An einer Medienkonferenz in Basel, dem Austragungsort des Eröffnungsspiels der Fussball-Europameisterschaft 2008, orientierten die Kirchen in der Schweiz heute über ihr Engagement anlässlich der UEFA EURO 2008. Die christlichen Kirchen wollen binational und ökumenisch Fans wie Spieler während der Fussballturniere begleiten und mithelfen, damit dieses Grossereignis zu einem gelungenen Fest der Begegnung wird. Die Projekte und Aktionen stehen in beiden Ländern unter dem Motto "Kirche 08. Am Ball – seit 2008 Jahren".
Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und die katholische Schweizer Bischofskonferenz (SBK) stellten an der Medienkonferenz Projektbeispiele von "Kirche 08. Am Ball – seit 2008 Jahren" vor.
Als konkretes Beispiel für Projekte an den Austragungsorten nannten Christoph Sigrist und Stefan Roth, Euro 08 – Beauftragte von SEK und SBK, das Zürcher "Volunteer Center". Die Kirchen bieten dort in Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich den über 800 freiwillig Helfenden einen Ort des Austausches und der Erholung. Geplant ist ausserdem, "Wünsche ins Licht" zu setzen. Am Abend vor den Spielen sollen Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre Hoffnungen und Visionen über elektronische Lauftexte in der Fan-Meile laufen lassen. Schliesslich befindet sich momentan auch didaktisches Material für ein Musical in Vorbereitung, das im Vorfeld der Euro 2008 aufgeführt werden soll.
Ein mit "Kirche 08" bedruckter rot-weisser Fan-Schal – also in den Landesfarben der Schweiz und Österreichs - soll an allen acht Austragungsorten zu einem gemeinsamen Erscheinungsbild der evangelischen und römisch-katholischen Kirchen werden. Eine Erstauflage von 3.000 Stoff-Halstüchern sei bestellt. Seelsorger und sozialdiakonische Mitarbeitende der Kirchen werden für die Bedürfnisse der Mannschaften und der Funktionäre bereit stehen.
Vor Beginn und gegen Ende der UEFA EURO 2008 sollen in der Schweiz und in Österreich ökumenische Gottesdienste gefeiert werden. An der Gestaltung dieser Gottesdienste sollen nicht nur die beiden grossen Landeskirchen, sondern auch andere Kirchen und Freikirchen beteiligt werden, so Pfarrer Stefan Roth, Beauftragter der katholischen Bischofskonferenz. Ausserdem besteht die Absicht eine interreligiöse ussballmannschaft von Mitarbeitenden verschiedener Religionsgemeinschaften zu bilden und gegen eine andere Mannschaft, zum Beispiel gegen den FC Nationalrat, zu spielen.
Alle Projekte werden zudem ab 1. Januar 2008 auf einer binationalen Internetseite präsentiert, die sich derzeit noch im Aufbau befindet.
Die Kirche könne mit ihrer Erfahrung mithelfen, dass die Euro 08 nicht nur ein gelungenes sportliches Gegeneinander, sondern auch ein gelungenes menschliches Miteinander werde. Dies sagte der Präsident des Rates SEK, Pfarrer Thomas Wipf, an der Medienkonferenz. "Bei den Menschen sind wir Kirchen seit 2008 Jahren am Ball", so Wipf. Es gehe darum, mit den Menschen die Fussballbegeisterung zu teilen, aber auch offen zu sein für ihre existenziellen und sozialen Bedürfnisse. In diesem Sinne unterstütze auch der Delegierte des Bundesrates für die Euro 2008, Benedikt Weibel, das Engagement der Kirchen. Wenn dieses dazu führe, "dass wir über so zentrale Werte wie Menschenwürde und Respekt dem Anderen gegenüber nachdenken, dann wären wir alle glücklich".
Der Beauftragte des SEK für die EURO 2008, Pfarrer Christoph Sigrist, betonte die engen Kontakte zur Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), "die mit dem Projekt 'Kickoff2008 – Anstoss für den Glauben' einen anderen Zugang zu den fussballbegeisterten Menschen sucht, " so Sigrist wörtlich. Mit "Kickoff2008" wollen die in der Evangelischen Allianz organisierten Gemeinden und Verbände, nach eigene Angaben, während der Fussball-Grossveranstaltung in der Schweiz durch verschiedene Projekte und Dienstleistungen die gelebte, christliche Nächstenliebe zum Ausdruck bringen und allen Beteiligten einen Anstoss zum Glauben sein.
Weitere Begleitmassnahmen während der UEFA EURO 2008
Eine Initiative von über 25 Frauen-, Männer- und Menschenrechtsorganisationen, Fachstellen für Gleichstellung, Beratungsstellen, Hilfswerken, kirchlichen Organisationen und Gewerkschaften will unter dem Slogan «Euro 08 gegen Frauenhandel» über Frauenhandel in der Schweiz informieren und gegen diese massive Menschenrechtsverletzung mobilisieren. Weltweit werden geschätzte zweieinhalb Millionen Menschen jedes Jahr Opfer von Menschenhandel, achtzig Prozent von ihnen sind Frauen und Mädchen. Die Kampagne startet im März 2008 und wird im Herbst 2008 abgeschlossen. Der Bund leistet dazu eine Anschubfinanzierung von 100'000 Franken. "Wir können etwas dagegen Frauenhandel tun. Für einen besseren Schutz der Opfer und dafür, dass sie in der Schweiz Rechte erhalten," so die Organisatoren.
Im Bereich der Alkoholprävention ist auf Initiative der Projektorganisation Öffentliche Hand (POÖH), dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) eine Nationale Arbeitsgruppe Alkoholprävention EURO 2008 gebildet worden, welche ein Leitbild zur Alkoholprävention im Rahmen der UEFA EURO 2008 ausarbeitete. Ziel des Projekts und deren Massnahmen ist es, sowohl in den Austragungsorten als auch in allen Gemeinden und Kantonen, in denen vornehmlich Public-Viewings durchgeführt werden; die Jugendschutzbestimmungen konsequent durchzusetzen und - den problematischen Konsum zu reduzieren, damit Gewaltvorfälle, Unfälle und Sachbeschädigungen usw. verhindert werden können.
Die UEFA EURO 2008 ist die grösste je in der Schweiz durchgeführte Sportveranstaltung. In der Schweiz werden vom 7. Juni bis 29. Juni 2008 insgesamt 15 Spiele in den Städten Basel, Bern, Genf und Zürich ausgetragen. Im Nachbarland Österreich finden 16 Spiele in den Städten Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien statt. Gleichzeitig werden an den Austragungsorten und in zahlreichen weiteren Städten und Gemeinden Spiele auf Grossbildleinwänden übertragen werden.