Der designierte Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit (48), will sich verstärkt für verfolgte Christen in islamischen Ländern einsetzen. "Wir können unsere Stimme erheben, um ihnen zu helfen", sagte Tveit in einem Pressegespräch nach seiner Wahl in Genf.
Hilfe und Fürsprache für christliche Minderheiten seien eine zentrale Aufgabe für seine im Januar 2010 beginnende Amtszeit, ergänzte der lutherische Theologe aus Norwegen. Der Zentralausschuss des ÖRK wählte Tveit am 27. August für fünf Jahre in das höchste Amt dieser ökumenischen Dachorganisation. Der Weltkirchenrat repräsentiert rund 560 Millionen Christen.
"Es gibt allerdings keine einfache Antwort", sagte Tveit auf die Frage, wie er verfolgten Christen unterstützen wolle. In einer Reihe islamischer Staaten wie Saudi Arabien werden Christen an ihrer Religionsausübung offen behindert und diskriminiert. Tveit betonte, er wolle seinen Beitrag dazu leisten, das Verhältnis des Christentums zum Islam insgesamt zu verbessern. "Wir müssen uns alle als Mitmenschen betrachten", forderte er. Olav Fykse Tveit nannte in diesem Zusammenhang die unter seiner Mitwirkung entstandenen "Leitlinien für interreligiöse Beziehungen", die im Februar 2009 vom Rat der Norwegischen Kirche für ökumenische und internationale
Beziehungen verabschiedet wurden.
Auf die künftigen Beziehungen zwischen dem ÖRK und der römisch-katholischen Kirche angesprochen, betonte Tveit, dass er eine enge Kooperation mit der katholischen Kirche anstrebe. "Ich finde es sehr wichtig, dass wir diese Zusammenarbeit fortsetzen und weiterentwickeln. Der Beitrag der römisch-katholischen Kirche zur theologischen Arbeit, aber auch zu vielen sozialethischen Problemstellungen ist sehr wichtig; sie ist eine weltweite Kirche, und auch der Weltkirchenrat ist eine globale Institution. Wir können deshalb auch viel austauschen und die heutigen Herausforderungen gemeinsam angehen."
In der lutherisch geprägten Norwegischen Kirche gilt der Skandinavier Tveit als erfahrener Kirchendiplomat mit Organisationstalent. Über ein mögliches Treffen mit Papst Benedikt XVI. meinte der neu gewählte ÖRK-Generalsekretär: "Ich möchte sehr gern mit ihm über unsere gemeinsame Herausforderung sprechen... und auch über unseren gemeinsamen Glauben. Ich habe ihn gehört und gelesen; er ist ein sehr wichtiger Beiträger zu unserem gemeinsamen christlichen Verständnis. Ich denke, wir haben viel miteinander zu besprechen." Es sei allerdings noch zu früh, um über einen Termin zu reden, so Tveit.
Zu seinem Führungsstil sagte Tveit, er wolle so offen wie möglich agieren. Unter seiner Führung sollten die Kirchen des Weltkirchenrates vertrauensvoll kooperieren. In einer kurzen Dankesrede nach seiner Wahl sagte Tveit: "Ich bin überzeugt davon, dass Gott mich zu dieser Aufgabe berufen hat. Ich glaube, wir haben eine Menge gemeinsam zu tun."
Der Norweger folgt dem Kenianer Sam Kobia (62) als Generalsekretär. Tveit setzte sich im ÖRK-Zentralausschuss gegen den 61 Jahre alten Park Seong Won von der reformierten Presbyterianischen Kirche von Korea durch. Der promovierte Theologe ist verheiratet und Vater von drei Kindern.