In Russland entscheidet sich ein Drittel der Schüler für orthodoxen Religionsunterricht. Bei einem Pilotprojekt an mehr als 10.000 Schulen in einigen Regionen wählten zugleich zwei Drittel der Viertklassler Ethikunterricht oder das Fach "Geschichte der Weltreligionen".
Wie die Tageszeitung "Moskowskij Komsomolez" am 16. März berichtete, sollen die neuen Wahlfächer zwei Jahre erprobt werden. 2012 sollen sie dann an allen Schulen des Landes eingeführt werden.
Bei dem Pilotprojekt erteilen weltliche Lehrer in den vierten Klassen russisch-orthodoxe, islamische, buddhistische und jüdische Religionslehre. Alternativ wird ein Fach über die Geschichte und Kultur der Weltreligionen sowie Ethikunterricht angeboten. Römisch-katholische und evangelische Religionslehre ist nicht vorgesehen.
Die landeweite Einführung des Religionsunterrichts geht auf eine Entscheidung des russischen Staatspräsidenten Dimitri Medwedew zurück. Der Staatspräsident erhofft sich davon eine Stärkung der moralischen und geistlichen Grundlagen sowie der Einheit in der multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft Russlands.
Der Religionsunterricht wurde in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 verboten. Seit 2006 unterrichten Geistliche in einigen Regionen Russlands "Grundlagen der orthodoxen Kultur".
Dem religionsstatistischen Werk "Gebet für die Welt" zufolge sind von den rund 143 Millionen Einwohnern Russlands etwa 54 Prozent Christen, 31 Prozent Nichtreligiöse, 10 Prozent Muslime, 0,7 Prozent Buddhisten und 0,3 Prozent Juden. Der Rest gehört anderen Religionen an. Die russisch-orthodoxe Kirche hat diesen Angaben zufolge rund 60 Millionen Anhänger; sie selbst spricht von mehr als 100 Millionen. Die Katholiken zählen "Gebet für die Welt" zufolge etwa 1,5 Millionen, die Baptisten insgesamt rund 350.000 Mitglieder. Hinzu kommen etwa 300.000 Angehörige von Pfingstkirchen, 250.000 Lutheraner und 50.000 Siebenten-Tags-Adventisten.