Deutscher Bundespräsident Horst Köhler würdigt Papst Johannes Paul II

Berlin/Deutschland | 03.04.2005 | Bundespräsidialamt | Religion + Staat

Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat dem Dekan des Heiligen Kollegiums, S.E. Joseph Kardinal Ratzinger, folgendes Beileidstelegramm gesendet:

03.04.2005

"Eminenz, sehr geehrter Herr Kardinal,

wie in aller Welt, so trauern auch in Deutschland die Menschen um den Papst. Mit Johannes Paul II. verliert die Katholische Kirche einen großen Papst, einen vorbildlichen Diener seiner Kirche und einen Christen von einzigartiger Glaubwürdigkeit. Nicht nur die Kirche, die ganze Welt hat einen großen Verlust erlitten.

Johannes Paul II. war in erster Linie ein Mann des Glaubens, ein für die Menschen sichtbarer Zeuge der Gegenwart Gottes. Für Menschen aus allen Kulturen ist er so zu einer moralischen Instanz geworden. Seine menschliche Wärme hat fasziniert, seine spirituelle Kraft hat überzeugt. Er war ein Vorbild für uns alle.

Johannes Paul II., der fließend deutsch sprach, hat sich immer für die Versöhnung von Polen und Deutschen eingesetzt. Seine Besuche in Deutschland haben das nachdrücklich gezeigt. Wir Deutsche werden auch nicht vergessen, mit welcher Entschlossenheit, Konsequenz und mit welchem diplomatischen Geschick Johannes Paul II. die Freiheitsbewegung in Osteuropa inspiriert und begleitet hat. Die deutsche Einheit hat er dabei von Anfang an begrüßt und gefördert. Unvergessen ist sein Gang durch das offene Brandenburger Tor im Jahre 1996.

Johannes Paul II. kannte keine Berührungsängste und hat sich unermüdlich um die Verständigung zwischen den Religionen bemüht, am eindrücklichsten vielleicht beim Friedensgebet mit den Vertretern aller Religionen in Assisi. Ebenso unermüdlich galt sein Einsatz dem Frieden unter den Menschen und Völkern.

Mit seinem entschiedenen Eintreten für die Würde des Menschen und Gerechtigkeit erwarb er sich weltweit tiefen Respekt. Für viele Menschen in Not und Armut war er ein Hoffnungsträger. Er hat sich stets zu Wort gemeldet, wenn er die Werte, für die er stand, bedroht sah.

Es war bewundernswert, wie es Johannes Paul II. verstand, auch im hohen Alter noch mit der Jugend im Gespräch zu sein und sie zu ermutigen, ein Leben in Verantwortung und Freiheit zu wagen.

Ich spreche dem Kardinalskollegium und allen Katholiken in Deutschland mein tief empfundenes Beileid aus. Den Angehörigen und Freunden Johannes Pauls II. in seiner polnischen Heimat gilt mein Mitgefühl."

© Bundespräsidialamt, Berlin

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