Nacht- und Sonntagsarbeit in Tankstellenshops für Sonntagsallianz ein Dammbruch

Bern/Schweiz | 09.01.2013 | APD | Schweiz

Am 8. Januar hat die Sonntagsallianz Schweiz, mit 21 gewerkschaftlichen und kirchlichen Organisationen, das Referendum gegen die Anpassung des Arbeitsgesetzes lanciert. Das Parlament hat am 14. Dezember 2012 beschlossen bei Tankstellenshops an Hauptverkehrsachsen den 24-Stunden-Betrieb einzuführen. Aus Sicht der an der Sonntagsallianz beteiligten Organisationen drohe damit eine Verschlechterung des Arbeitsgesetzes sowie ein Dammbruch für den ganzen Detailhandel. Das habe auch Folgen für andere Branchen, weil der Gesetzesvorschlag das Arbeitsgesetz in einem zentralen Punkt aushöhle – dem Nacht- und Sonntagsarbeitsverbot und damit wichtige gesellschaftliche Freiräume untergrabe.

Wehret den Anfängen
„Der Gesetzesvorschlag ist ein gefährlicher Türöffner für weitere, radikale Liberalisierungsvorstösse im Parlament“, sagte Vania Alleva, Co-Präsidentin der Unia, an der Medienkonferenz „Die 7x24-Stunden-Einkaufsmöglichkeit ist ein Luxus“, so Klaus Stadtmüller, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin, „und rechtfertigt nicht, Arbeitnehmende zusätzlichen Belastungen und gesundheitlichen Risiken auszusetzen.“

Die Wirtschaft ist für den Menschen da, - nicht umgekehrt
Martin Werlen, Abt von Einsiedeln, hielt fest, dass aus christlicher Sicht „der Mensch nicht für die Wirtschaft da ist, sondern die Wirtschaft für den Menschen.“ Der arbeitsfreie Sonntag sei eine wertvolle Einrichtung, weil er der hektischen und unheilvollen Spirale von Leistungsdruck und Konsum Einhalt gebiete. Zudem setze der arbeitsfreie Sonntag ein Zeichen, dass im Leben nicht alles machbar sei und der Mensch Zeit zur Erholung und zum Auftanken brauche „und das nicht nur als Einzelwesen, sondern als Mitglied der Gesellschaft.“

Bezüglich der Vertretung durch die Sonntagsallianz der Anliegen von jüdischen und adventistischen Arbeitnehmenden, die den Samstag (Sabbat) als arbeitsfreien Ruhetag halten würden, meinte Kurt Regotz, Präsident Syna, dass es sich bei der Forderung nach dem arbeitsfreien Sonntag und damit einem gemeinsamen Ruhetag um ein gesamtgesellschaftliches Anliegen handle, an dem auch andere Glaubensgemeinschaften interessiert seien und davon profitierten.


Folgende Organisationen sind Mitglieder der Sonntagsallianz:
Christlich-soziale Partei Schweiz; Evangelische Frauen Schweiz; Evangelisch-methodistische Kirche; Evangelische Volkspartei Schweiz; Gewerkschaft Syna; Gewerkschaft Medien und Kommunikation – syndicom; Gewerkschaft Unia; Grüne Partei Schweiz; Justitia et Pax, Kommission der Schweizer Bischofskonferenz; Katholische Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung Schweiz; Personalverband des Bundes; SIT – Syndicat interprofessionnel de travailleuses et travailleurs (Genf); Schweizerische Gesellschaft für Arbeitsmedizin; Schweizerischer Bankpersonalverband; Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (Entscheid des Rates noch ausstehend); Schweizerischer Gewerkschaftsbund, SGB; Schweizerischer katholischer Frauenbund; Schweizerischer Verein Sonntagsfeier; Sozialdemokratische Partei Schweiz, SP; Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung; Travail.Suisse

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