Der Musiksender MTV wird die umstrittene Cartoonserie "Popetown" vollständig ausstrahlen. Römisch-katholische Kirchenvertreter hatten die Serie als "Verunglimpfung christlicher Glaubensinhalte" kritisiert.
Nach der Ausstrahlung der ersten Folge vergangene Woche sollen die weiteren neun Episoden der BBC-Serie vom 10. Mai an im Wochenrhythmus um 21.30 Uhr gesendet und jeweils samstags um 21.30 Uhr wiederholt werden. Das teilte der in Berlin ansässige Musiksender am 9. Mai mit.
"Wir haben entschieden, alle Folgen auszustrahlen", sagte MTV- Programmdirektor Elmar Giglinger. "Unser Urteil basiert zum einen auf den Reaktionen der Zuschauer, die sich klar für eine Ausstrahlung ausgesprochen haben, zum anderen auf der Einschätzung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die die bisher eingereichten Episoden von "Popetown" als rechtlich unbedenklich eingestuft hat." Bei einer Umfrage unter Internet-Nutzern hätten sich mehr als 94 Prozent der Teilnehmer für die Serie ausgesprochen.
Gegen die Serie hatten zahlreiche Vertreter der katholischen Kirche protestiert und mit gerichtlichen Schritten gedroht. Eine Einstweilige Verfügung gegen die Ausstrahlung von "Popetown" wurde am Tag der ersten Folge von einem Münchner Gericht abgelehnt. In der Serie geht es um Pater Nicholas, der sich als Leiter des "Back Office" im Vatikan-Staat um alles Organisatorische zu kümmern hat. Dabei unterlaufen ihm reichlich Pannen. Zu sehen sind weiters ein "durchgeknallter Papst" und einen skrupelloser Kardinal, die unter anderem Waisenkinder in die Sklaverei verkaufen.
Die katholische Erzdiözese München erklärte am 9. Mai zu der Ankündigung des Musiksenders MTV, weitere Folgen auszustrahlen, dies sei zu erwarten gewesen. Die Verantwortlichen hätten offenbar die gerichtliche Ablehnung einer von der Erzdiözese beantragten Einstweiligen Verfügung ebenso als Freibrief gewertet wie die Freigabe der Serie durch FSF. Es stehe ausser Frage, dass die Serie das Bekenntnis katholischer Christen verunglimpfe, erklärte der Sprecher der Erzdiözese, Winfried Röhmel. Die in liturgische Gewänder für einen katholischen Gottesdienst gekleidete Papstfigur benutze in dem Cartoon das Kreuz, zentrales Symbol des christlichen Glaubens, als Springstock und mache es so zum Instrument des Klamauks. Ausserdem sei in der bereits gesendeten ersten Folge mit der Eucharistiefeier ein weiterer zentraler katholischer Glaubensinhalt persifliert worden.