Deutsche Autobahnkirchen: Rastplätze für die Seele

Gescher im Münsterland/Deutschland | 06.03.2008 | APD | Ökumene

Die Mehrzahl der Besucher von Autobahnkirchen in Deutschland ist religiös und engagiert sich auch in der Heimatgemeinde. Dies geht aus einer Untersuchung des Zentrums für kirchliche Sozialforschung (ZeKIS) der Katholischen Fachhochschule Freiburg und des Versicherungsunternehmens "Akademie Bruderhilfe" in Kassel hervor.

Deutschland ist der einzige Staat auf der Welt, in dem ein Netz von Autobahnkirchen existiert.

Die Studie zum Besucherprofil der deutschen Autobahnkirchen wurde jetzt in Gescher den Medien vorgestellt. Demnach sei der typische Besucher männlich, katholisch, verheiratet und über 50 Jahre alt, so der Leiter der Untersuchung, Professor Michael Ebertz. Befragt wurden rund 400 Besucher in 23 von deutschlandweit 32 Autobahnkirchen.

Einige Ergebnisse der nicht repräsentativen Studie seien überraschend, erläuterte Ebertz. Bisher sei man davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Besucher der Autobahnkirchen kirchenfern und "auf der Suche" sei. Es habe sich jedoch ergeben, dass die Besuchermehrheit mit der Kirche stark verbunden sei, an einen Gott als persönliches Gegenüber glaube, und den Lebenssinn aus dem Glauben beziehe, so die Autoren. Dennoch könnten die Autobahnkirchen nicht als "missionarische Vorposten" bezeichnet werden. 60 Prozent der Befragten hätten angegeben, regelmässig am Gottesdienst teilzunehmen.

Die Autoren der Studie bezeichnen den typischen Besucher als "Autobahnkirchensponti", dessen Besuch "eine ungeplante Kurzweilinsel zum religiösen Auftanken" darstelle.

Laut Studie sind rund zwei Drittel der Besucher der Autobahnkirchen männlich. 61 Prozent sind römisch-katholisch. Urlaubsreisende machen eher spontan an einer Autobahnkirche halt, Berufsreisende planen den Zwischenstopp dagegen oft bewusst ein. Sogenannte Besuchsreisende halten gerne immer wieder an derselben Autobahnkirche, zum Beispiel auf dem Weg zu Verwandten. Als Grund für den Stopp an einer Autobahnkirche gaben 37 Prozent religiöse Beweggründe an, 19 Prozent suchten Ruhe und Erholung und 17 Prozent kamen aus Neugier.

Die 32 Autobahnkirchen in Deutschland werden jedes Jahr von rund drei Millionen Menschen besucht. Die älteste Kirche steht an der Ausfahrt Adelsried der Autobahn A 8 von München nach Stuttgart. Sie wird in diesem Jahr 50 Jahre alt.

Die Zahl der Autobahnkirchen in Deutschland wächst rasant: Vor zehn Jahren waren 11 solcher "Wallfahrtsorte der Moderne" vorhanden, heute gibt es 32. Es sind 15 evangelische Kirchen, 11 ökumenische und sechs römisch-katholische.

Sämtliche Gotteshäuser an den Autobahnen werden durch Spendengelder aus lokalen oder regionalen Initiativen finanziert. Sie sind in der Regel keiner übergeordneten kirchlichen Institution unterstellt und daher mehrheitlich ökumenisch ausgerichtet. In den grösseren Autobahnkirchen finden auch ab und an Gottesdienste statt.

Die Akademie der Versicherer Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge gibt ein aktuelles Verzeichnis heraus und organisiert jährlich einen Tag der Autobahnkirchen. Es gibt eine eigene Website www.autobahnkirche.info

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