Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Tschechischen Republik wird während der nächsten 30 Jahre jährlich 1,395 Millionen Franken (1,147 Millionen Euro) vom Staat erhalten, total 41,8 Millionen Franken (34,3 Millionen Euro) berichtete Adventist News Network (ANN). Noch im laufenden Jahr sollen die ersten Entschädigungszahlungen ausgerichtet werden, die kirchenintern an Institutionen und Departemente der Freikirche zur Förderung ihrer Aufgaben fliessen sollen.
16 Führer von Religionsgemeinschaften, darunter auch Pastor Mikuláš Pavlík, Präsident der Adventisten in Tschechien und der Slowakei, haben am 22. Februar in Prag je einen individuellen Vertrag mit dem tschechischen Premierminister, Petr Necas, unterzeichnet. Dieses Abkommen regelt die Kompensation der vom Tschechoslowakischen Staat unter kommunistischer Herrschaft ab 1948 den Kirchen und Religionsgemeinschaften enteigneten und beschlagnahmten Gütern. Adventistische Kirchenvertreter in Prag schätzten den Wert des verlorenen Kircheneigentums bei der Beschlagnahmung durch das kommunistische Regime 1952 auf 48,3 Millionen Franken (39,7 Millionen Euro). Das Regime brach 1989 in der sogenannten "Samtenen Revolution" zusammen.
„Die Unterzeichnung des Vertrags bedeutet, dass das rechtliche Verfahren bezüglich des Eigentumsschadens, den das kommunistische Regime den Siebenten-Tags-Adventisten beigefügt hat und dessen Wiedergutmachung, abgeschlossen ist", sagte Pastor Pavlík. Nach Angaben von ANN bestehe die Möglichkeit, dass die Adventisten in Tschechien auch Immobilien zurückerhalten werden.
Unter den 16 unterzeichnenden Religionsgemeinschaften seien auch die jüdische Glaubensgemeinschaft, die protestantische sowie die römisch-katholische Kirche vertreten, die von der Gesamtentschädigung der Tschechischen Regierung im Rahmen von 2.88 Milliarden Franken (2.36 Milliarden Euro) ihren Anteil erhalten werden.
„Mit der Unterzeichnung dieser Vereinbarungen schliessen wir die Bemühungen ab, die Eigentumsschäden zu kompensieren, die durch die Kommunisten verursacht worden sind“, sagte Necas bei der Zeremonie. „In den frühen neunziger Jahren haben wir als Staat die Wiedergutmachung als das wirksamste und gerechteste Mittel betrachtet um die Transformation unserer Wirtschaft zu erreichen. Die Kirche ist dabei ausgeschlossen worden, aber heute haben wir diesen Akt der Gerechtigkeit abgeschlossen.“ Die Tschechische Republik sei laut adventistischen Kirchenvertretern die letzte Regierung der ehemals kommunistischen Staaten, die eine Regelung dieser Art mit religiösen Organisationen zu erreichen gesucht habe.
Premierminister Necas, der auch Präsident der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) ist, sagte, dass das Abkommen „einen neuen, zeitgemässen Grund“ für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche gelegt habe. Nach Angaben von Adventist News Network seien unter kommunistischer Herrschaft die Gehälter von römisch-katholischen Priestern durch den Staat bezahlt worden, der eine strenge Kontrolle über die Tätigkeiten der Kirche ausgeübt habe. Die Siebenten-Tags-Adventisten hätten staatliche Zahlungen bis 2008 verweigert, als die Annahme von Staatsgeldern zur Voraussetzung für die Aufnahme der Verhandlungen zur Eigentumsentschädigung gemacht worden sei.
"Der Vertrag zur Wiedergutmachung setzt ein wichtiges Zeichen für Demokratie und Religionsfreiheit in der Tschechischen Republik“, sagte Bruno Vertallier, Präsident der adventistischen Kirchenleitung in West- und Südeuropa (Inter-europäischen Division).
In Tschechien, mit 10,5 Millionen Einwohnen, leben 7.491 Adventisten, die durch die Glaubenstaufe Mitglieder geworden sind. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Tschechien führt ein Theologisches Seminar, einen Verlag und zwei Medienzentren.
Im Jahr 2012 beschäftigte die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Tschechien 89 Mitarbeitende (Voll- und Teilzeit), führte im Inland vierzehn Projekte durch, vorwiegend in der Sozialhilfe sowie Beratungen für Opfer von Verbrechen und Ausbildung in Entwicklungszusammenarbeit. Im Ausland wurden 24 Projekte implementiert. Die 2012 von ADRA Tschechien aufgewendeten Mittel für ihre Arbeit liegen laut Angaben des Hilfswerks bei 2,38 Millionen Franken (1,96 Millionen Euro).