Das Schiffsunglück vom 3. Oktober, bei dem mehr als 300 Migranten beim Versuch die Insel Lampedusa/Italien zu erreichen, ertrunken sind, sowie das Schicksal von rund 10.000 Menschen, die laut Amnesty International in den letzten zehn Jahren bei der Überquerung des Mittelmeers ertrunken seien, habe das Thema Migration bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) gesetzt. Die Plenarsitzung fand vom 13. bis 15. November in Brüssel statt, wie die COMECE mitteilte.
Humanerer Ansatz bei der Migration
Man müsse zwar zwischen regulärer sowie irregulärer Migration unterscheiden und die gesetzlichen Bestimmungen respektieren, heisst es in der COMECE-Medienmitteilung, trotzdem bedürfe es einer grösseren Flexibilität und eines Gespürs für die menschlichen Aspekte bei der Migration.
Mehr Solidarität
Die rechtlichen Instrumente, die von allen anzuwenden seien, würden von den EU-Mitgliedsstaaten unterschiedlich gehandhabt. Die ans Mittelmeer angrenzenden Staaten hätten das Gefühl, zu grosse Lasten tragen zu müssen. In einem Brief an die in Brüssel versammelte COMECE hätten die bischöflichen Mitbrüder aus Malta um Solidarität mit ihrem Land gebeten.
Kohärentere EU-Migrationspolitik
Die Bischöfe seien der Ansicht, dass koordinierte Hilfe an die Herkunftsländer und die Unterstützung der Transitländer nötig sei, um die Migrationsströme zu bewältigen. Eine kohärentere EU-Migrationspolitik, die sich mit anderen Politikbereichen der Union, wie Handel, Entwicklungshilfe und Aussenbeziehungen, abstimme, sei wichtig. Die COMECE bestehe auf einem humaneren Ansatz bei Migration und Asyl und hoffe, zu der Neuordnung der zukünftigen EU-Innenpolitik ab 2014 beizutragen, heisst es in der Mitteilung.
Menschenhandel ist ein Skandal
In der Europäischen Union gebe es derzeit rund 880.000 Opfer von Menschenhandel. Viele seien Opfer der Sexindustrie, von Zwangsarbeit oder Organhandel. Moderne Sklaverei, sei eine der Folgen unkontrollierter Migration und sehr lukrativ.
Ein gut funktionierendes Rettungs- und Wiedereingliederungs-Programm der Abteilung „Menschenhandel“ von Scotland Yard und der Katholischen Bischofskonferenz von England und Wales sei von den Bischöfen als „best-practice“-Modell bezeichnet worden. Es soll katholischen Einrichtungen, insbesondere unter Einbezug von Ordensschwestern, in anderen EU-Mitgliedsstaaten bekanntgemacht werden.
Eine Kirche, die gastfreundlich ist
Die COMECE-Bischöfe seien über die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Migranten in einigen Teilen Europas besorgt. Migranten mit ihren Talenten und kulturellen Prägungen seien eine Chance für Gesellschaft und Pfarrgemeinden. Die Bischöfe wünschten sich, dass Migranten von Pfarrgemeinden in ganz Europa willkommen geheissen und sie alles tun würden, damit sich diese zu Hause fühlen könnten.