Am 8. Februar haben sich Vertreter traditioneller Religionsgemeinschaften in Russland auf Einladung des orthodoxen Patriarchen Kyrill I. mit Vladimir Putin, Ministerpräsident und Präsidentschaftskandidat im Kloster St. Daniel zum Austausch über sozial-politische Themen getroffen. Laut Interfax-Religiia bestätigte Dmitry Peskov, Putins Pressesprecher, dass das zweistündige Treffen im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl vom 4. März gestanden habe.
Aus politischen Gründen sei in der Residenz des Patriarchen nicht über Politik gesprochen worden, heisst es im Bericht, trotzdem sei es mit grosser Wahrscheinlichkeit das politischste Treffen der Religionsführer gewesen, da sie sich dabei für das zukünftige Russland entschieden hätten. In diesem Sinn sei das Treffen als historisch einzustufen.
Auch wenn sie nicht jedem Entscheid Putins zustimmen könnten und einiges ohne Zögern kritisiert hätten, erwiderte Patriarch Kyrill I. die Eingangsadresse Putins, so sähen sie in ihm den Kandidaten mit den besten Chancen für die Präsidentschaft.
„Ich möchte Ihnen, Vladimir Vladimirovich, zuerst für alles danken, was sie für die Juden gemacht haben, aber nicht nur für unsere Gläubigen, sondern für die Religion im Allgemeinen“, sagte Oberrabbiner Berl Lazar gemäss Portal-credo.ru. „Wir glauben, dass die Zukunft noch besser wird.“
„Sie haben uns die Gegenwart gesichert und wir erwarten eine grosse Zukunft mit Ihnen“, sagte Pastor Vasily Stolyar an Putin gewandt. „Wir beten für sie, weil wir glauben, dass jede Autorität von Gott ist. Der Herr segne sie!“ Pastor Stolyar ist zuständig für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Euro-Asien Kirchenleitung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Stolyar ist seit 2011 Mitglied des Komitees des russischen Präsidenten für die Zusammenarbeit mit den Religionen, dem 12 Staats- und 17 Religionsvertreter angehören.
Pfarrer Igor Kowalewski, Generalsekretär der Konferenz der römisch-katholischen Bischöfe in Russland, habe das Problem einer konfiszierten Kirche in Moskau angesprochen, schreibt Nikolaus von Twickel, Journalist bei The Moscow Times. Kowalewski habe nicht wie sein adventistischer Vorredner Putin versprochen, für ihn zu beten.
Ministerpräsident Putin habe die Huldigungen der Religionsvertreter in Bescheidenheit und einem zufriedenen Lächeln entgegengenommen, heisst es im Bericht von portal-credo.ru.
Wie der Kommunikationsdienst des Ministeriums für externe Kirchenbeziehungen (DECR) berichtet, hätten die Religionsführer die Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche bei sozialen und erzieherischen Projekten gelobt und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften unter der Federführung des Patriarchats von Moskau betont.
Laut DECR haben am Treffen mit Putin Vertreter der Russisch-Orthodoxe Kirche, der Altorthodoxen, der Armenischen Apostolischen Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der Pfingstkirchen, der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sowie Vertreter der Buddhisten, Juden und Muslime teilgenommen.