Alliance Sud, die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft der grossen Schweizer Hilfswerke, kritisiert die Ecopop-Initiative „Stopp der Überbevölkerung“, die am 2. November eingereicht wird, als nicht zielführend, wie die Arbeitsgemeinschaft in einer Medienmitteilung schreibt. Die Initiative habe den falschen Ansatz, um die globalen Umweltprobleme zu lösen, ignoriere die strukturellen Ursachen des hohen Bevölkerungswachstums und verkenne, was die Entwicklungszusammenarbeit bereits heute leiste.
Laut Alliance Sud reduziere die Ecopop-Initiative die globalen Umweltprobleme auf das Bevölkerungswachstum nach dem Motto: je mehr Menschen, desto stärker die Belastung der endlichen Ressourcen. Dabei würden die riesigen Unterschiede im Ressourcenverbrauch unterschlagen. Nicht die Zahl der Menschen sei für die Umweltbelastung entscheidend, sondern deren Ressourcenverbrauch. Wer die ökologischen Probleme an der Wurzel packen wolle, müsse bei den verschwenderischen Konsum- und Produktionsmustern in den reichen Ländern ansetzen, beispielsweise mit einer massiven Verteuerung der Energie.
Auch die Forderung, zehn Prozent der Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit für Familienplanung zu reservieren, schiesse am Ziel vorbei, so die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft. Es sei nicht nachvollziehbar, warum gerade diese Massnahme der Entwicklungszusammenarbeit in der Verfassung festgeschrieben werden solle.
Zudem würden die InitiantInnen verkennen, dass die Entwicklungszusammenarbeit zur Reduktion des Bevölkerungswachstums schon jetzt viel leiste, wenn auch über andere Ansätze. Die Hilfswerke versuchten bei den Ursachen des hohen Bevölkerungswachstums anzusetzen: Mangelnde Bildung von Mädchen und Frauen, schlechte Gesundheitsvorsorge von Kindern und Müttern, fehlende Emanzipation aus Unterdrückung und Diskriminierung. Diese Bemühungen der Hilfswerke seien mit ein Grund, dass die Bevölkerungszuwachsraten in Entwicklungsländern fallen würden. Dafür werde bereits heute mehr als zehn Prozent des Entwicklungsbudgets ausgegeben.
Ecopop ignoriere die strukturellen Ursachen des Bevölkerungswachstums, schreibt die Allianz der Hilfswerke weiter, denn hohe Geburtenraten seien primär armutsbedingt. Viele Eltern in Entwicklungsländern entschieden sich aus Gründen der Existenzsicherheit für viele Kinder: als zusätzliche Arbeitskräfte und tatkräftige Unterstützung bei Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit. Der Entscheid für viele Kinder beruhe selten auf Freiwilligkeit, sondern sei Ausdruck einer wirtschaftlichen Zwangslage und Rechtlosigkeit.
Positionspapier von Helvetas Swiss Intercooperation: „Bevölkerungswachstum und Entwicklungszusammenarbeit“:http://assets.helvetas.org/downloads/helvetas_factsheet_bevoelkerungswachstum.pdf
Die Ecopop Volksinitiative
Die Eidgenössische Volksinitiative der Umweltorganisation Ecopop (Association Ecologie et Population) wolle die Überbevölkerung stoppen, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern, heisst es auf der Ecopop Website. Durch die Unterstützung von „freiwilliger Familienplanung solle das dramatische Wachstum der Weltbevölkerung“ gesenkt, den zur Verfügung stehenden Lebensgrundlagen angepasst und die hohe Nettozuwanderung in die Schweiz beschränkt werden.
Laut Ecopop geht es der Umweltorganisation um „die Belastung der Erde durch die Menschheit, unabhängig von Rasse, Staatenzugehörigkeit oder Religion.“ Die Forderungen der Organisation seien weder fremdenfeindlich noch rassistisch motiviert. Für Ecopop sei die Bevölkerungsdichte massgebend, „unabhängig davon, woher die Menschen“ stammten!