In Belgien wird es künftig einen "Rat der Religionsführer" geben. Eine erste Sitzung zur Gründungsvorbereitung fand am 20. November unter dem Vorsitz von Pfarrer Dr. Guy Liagre, Präsident des Synodalen Rates der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien (EPUB), auf Schloss Sainte-Anne in Brüssel-Auderghem statt. Ein Dreier-Ausschuss mit leitenden Repräsentanten der Christen, des Islams und der Buddhisten soll jetzt Leitlinien (Mandat) und Organisationsstruktur erarbeiten.
Ziele dieses "Rates der Religionsführer" seien die Vertrauensbildung zwischen den Religionsgemeinschaften und den Dialog der Religionen in Belgien untereinander und mit den staatlichen und politischen Behörden zu führen, so der Moderator Guy Liagre. Der Rat wird sich vorerst aus Vertretern der christlichen Kirchen, Muslimen, Juden, Hindus, Buddhisten und Sikhs zusammen. Zwar seien noch nicht alle religiösen Strömungen dabei, aber der neue Zusammenschluss stehe auch anderen spirituellen Richtungen offen, so Pfarrer Liagre,
Das Gremium werde sich vor allem mit Fragen der Ethik, der Moral und der Gesellschaft befassen und sehr darauf bedacht sein, dass man seiner Tätigkeit keinen Proselytismus vorwerfen kann. Der Rat habe nicht die Absicht "lehrmeisterlich" in Erscheinung zu treten und werde keinem Synkretismus Hand bieten, der etwa die Verschiedenheit der darin vertretenen Religionen verwischen könnte, sagte Liagre dem Adventistischen Pressedienst (APD).
Die Initiative zu der Gründung sei vom belgischen Zweig der "Weltkonferenz der Religionen für den Frieden" (WCRP) ausgegangen. Der Aufbau erfolge hingegen ohne Beteiligung von WCRP.
In der Schweiz wurde im Mai 2006 mit dem Schweizerischen Rat der Religionen (SCR) ein ähnliches Gremium gegründet. Die religiöse Dialogplattform auf nationaler Ebene wolle einen Beitrag leisten zum religiösen Frieden, zur gegenseitigen Verständigung und zur Vertrauensbildung in der Schweiz heisst es in einer Selbstdarstellung. Der SCR biete sich ferner den Bundesbehörden als Ansprechpartner an.
In Belgien wird die Religionsfreiheit wird durch die Verfassung garantiert. Der Staat erkennt derzeit sechs Religionen an: die römisch-katholische (der die Mehrzahl der Gläubigen angehört), die evangelische, die orthodoxe, die israelische, die anglikanische und, seit 1976, auch die islamische Religion. Auf Grund der Einwanderungswelle ausländischer Arbeitskräfte ist der Islam zur Zeit die zweitwichtigste Religion in Belgien.