Die wissenschaftliche Ausgabe des Neuen Testaments, das Novum Testamentum Graece, ist jetzt neu in der 28. Auflage bei der Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart, erschienen. Das nach seinen früheren Herausgebern auch als „Nestle-Aland“ bezeichnete Standardwerk ist weltweit Grundlage für Bibelübersetzungen und für die wissenschaftliche Arbeit. Der Text wird am Institut für neutestamentliche Textforschung (INTF) an der Universität Münster erarbeitet.
Die 28. Auflage des Nestle-Aland biete vor allem eine gründliche Revision des textkritischen Apparats. „Der Apparat ist jetzt übersichtlicher und einfacher zu nutzen“, teilte Dr. Florian Voss, wissenschaftlicher Lektor der Deutschen Bibelgesellschaft, mit. Die neu entdeckten Papyri 117 bis 127 seien in die Ausgabe einbezogen. Die Verweisstellen am Rand wären systematisch überprüft und um Verweise auf frühjüdische Literatur ergänzt worden.
Ausserdem seien textkritische Erkenntnisse aus der Arbeit an der Editio Critica Maior in die Ausgabe integriert. Das Projekt Editio Critica Maior dokumentiere die gesamte griechische Textgeschichte des Neuen Testaments im 1. Jahrtausend. Die Neuerungen beträfen zunächst nur die sogenannten Katholischen Briefe des Neuen Testaments. Dort sei es zu mehr als 30 Änderungen des Haupttextes gekommen. Beim Haupttext handele es sich um den nach Ansicht der Herausgeber ältesten rekonstruierbaren Wortlaut des Neuen Testaments. Auf lange Sicht würden auch die anderen Teile des Neuen Testaments in Anlehnung an die in Entstehung befindliche Editio Critica Maior überarbeitet.
Die erste Ausgabe des Novum Testamentum Graece erschien 1898 bei der Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart. Der Theologe Eberhard Nestle verfolgte schon damals das Ziel einer wissenschaftlichen Handausgabe, tauglich für Studium, Schule und kirchliche Praxis.
Das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INFT) wurde 1959 in Münster von Professor D. Kurt Aland gegründet. Seit den 1950er Jahren hatte Aland bereits am Novum Testamentum Graece von Eberhard und Erwin Nestle mitgearbeitet. Im INTF wurde die Handausgabe dann weiter revidiert und ediert und als „Nestle-Aland“ zum Markenzeichen des Instituts. Die Arbeit führten Professorin Dr. Barbara Aland und Professor Dr. Holger Strutwolf fort.
Erstmals erscheint die neue Ausgabe des „Nestle-Aland“ zugleich in gedruckter und digitaler Form. Zudem wurde eine Ausgabe mit dem griechisch-deutschen Wörterbuch von Rudolf Kassühlke herausgegeben. Mehr Informationen unter www.nestle-aland.de.