Seit dem 4. Oktober hatten im Vatikan rund 400 katholische Bischöfe, Ordensleute und Laien über den Themenbereich "Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" diskutiert. Mit der Übergabe von 57 Vorschlägen, so genannten "Propositiones" an Papst Benedikt XVI. sind die Arbeiten der zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika am 24. Oktober zu Ende gegangen. Den feierlichen Abschluss bildete am Sonntag ein Gottesdienst im Petersdom mit Papst Benedikt XVI. Er forderte zum Abschluss der Afrikasynode Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden für den Schwarzen Kontinent. Versöhnung sei unverzichtbar für gerechte Beziehungen zwischen den Menschen und für einen dauerhaften Frieden, sagte er beim feierlichen Abschlussgottesdienst.
Das katholische Kirchenoberhaupt beklagte, dass nach wie vor viele Menschen in Afrika unter Armut Krankheit, Ungerechtigkeit, Krieg, Gewalt und Vertreibung litten. Die Kirche müsse die christliche Botschaft verkünden und zugleich für die leiblichen Belange des Menschen eintreten. Sie müsse mit allen Mitteln dazu beitragen, "dass keinem Afrikaner das tägliche Brot fehlt", forderte Benedikt XVI. "Habe Mut! Erhebe dich, afrikanischer Kontinent", appellierte der Papst an die Teilnehmer.
Der Papst hat jetzt die Aufgabe, die Beratungen und die Vorschläge der Bischöfe aufzugreifen und ein nachsynodales Schreiben zu verfassen.
Nach Angaben von Radio Vatikan stellten die katholischen Bischöfe Afrikas an die Kirche klare Forderungen. Da Religion politisch instrumentalisiert werde, brauche es auf allen Ebenen einen interreligiösen Dialog mit dem Islam und Afrikas traditionellen Religionen, so die Bischofssynode. Die Teilnehmer sagten Nein zur Todesstrafe, Nein zu diskriminierenden Einwanderungsbestimmungen, die Flüchtlinge als Kriminelle abstempeln, Nein zur Genitalverstümmelung bei Mädchen, Nein zu Abtreibung auch nach einer Vergewaltigung.
Dieses zweite Bischofstreffen für Afrika setzte ethische Massstäbe für das Wirken der Kirche auf dem Kontinent, sagte Kurienkardinal Peter Turkson, der Generalrelator (Sonderberichterstatter) der Synode. Turkson ist Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Alle Bischöfe, Experten und Hörer konnten ihre Erfahrungen und Wünsche einbringen.
Die Afrikasynode sei ein Beispiel "kirchlicher Gemeinschaft und kollegialer Verantwortung". Andere kirchliche Einrichtungen und Ämter sollten sich davon inspirieren lassen, heisst in zweiten Punkt der Propositiones. Die Synodenväter selbst verstünden ihre Versammlung als "Neues Pfingsten" und animierten zu mehr Zusammenarbeit in der Heimat, zu kontinentalen Priester-, Laien- und Frauenräten.
Die katholische Kirche sollte sich "in den Dienst der Armen, der Waisen und der Ausgeschlossenen stellen," so der aus Ghana stammende Kurienkardinal Turkson. Die Bedürftigsten seien die, die zu wenig Aufmerksamkeit bekämen: die Frauen in Afrika, die jungen Leute und die Kinder, die Inhaftierten, die Drogenabhängigen und Opfer zahlreicher Auseinandersetzungen, betonte er.
Im "verwundeten Afrika" könne und müsse die römisch-katholische Kirche Werte vorleben und so Einfluss auf die Politik nehmen. Der Erzbischof von Luanda, Damiao Franklin, brachte als Sondersekretär in der Synode die Erfahrungen aus dem von Bürgerkriegen geplagten Angola ein.
Verletzungen der Menschenrechte, Korruption und Straffreiheit nach Staatsstreichen und Kriegen existierten noch immer in vielen Ländern, unterstrichen die Bischöfe "voll Traurigkeit" in ihrem Schlussdokument. Demokratische Prinzipien würden mit den Wurzeln ausgerissen und für Despoten bliebe ihrerseits blosse Verachtung, hielten die Bischöfe fest. Angolas Erzbischof deckte diese Wunden nicht zu, meinte jedoch, dass einem "Afropessimismus" nicht stattgegeben werden dürfe.