Die hessische Landesregierung hat wegen der massiven Missbrauchsvorwürfe gegen Lehrer eine Sonderprüfung aller 33 Internatsschulen in dem Bundesland angeordnet. Wie so eine Inspektion in der Praxis aussehen könne, zeigte die Sendung ARD-Tagesthemen vom 18. März am Beispiel des Schulzentrums Marienhöhe Darmstadt, einer Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Zu sehen waren Vertreter des Schulamtes Darmstadt unter Leitung von Horst-Dieter Kaspar im Gespräch mit der Schülervertretung sowie mit Schulleiter Gunter Stange, der die Inspektion begrüßte: „Ich finde es sehr gut, dass diese Überprüfungen gerade an privaten Schulen stattfinden, weil es einfach notwendig ist, dass diese Vorfälle wirklich aufgeklärt werden.“
Erst wenige Stunden zuvor hatte die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) in Wiesbaden angekündigt, dass alle hessischen Internate solch einen Besuch vom Schulamt bekommen würden. Sie wolle sich ein realistisches Bild machen, hoffe aber auch auf Prävention. Die Ministerin: "Man darf nicht alle Internatschulen unter Generalverdacht stellen, aber trotzdem muss man mit den Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulleitung darüber reden und versuchen, ganz konkrete Mittel einzusetzen: Zum Beispiel unabhängige Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler, zu denen sie sich hintrauen."
Bei der Inspektion im Schulzentrum Marienhöhe ging es auch um einen Fall des Missbrauchs aus den 1980er Jahren. Der damalige Täter war ein externer Musiklehrer, der Unterrichtsräume stundenweise angemietet hatte.
Horst-Dieter Kaspar, Leiter des Schulamts Darmstadt, hob hervor, dass durch die Inspektionen vor Ort die Möglichkeit des Gesprächs mit Schülerinnen und Schülern bestehe, „sofern sich diese ihnen gegenüber öffnen“, damit Sachverhalte, „die im Verborgenen schlummern, ans Tageslicht kommen können“. Ein Problem sei bei diesen Inspektionen noch offen, das im Bereich der Zuständigkeiten liege: Das Schulamt sei nur für die Schulräume zuständig. Für den Wohnbereich – also das Internat – habe aber das Jugendamt die Verantwortung. Da sei Kompetenzgerangel zu erwarten.
Das 1924 gegründete Schulzentrum Marienhöhe der Siebenten-Tags-Adventisten mit Gymnasium, Kolleg, Realschule und Internat hat zur Zeit 684 Schülerinnen und Schüler.