Als 1990 die Delegierten der 55. Vollversammlung der Generalkonferenz (Weltsynode) der Siebenten-Tags-Adventisten in Indianapolis/USA die Initiative "Globale Mission" beschlossen, war es das Ziel, bis zum Jahr 2000 die damals weltweit 1.800 Volksgruppen, von denen jede mindestens eine Million Menschen umfasste und in denen es keine Adventisten gab, missionarisch zu erreichen. Dieser Beschluss sei mit einem Umdenken verbunden gewesen, heisst es in dem Artikel "Mission ist wichtig" der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) "Adventist World".
Laut Pastor Gary D. Krause, Direktor der Abteilung Adventistische Mission der Generalkonferenz, hätten Adventisten, wie andere christliche Kirchen auch, ihr Geld und Personal hauptsächlich dort eingesetzt, wo sie am stärksten vertreten waren, da dort die meisten Taufen zu erwarten gewesen seien. Jetzt sollten Ressourcen gezielt in Gegenden fliessen, in denen es keine Adventisten und oft auch keine Christen anderer Konfessionen gab.
Während früher Pastoren als Missionare in bereits etablierte Gemeinden ausgesandt worden wären, seien jetzt die "Missionspioniere" hinzugekommen, berichtete Krause. Diese wären Laien, die für ein geringes Entgelt von der Kirche angestellt würden, um eine neue Gemeinde zu gründen. "Ein Missionspionier sieht aus wie alle anderen, lebt wie alle anderen, dient den Menschen als einer der ihren, freundet sich mit Menschen an und baut Brücken." Es gehe nicht nur darum, an einen Ort zu ziehen, um das Evangelium zu vermitteln, sondern gleichzeitig auch christliche Werte vorzuleben, so Krause. Diese Missionspioniere würden heute mindestens drei bis fünf Jahre in ihrem Einsatzgebiet bleiben, um neue Gläubige und Gemeinden in ihrem Christsein zu festigen.
Um Kultur und Sitten anderer Völker besser verstehen zu können, habe die Generalkonferenz im Rahmen von "Globale Mission" Studienzentren mit dem Ziel eingerichtet, sich intensiv mit verschiedenen Religionen und Weltanschauungen vertraut zu machen. Neben dem Zentrum für adventistisch-muslimische Beziehungen auf Zypern, gebe es das "Jüdisch-Adventistische Freundschaftszentrum" in Jerusalem, um das weltweite Judentum näher kennenzulernen. Weitere Studienzentren befänden sich für den Hinduismus in Hosur/Indien, für den Buddhismus in Nakhon Luang/Thailand und für den postmodernen sowie säkularen Menschen in St. Albans/England. In den Instituten würden laut Krause Missionspioniere ausgebildet und Materialien zur Kontaktaufnahme mit bestimmten Volksgruppen erarbeitet.
Die ersten finanziellen Mittel für "Globale Mission" wären 1990 aus dem Verkauf des kircheneigenen Gesundkostwerkes "Loma Linda Foods" in den USA gekommen, teilte Krause mit. Von 2005 bis 2009 seien 6.765 Projekte mit 9.702 Missionspionieren für 163 Länder bewilligt worden. Die Gesamtkosten hätten dafür 68,3 Millionen US-Dollar (49,5 Millionen Euro) betragen. Die Gebetstagsgaben, welche in den adventistischen Gemeinden weltweit am Ende der jährlichen Gebetswoche im Herbst gegeben würden, kämen Projekten von "Globale Mission" zugute. Darüber hinaus gebe es grössere Einzelspenden.
Trotzdem sei das Ziel von 1990, bis zum Jahr 2000 die damals 1.800 Volksgruppen missionarisch anzusprechen, bis heute nicht erreicht worden, stellte Pastor Krause fest. Zwar habe sich die Mitgliederzahl der Adventisten in den letzten 20 Jahren weltweit von sechs Millionen auf 16,6 Millionen erhöht, doch es gebe immer noch 1.400 Volksgruppen ohne adventistische Präsenz. Das liege auch daran, dass seit 1990 die Weltbevölkerung um zwei Milliarden Menschen gewachsen sei. Ohne die Initiative "Globale Mission" hätte es allerdings 3.600 noch unerreichte Gruppen gegeben.
Die grösste Herausforderung jeder christlichen Mission stelle heute das sogenannte 10/40-Fenster dar, betonte Krause. Das Gebiet erstrecke sich vom 10. bis 40. nördlichen Breitengrad, also von Nordafrika bis nach China. Dort lebten 60 Prozent der Weltbevölkerung, von denen die grosse Mehrheit keine Christen seien. Gerade in diesem Gebiet habe die Zuwachsrate der adventistischen Kirche in den letzten 20 Jahren 270 Prozent gegenüber 90 Prozent im Rest der Welt betragen. Neben dem 10/40-Fenster nannte Krause als weitere Herausforderung für die adventistische Mission die Megastädte dieser Welt, in denen es nur vergleichsweise wenige Adventisten gebe. Eine dritte Herausforderung bestehe in der wachsenden Zahl säkularer und postmoderner Bevölkerungsgruppen in Westeuropa und Nordamerika.