Der Vatikan begrüsst die friedliche Nutzung der Atomenergie. Zugleich kritisiert der Heilige Stuhl den derzeitigen Umgang mit Energie in den reichen Ländern. Die Rohstoffpreise würden steigen und vor allem die Staaten der Dritten Welt hätten immer mehr Mühe, ihre Völker zu ernähren, geschweige denn, ihnen eine gesicherte Zukunft zu garantieren, sagte der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Bischof Giampaolo Crepaldi, gegenüber Radio Vatikan.
Die internationale Gemeinschaft sollte den UNO-Umwelttag am 5. Juni zum Anlass nehmen, um über die künftige weltweite Energienutzung zu diskutieren. Man dürfe aber an keine Utopien glauben, sondern müsse realistisch bleiben, betonte Crepaldi. "Es wäre undenkbar, dass heutzutage allein mit alternativen Energien die Weltwirtschaft existieren könnte. Ohne genügend Energiezufuhr leiden nämlich vor allem die ärmeren Länder dieser Welt. Und wenn wir von unterentwickelten Länder reden, dann sprechen wir über Millionen von Menschen, die arm oder hungrig sind", so der Bischof. Deshalb komme nicht von ungefähr die zivile Nutzung der Atomenergie wieder ins Gespräch, wenn es um umweltschonende Stromerzeugung geht.
"Der Heilige Stuhl hat eine klare Position in Bezug auf die Atomenergie. So verurteilt die römisch-katholische Kirche jegliche militärische Nutzung der Atomtechnologien. Die Nutzung zur Stromerzeugung für zivile Zwecke wird hingegen gutgeheissen - es gibt keinen Grund, dagegen zu sein. Dennoch muss man vorsichtig sein, denn es kann vorkommen, dass Staaten behaupten, sie würden Atomenergie nur für zivile Zwecke einsetzen, und wenn man genauer hinschaut, merkt man, dass diese Länder die Atomtechnik für militärische Ziele verwenden möchten", sagte Bischof Crepaldi.
In einer Stellungnahme zum UNO-Ernährungsgipfel, der noch bis zum 5. Juni in Rom tagt, hat der Vatikan die Industrieländer zum Überdenken ihrer Bioenergie-Politik aufgerufen. Das "grundlegende Recht auf Nahrung" dürfe nicht durch die Produktion von Biokraftstoffen eingeschränkt werden, erklärte der für entwicklungspolitische Fragen zuständige Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Das Vatikan-Gremium unter Leitung von Kurienkardinal Renato Raffaele Martino forderte die G8-Staaten auf, bei ihrem nächsten Gipfel in Japan "die Angemessenheit der Bioenergie-Produktion angesichts der Verknappung von Agrarprodukten" zu prüfen, so Radio Vatikan.