Der katholische Kirchenkritiker und Theologe Eugen Drewermann hat die Nachrufe auf Papst Johannes Paul II. sowie Art und Umfang der Beisetzungsfeierlichkeiten kritisiert. "Was in diesen Tagen passiert, erinnert an die Trauerfeierlichkeiten eines Ayatollah Khomeni", sagte Drewermann laut einer Mitteilung am Montagabend im Fernsehsender ntv. Der verstorbene Papst sei mit dem gleichen Absolutheits- und Unfehlbarkeitsanspruch wie der islamische Religionsführer aufgetreten.
Die katholische Kirche brauche aber dringend die Freiheit, unterschiedliche Meinungen und Ansichten gelten zu lassen, was mit Johannes Paul II. nicht möglich gewesen sei, kritisierte der frühere katholische Priester. "Er hat die Weltprobleme aus einer verengten Sicht betrachtet." Die von politischer Seite gerühmte Weitsicht des Papstes, der maßgeblich zum Sturz des Kommunismus in Osteuropa beigetragen habe, sei "maßlos überdehnt" und zudem historisch falsch: "Der Papst hat den Kommunismus wegen dessen atheistischen Staatsgedankens, nicht aber wegen der Ideologie an sich abgelehnt", erklärte Drewermann. Positiv sei aber anzumerken, dass Johannes Paul II. in den vergangenen Jahren pazifistischer geworden sei und Kriege wie den im Irak gebrandmarkt habe.
Drewermann war 1991 wegen kirchenkritischer Äußerungen die Lehrbefugnis für das Fach Katholische Dogmatik entzogen worden, ein Jahr später wurde ihm die Ausübung des Priesteramts verboten. Ausgangspunkt für den Bruch mit Rom war Drewermanns 1989 veröffentlichtes Buch "Kleriker - Psychogramm eines Ideals", in dem er die gesamte Priesterschaft als sexuell deformierte Menschen voller Ängste disqualifizierte. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen den Machtanspruch der katholischen Kirche.
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