Die Koptische Kirche in Ägypten hat sich für die Wiederwahl von Präsident Mohamed Hosni Mubarak bei der für September geplanten Präsidentschaftswahl ausgesprochen. "Wir würden uns freuen, wenn Mubarak seine Amtszeit fortsetzt, da wir in ihm ein Beispiel der Toleranz sehen", betonte der Heilige Synod der Kopten unter Vorsitz von Papst-Patriarch Schenuda III.
Das ägyptische Staatsoberhaupt Mubarak ist seit der Ermordung seines Vorgängers Anwar al-Sadat 1981 im Amt. Der 1928 geborene Mubarak ist gleichzeitig Vorsitzender der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP).Auf Druck der USA und der Opposition im eigenen Land hatte Mubarak im Februar überraschend eine Reform des Wahlrechts angekündigt. Die von ihm initiierte Änderung der Verfassung wurde Ende Mai mit mehr als 80 Prozent der Stimmen in einem Referendum abgesegnet. Damit muss der 77-jährige Amtsinhaber nun zum ersten Mal mit Gegenkandidaten konkurrieren.
Das neue Gesetz regelt, dass Kandidaten, die bei der Wahl im September antreten wollen, einer offiziellen Partei angehören. Parteilose Anwärter müssen die Unterstützung von mindestens 250 Vertretern des Unter- und Oberhauses, sowie der Kommunalräte erhalten. Alle drei Gremien werden von Mubaraks NDP beherrscht. Die Opposition klagt daher, dass die neue Verfassung nur vortäuschen würde, dass sich etwas geändert habe, da die Kriterien viel zu streng sind.
Rund 85 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Der Islam ist Staatsreligion. Nach Artikel 2 der Verfassung sind die Prinzipien des islamischen Rechtssystems, der Scharia, Grundlage der Gesetzgebung. Das bedeutet, dass Gesetze nicht gegen die Scharia verstossen dürfen. Die ägyptischen Christen machen mindestens zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus. Nach Ansicht politischer Beobachter fürchten die Kopten und andere christliche Minderheiten einen Machtwechsel zu einer islamistisch geprägten Regierung. Mubarak - der mit einer Christin verheiratet ist - liess bislang offen, ob er für eine fünfte Amtszeit von sechs Jahren antreten wird.