Information der Heilsarmee in Kopenhagen/Dänemark.
Die adventistische Kirche war am Dialog vertreten durch Dr. Beach, William G. Johnsson, Chefredakteur von „Adventist Review“, Dr. Niels-Erik Andreasen, Rektor der Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, Dr. Andrea Luxton, stellvertretende Direktorin für Bildung der Weltkirchenleitung, Dr. Angel Manuel Rodríguez, Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz, und deren früherer Direktor Dr. George W. Reid, Dr. John Graz, Direktor für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Weltkirchenleitung, sowie Dr. Woodrow Whidden, Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Andrews Universität.
Die theologische Konsultation soll 2005 im Heilsarmee-eigenen Konferenz-Zentrum „Sunbury Court“ in London weitergeführt werden. Zu den geplanten Gesprächsthemen gehören die Beziehung zwischen Evangelium und sozialen Diensten, die führenden Rollen von Catherine und William Booth für die Salutisten sowie Ellen und James White für die Adventisten, Ekklesiologie (Lehre von der Kirche), Sakramente und christliche Anthropologie (Beziehung des Menschen zu Gott).
Der Dialog brachte zwei christliche Weltgemeinschaften zusammen, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden. Die Siebenten-Tags-Adventisten 1863 in Nordamerika und die Heilsarmee 1865 in London. Das Werk der Heilsarmee begann ursprünglich als „Ostlondoner Christliche Mission“. Bei beiden Organisationen hatte in der Gründerphase jeweils ein verheiratetes Ehepaar bleibenden Einfluss: Ellen und James White für die Adventisten sowie Catherine und William Booth für die Heilsarmee. Ausserdem gehen bei beiden Gemeinschaften die Wurzeln bis in die methodistische Bewegung von John Wesley zurück.
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist mit über 13 Millionen erwachsen getauften Mitgliedern, 53 502 Gemeinden, 14 804 Pastoren und 177 360 Angestellten in 203 Ländern vertreten. Die Heilsarmee arbeit mit 26 630 Offizieren und Kadetten (Seelsorger), 107 724 Angestellten, über 1,6 Millionen Soldaten (Mitglieder) sowie 15 456 Korps und Aussenposten (Gemeinden) in 109 Ländern.