Friedbert Ninow, M.A., PHD , Kampagnenleiter © Foto: Eli Diez

Jordanien: Archäologische Forschung der Theologischen Hochschule Friedensau

Friedensau bei Magdeburg/Deutschland | 19.11.2010 | APD | Biblische Archäologie

Die diesjährige archäologische Forschungskampagne des Instituts für Biblische Archäologie der Theologischen Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magedburg hatte das Ziel, in Jordanien eine digitale Karte der Grabungsstätte von al-Balua im zentral-moabitischen Ostjordanland zu erstellen. Neben Mitarbeitern aus Friedensau nahmen an der Exkursion Forscher der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, Archäologen des Oriental Institute der Universität von Chicago und Fachleute für GPS-Vermessungen der Andrews-Universität (Michigan/USA) teil.

Die Grösse der Anlage und die architektonischen Überreste, die in sehr unterschiedlichem Erhaltungsgrad an der Oberfläche auszumachen und über eine grosse Fläche verstreut seien, liessen einen klaren Überblick zunächst nicht zu, erläuterte Kampagnenleiter Friedbert Ninow (Friedensau). Erst durch Luftbilder werde das „ungeheure Ausmass“ von al-Balua deutlich. Die Fläche belaufe sich auf fast 20 Hektar. „Sie ist damit eine der grössten archäologischen Stadtanlagen in Jordanien.“ Wollte man die Anlage umrunden, müsste man eine Strecke von etwa 2,2 Kilometern zurücklegen.

Siedlungsgeschichtlich lasse sich al-Balua laut Ninow in zwei Hauptbereiche unterteilen. Im südwestlichen Teil der Anlage fänden sich die jüngsten Siedlungsschichten aus der ayyubidisch-mamlukischen Epoche (etwa 12. bis 15. Jahrhundert n. Chr.). Die islamischen Siedler hätten ihre Stadt nicht auf den Resten der älteren Stadtanlage aufgebaut, sondern einen neuen Baugrund gesucht. „Dazu benutzten sie offensichtlich die älteren Baureste als Steinbruch.“ Diese mittel-islamische Siedlung scheine im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen zu haben. Es sei im südlichen Bereich eine Reihe von administrativen Gebäuden von erstaunlichen Ausmassen entstanden.

Die grosse Siedlungsfläche im Norden und Osten der Anlage (etwa 14 Hektar) weise Siedlungsspuren aus der Frühen Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.), der Mittleren Bronzezeit (2000 bis 1550 v. Chr.), der Eisenzeit (1200 bis 500 v. Chr.) und der Römisch-Nabatäischen Siedlungsepoche (1. Jahrhundert n. Chr.) auf. Keramik, die in verschiedenen Oberflächenbegehungen aufgelesen wurde, wies, so Friedbert Ninow, auf eine mögliche Besiedelung während der Späten Bronzezeit (1550 bis1200 v. Chr.) hin. Ausgegrabene Schichten aus dieser Epoche lägen bis jetzt allerdings noch nicht vor. Der frühere Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau, Professor Dr. Udo Worschech, der seit 1983 in diesem Gebiet forscht, hat bereits in mehreren Grabungskampagnen bedeutende eisenzeitliche Überreste freigelegt. „Im Jahr 2008 konnten die ersten römisch-nabatäischen Schichten in al-Balua identifiziert werden.“ Die Untersuchung der Befestigung hat ergeben, dass die Stadtanlage zur Eisenzeit von einer Doppelmauer (Kasemattenmauer) umgeben war.

Bei der mit Hilfe eines GPS-Systems vermessenen Stadtanlage kam ein zwölf Meter langes Stativ zum Einsatz, an dessen Spitze eine Kamera Luftbilder aufnahm, die anschliessend in die GIS-Software (Geographic Information System) eingebunden wurden und den Verlauf von Mauern im Kartenmaterial darstellten. Die Vermessung der gesamten Anlage sei in einer vierwöchigen Kampagne nicht realisierbar gewesen, informierte Ninow. Deshalb müsse die angefertigte Karte der Stadt in den folgenden Jahren weiter ergänzt werden. Schon jetzt werde allerdings deutlich, dass al-Balua vor allem während der Eisenzeit kein „Dörfchen“ am Rande der Wüste, sondern die grösste Stadtanlage des zentral-moabitischen Plateaus, wenn nicht des gesamten Ostjordanlandes, während des 1. Jahrtausends v. Chr. gewesen sei. „Der Geschichte und Bedeutung dieser archäologischen Fundstätte muss in den nächsten Kampagnen nachgegangen werden“, hob Ninow hervor.

(3828 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.