Der Heilige Stuhl hat am 21. September eine Aufsehen erregende Neubesetzung des römisch-katholischen Bischofssitzes in Moskau vorgenommen: Der aus Italien stammende Priester Paolo Pezzi, bisher Rektor des Priesterseminars im russischen St. Petersburg, wurde zum neuen "Erzbischof in Moskau" ernannt. Der 47-jährige Priester tritt die Nachfolge von Tadeusz Kondrusiewicz an, der gleichzeitig zum Erzbischof von Minsk-Mohilew ernannt wurde. Kondrusiewicz kommt aus der polnischen Minorität in Weissrussland. Er tritt dort die Nachfolge des im Juni 2006 emeritierten Kardinals Kazimierz Swiatek (92) an. Nach Angaben der Agentur "Kathpress" sei gegen ihn immer wieder Kritik von Seiten des Moskauer Patriarchats laut geworden.
Unmittelbar nach Bekanntgabe seiner Versetzung sagte Erzbischof Kondrusiewicz im Gespräch mit Radio Vatikan, er wechsle von Moskau nach Minsk "mit grosser Freude, in Gehorsam gegen dem Papst und aus grossem Verantwortungsbewusstsein." Als Diener der Kirche sei er wie ein Soldat, der die Vorgaben seines Vorgesetzten erfüllt. Der Erzbischof war 16 Jahre in Moskau tätig. "Ich verlasse Moskau, weil es der Wille Gottes ist; der Wille des Papstes ist für mich der Wille Gottes", so Kondrusiewicz.
Der neue katholische Erzbischof in Moskau, Paolo Pezzi, wird am 27. Oktober in der katholischen Marienkathedrale in der russischen Hauptstadt zum Bischof geweiht werden. Bei einer ersten Begegnung mit dem Klerus der Diözese sagte Pezzi, sein einziger Wunsch sei es, alles "im Namen Jesu" zu tun.
Pezzi promovierte an der Päpstlichen Lateran-Universität zum Thema "Katholiken in Sibirien - Ursprünge, Verfolgung, Gegenwart". Zwischen 1993 und 1998 war er Chefredakteur der katholischen Kirchenzeitung und Dechant in der sibirischen Zentralregion. Seit 1998 ist er zudem Verantwortlicher für die Bewegung "Comunione e Liberazione" in Russland. 2004 wechselte er als Dozent ans Priesterseminar von St. Petersburg und wurde 2006 zum Rektor des Seminars ernannt. Der neuernannte Erzbischof sei, so der Leiter der Priesterbruderschaft (der Pezzi angehört), ein Kenner des russischen Volkes und habe eine tiefe Liebe zur orthodoxen Kirche und "für die grosse Tradition Russlands".
Die Zahl der Katholiken in Russland beträgt nach Angaben des scheidenden Moskauer Erzbischofs rund 600.000. Heute existieren 230 römisch-katholische Gemeinden im Land, betreut von 270 Priestern. 90 Prozent der Priester stammen laut Kondrusiewicz aus dem Ausland.