In einer gemeinsamen Erklärung haben in Kanada 40 Bischöfe und Präsidenten christlicher Kirchen sowie drei Leiter islamischer Religionsgemeinschaften bekräftigt, dass die Ehe "ihrem Wesen nach die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau" ist. Zu den Unterzeichnern gehören Vertreter der Adventisten, Baptisten, Brüder, Kongregationalisten, Lutheraner, Mennoniten, Methodisten, Reformierten, Katholiken, Orthodoxen und Pfingstler. Die islamischen Vertreter gehören den Drusen, Sunniten und Schiiten an. Für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterzeichnete deren Präsident Pastor Daniel R. Jackson (Ottawa). Anlass für die "Erklärung über die Ehe" ist eine neu entbrannte Debatte im kanadischen Unterhaus, die zu einer Revision des Gesetzes vom Juli 2005 führen könnte, das die gleichgeschlechtliche Partnerschaft rechtlich der Ehe gleichstellt.
Laut Jackson wolle der Appell deutlich machen, dass es auch für die Politik notwendig sei zu akzeptieren, dass die Ehe von Mann und Frau einen "Mikrokosmos der sozialen Einheit" darstelle, "der schon immer als Herzstück einer stabilen Gesellschaft galt". Dabei gehe es auch um das Wohl des Kindes, das zum Heranwachsen Vater und Mutter brauche.
Die Ehe wird in der Erklärung als "öffentlicher Bund zwischen einem Mann und einer Frau, die eine dauerhafte und monogame Liebesbeziehung eingegangen sind", definiert, und stelle eine Bereicherung für die Gesellschaft dar. Dieses traditionelle Eheverständnis sei nicht allein religiöse begründet. Es werde seit langem "von der Gesellschaft und den Kulturen in der ganzen Welt geteilt". Der lebenslange Ehebund von Mann und Frau sei "älter als unsere ältesten demokratischen und parlamentarischen Einrichtungen, auch älter als unsere Justiz". Er stosse daher weltweit auf grössere Anerkennung als jedes jemals verkündete Gesetz. Als soziale Einrichtung betreffe die Ehe vor allem das Gemeinwohl und nicht individuelle Rechte. Daher verdiene die Ehe von Mann und Frau die Achtung und den Schutz des Staates sowie die gesellschaftliche Anerkennung.
In der Erklärung wird vor einer Änderung der Definition, was Ehe ist, als "Verwerfung jahrtausendealter Geschichte und Erfahrung" gewarnt. Die Neudefinition der Ehe als Bund "zwischen zwei Personen" verdunkele deren wahren Zweck. Dadurch gehe "der tiefe Zusammenhang zwischen der Ehe, der gegenseitigen Ergänzung beider Geschlechter, der Fortpflanzung und dem Aufziehen von Kindern verloren". Die gemeinsame Erklärung der kanadischen Kirchen und Religionsgemeinschaften enthält daher den Appell an die Parlamentarier und alle Kanadier, die Neudefinition der Ehe zu überdenken und in dem Bestreben zusammenzuarbeiten, "die historische und universale Begriffsbestimmung der Ehe mit ihrem einzigartigen und grundlegenden Charakter in der Gesetzgebung und in der Politik auch für kommende Generationen wieder zu verankern".