US-Presbyterianer und Adventisten: "Genügend Gemeinsamkeiten, um den Dialog weiterzuführen"

Louisville, Kentucky/USA | 09.12.2008 | APD | Ökumene

Nach drei Konsultationsrunden zwischen der nordamerikanischen Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten und der Presbyterianischen Kirche in den USA (Presbyterian Church USA) äusserten die Gesprächsteilnehmer der beiden Kirchen, dass sie mehr als genügend Gemeinsamkeiten gefunden hätten, um ihren Dialog weiterzuführen. Eventuell könnten künftig auch Vertreter anderer reformierter Kirchen in die Konsultation mit einbezogen werden.

"Unsere Meinungsverschiedenheiten sind nicht derart, dass sie es ausschliessen würden, einander als Brüder und Schwestern durch Christus anzusehen oder in bestimmten Bereichen zusammenzuarbeiten", sagte Dr. Carlos L. Malavé (Louisville, Kentucky/USA), stellvertretender Leiter des Referates für ökumenische Beziehungen der Presbyterian Church. Die presbyterianischen Kirchen bekennen sich theologisch zu calvinistisch-reformierten Wurzeln.

Bei der dritten Gesprächsrunde an der adventistischen Loma Linda Universität in Kalifornien, die mit ihren medizinischen Einrichtungen auf Gesundheitswissenschaften spezialisiert ist, ging es um Eigenheiten, die für jede der beiden Konfessionen kennzeichnend sind. Dr. Richard Hart, Präsident der Loma Linda Universität und der Universitätskliniken, sprach über "Adventisten und Gesundheit". Dr. David Cortes-Fuentes vom Theologischen Seminar in San Francisco hielt einen Vortrag zum Thema "Presbyterianer und Sozialpolitik". Dr. John Graz (Silver Spring, Maryland/USA), Direktor für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung), referierte über "Die Siebenten-Tags-Adventisten und Religionsfreiheit". Dr. Sheldon Sorge vom Louisville Presbyterian Theologischen Seminar befasste sich mit "Tulpen, Gänseblümchen und Lilien: Der Garten Gottes durch seine auswählende Gnade". Dr. Kwabena Donkor (Silver Spring, Maryland), stellvertretender Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz, ging es darum, "Den Kern des Siebenten-Tags-Adventismus zu entdecken".

"Beide Kirchen erkennen die charakteristischen Beiträge der anderen Seite an und achten sie", betonte Dr. Malavé; "besonders die Sorge der Presbyterianer um soziale Gerechtigkeit und die Souveränität Gottes sowie die Betonung der Adventisten hinsichtlich Gesundheit und Religionsfreiheit." Die Hervorhebung der Gesundheit fände in der presbyterianischen Lehre von der Heiligung ihre Entsprechung. Bei anderen sozialen Fragen teilten beide Konfessionen ähnliche Ziele für die Gesellschaft, doch hinsichtlich der Erreichung dieser Ziele gebe es grosse Unterschiede. Die Presbyterianer tendierten dazu, die Notwendigkeit der Einmischung in die Politik zu betonen, während die Adventisten die soziale Verantwortung des Einzelnen im Blick hätten.

"Die kreative Spannung zwischen der adventistischen Betonung der persönlichen Freiheit und der presbyterianischen Hervorhebung der Erwählung durch Gott bietet die Gelegenheit, für einen reichen, respektvollen Dialog", hob Malavé hervor. Durch derartige Diskussionen lernten die Teilnehmer an den Gesprächsrunden nicht nur viel übereinander, sondern auch voneinander.

Die nächste presbyterianisch-adventistische Konsultation soll im Sommer 2010 stattfinden. Der erste theologische Dialog wurde 2006 im adventistischen Verwaltungszentrum in Silver Spring, Maryland, durchgeführt. Damals ging es vor allem darum, die jeweils andere Kirche kennenzulernen, wobei Referate in die Geschichte, Lehren und ethische Werte der Denominationen einführten. Bei der nächsten Gesprächsrunde 2007 im nationalen Kirchenamt der Presbyterianer in Louisville, Kentucky, befassten sich die Teilnehmer mit vier Themen: Das jeweilige Verständnis des reformatorischen Prinzips "sola scriptura" (allein die Heilige Schrift), das Verhältnis göttliche Gebote und Evangelium zueinander, der Stellenwert des Schrifttums der Mitbegründerin der adventistischen Kirche, Ellen G. White (1827-1915), und die Rolle der Schriften des Reformators Johann Calvin (1509-1564). Beide Seiten stimmten überein, dass die Heilige Schrift der einzige Massstab für Glaube und Handlungsweise ist. Übereinstimmung herrschte auch darin, dass die Erlösung des Menschen allein durch den Opfertod Christi geschieht, dass ein Christ sein Leben aber nach den Geboten Gottes ausrichten solle.

Die Presbyterianische Kirche hat in den USA 2,4 Millionen Mitglieder. Die Adventisten zählen in Nordamerika über eine Million erwachsen getaufte Mitglieder und weltweit knapp 16 Millionen.

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