Als höchstrangiger türkischer Staatsvertreter seit mehr als einem halben Jahrhundert hat Vize-Ministerpräsident Bülent Arinç am 4. Januar das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel besucht. "Ich hoffe, dass dies ein guter Neubeginn ist", sagte Arinç nach Medienberichten bei seinem Besuch im griechisch-orthodoxen Patriarchat in Istanbul.
Demnach betonte Arinç in seinem einstündigen Gespräch mit Patriarch Bartholomäus I. die Entschlossenheit der Regierung, die rechtlichen Hindernisse für die Wiedereröffnung des orthodoxen Priesterseminars Chalki auszuräumen. Der stellvertretende Ministerpräsident verurteilte auch den Bombenanschlag in der Silvesternacht auf eine koptische Kirche in Alexandria, Ägypten, bei dem 21 Menschen ums Leben kamen. Zudem kündigte er weitere Reformen zur Verbesserung der Lage der christlichen Minderheit in der Türkei an.
Laut Kathpress begrüsste Patriarch Bartholomäus I. den Besuch des stellvertretenden Ministerpräsidenten als "Gelegenheit, der Regierung für ihre jüngsten Reformen zugunsten unserer und anderer Gemeinden zu danken". Der Patriarch erinnerte auch an die Schliessung des Priesterseminars Chalki vor 40 Jahren.
Zum Abschied wurden Bülent Arinç historische Fotos von der letzten Visite eines türkischen Ministerpräsidenten im Amtssitz des Patriarchen überreicht. Adnan Menderes besuchte im Jahr 1952 das Patriarchat. Er wurde später vom Militär gestürzt.
Als erster Regierungschef seit Menderes hatte sich Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor zwei Jahren mit dem Patriarchen getroffen, ohne allerdings selbst ins Patriarchat zu kommen.
Bartholomäus I. ist das Oberhaupt des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, das auch als Kirche von Konstantinopel bezeichnet wird. Ihr gehören rund 3,5 Millionen orthodoxe Christen, vorwiegend in Diözesen im heutigen Griechenland, um Thessaloniki, auf Kreta und der Inselgruppe Dodekanes an. Der Patriarch gilt auch als Ehren-Oberhaupt von etwa 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt. (Mit News-Input von Kathpress, Wien)