Das am 13. März im Vatikan veröffentlichte Nachsynodale Apostolische Schreiben "Sacramentum Caritatis" sei aus protestantischer Sicht eher enttäuschend, so das Resümee des Bensheimer Katholizismus-Experten Dr. Martin Schuck vom Konfessionskundlichen Institut.
Wie Schuck in seiner Stellungnahme schreibt, mache das Nachsynodale Apostolische Schreiben "Sacramentum Caritatis" deutlich, dass Benedikt XVI. in der Hochschätzung der Eucharistie als Mittelpunkt des kirchlichen Lebens die Kontinuität zu seinem Vorgänger sucht. Nachdem Johannes Paul II. das Jahr der Eucharistie 2004/2005 vorbereitete und noch selbst eröffnet hatte, musste der neugewählte Papst Benedikt XVI. das Jahr fortführen und beenden. Höhepunkte waren vor allem der Weltjugendtag in Köln im August sowie die Weltbischofssynode in Rom im Oktober 2005. Die Ergebnisse dieser Synode würden im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben, das am 22. Februar 2007 unterzeichnet und am 13. März 2007 veröffentlicht wurde, aus der Sicht des Papstes der Öffentlichkeit präsentiert.
Insgesamt bringe das päpstliche Schreiben nichts Neues. Hoffnungen auf neue Impulse zum Thema Eucharistiegemeinschaft brauche man sich nicht zu machen, bilanzierte Schuck.
Konfessionsverschiedene Ehen würden in diesem Zusammenhang gar nicht erst eigens erwähnt; sehr deutlich werde darauf hingewiesen, dass Kirchengemeinschaft die Bedingung für Eucharistiegemeinschaft sei. Die Zulassung nicht-katholischer Christen zu den Sakramenten Eucharistie, Busse und Krankensalbung werde deshalb nur in Hinsicht auf das ewige Heil -- also im Angesicht einer echten Notlage -- in bestimmten aussergewöhnlichen Situationen, wie sie im Katechismus der katholischen Kirche geregelt sind, erlaubt.
Interessante Aspekte biete das Schreiben hinsichtlich einiger für das Thema Eucharistie eher nebensächlicher Inhalte. So werde der Fortbestand des Zölibats untermauert, indem der Papst über die rein funktionalen Gesichtspunkte hinaus eine inhaltlich-theologische Begründung liefere: Es handele sich um die besondere Angleichung an den Lebensstil Christi; der Zölibat sei daher eine Wahl mit "hochzeitlichem Charakter". Auch dürfe es nicht nur evangelischen Christen, sondern auch durch das Zweite Vatikanische Konzil geprägten Katholiken nur schwer zu vermitteln sein, warum sich der Papst plötzlich dafür einsetze, grosse Teile der Liturgie häufiger in lateinischer Sprache abzuhalten.
Sogar für die Unauflöslichkeit der Ehe werde die Eucharistie begründungsstrategisch in Dienst genommen: Die Unwiderruflichkeit der Liebe Gottes in Christus zu seiner Kirche, wie sie in der Eucharistie bekannt werde, drücke die Sehnsucht nach Unauflöslichkeit in jeder wahren Liebe aus.
Insgesamt werde die seit Johannes Paul II. zu beobachtende Tendenz verstärkt, das römisch-katholische Kirchenverständnis aus der Eucharistie heraus zu erklären. Diejenigen, die von der Eucharistie ausgeschlossen würden, nähmen dieses Kirchenverständnis zunehmend als antiökumenisch wahr, fasste der Catholica-Experte Schuck zusammen.